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Wissenswertes über die Burg Stettenfels in Untergruppenbach

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Sie ist das weithin sichtbare Wahrzeichen von Untergruppenbach: Über die Jahrhunderte haben zahlreiche Besitzer der Burg Stettenfels ihren Stempel aufgedrückt.

Mit ihren Wehrtürmen kündet die Burg noch von mittelalterlichem Trotz. Im Kontrast dazu stehen Renaissance-Elemente aus dem 16. Jahrhundert, als die Fugger die Stettenfels zu einem repräsentativen Schloss umbauen ließen. 
Foto: Archiv/Barth
Mit ihren Wehrtürmen kündet die Burg noch von mittelalterlichem Trotz. Im Kontrast dazu stehen Renaissance-Elemente aus dem 16. Jahrhundert, als die Fugger die Stettenfels zu einem repräsentativen Schloss umbauen ließen. Foto: Archiv/Barth  Foto: Barth

"Bei Heilbronn lieblich zwischen Weinbergen" - so beschreibt Lion Feuchtwanger die Lage von "Schloss Stettenfels". Zu seinem Roman "Jud Süß" ließ sich der Literat vom Händel zwischen den Grafen Fugger und deren Lehnsherr, der Württembergischen Landesregierung inspirieren, der 1737 im Mord an einem Untergruppenbacher Bürger gipfelte. Diese Tat führte letztlich auch dazu, dass die Fugger die Stettenfels an das Haus Württemberg abtraten. Seit 1551 - mit einer kurzen Unterbrechung nach dem Dreißigjährigen Krieg - war die Burg bis dahin fast 200 Jahre lang im Besitz der Augsburger Bankiersfamilie.

Über die Ursprünge ist kaum etwas bekannt

In der langen Liste derer, die sich Hausherren auf Stettenfels nennen durften, sind aber selbst die einst so mächtigen Fugger nur einer von vielen Namen. Allein im 20. Jahrhundert wechselte die auf einer Sandsteinstufe östlich von Untergruppenbach gelegene Höhenburg zehn Mal den Besitzer. Wann genau sie erbaut wurde, ist nicht bekannt. Vermutet werden die Ursprünge im 11. Jahrhundert. Erstmals urkundlich erwähnt wird sie im Jahr 1356: Ein Schriftstück, das im Staatsarchiv Ludwigsburg aufbewahrt wird, dokumentiert, dass die Brüder Hans und Heinz Wigmar sowie deren Schwager Peter Fuer ihren Anteil an der Burg, am Dorf und der Gemarkung Gruppenbach an Burkard Sturmfeder verkauft haben. Dieser ließ um 1370 den mächtigen runden Burgfried bauen.

Im Sommer wird der Graben zur Festspielbühne.
Foto: Archiv/Mugler
Im Sommer wird der Graben zur Festspielbühne. Foto: Archiv/Mugler  Foto: Mugler

Umbau zum Renaissanceschloss

"Vor allem aber die Fugger haben die Stettenfels mit dem Schlosstrakt so umgestaltet, wie sie noch heute in großen Teilen erhalten ist", sagt Anja Weimar. Die Tochter des Fleiner Bauunternehmers und Architekten Roland Weimar, der die Anlage 1994 gekauft hat, bewohnt heute die Privatgemächer und ist Geschäftsführerin der Burg Stettenfels GmbH. Mitte des 16. Jahrhunderts hatte Anton Fugger, ein Neffe Jakobs des Reichen, die Burg gekauft, sein Sohn Hans ließ sie 1576 zu einem Renaissanceschloss umbauen. Unter Hans Fuggers Ägide wurde das Schloss auch wieder hergestellt, nachdem es 1594 einem verheerenden Brand zum Opfer gefallen war. Ebenfalls aus der Fugger-Zeit stammt die Steinbrücke, die den Burggraben überspannt, weiß Anja Weimar. Die Brücke führt zum Torhaus, hinter dem sich ein von Wohngebäuden umschlossener Innenhof mit einem Brunnen öffnet.

Aufwendige Modernisierung

Ob in Mittelalter, Barock oder Neuzeit - der Zugang zur Burg erfolgt traditionell vom Bergrücken her. Über diesen beschwerlichen Weg hinauf und hinab ließen die heutigen Besitzer nahezu die komplette Infrastruktur der Stettenfels auf Vordermann bringen. "Eine Ölheizung gab es zwar, die wir in Teilen übernommen haben, aber Gas-, Strom- und Abwasserleitungen mussten wir komplett neu legen lassen", erinnert sich Anja Weimar an die 90er Jahre. Auch die Grünanlage - hier soll einst die Vorburg gestanden haben - habe eher nach Urwald ausgesehen als nach einem Schlosspark, sagt sie lachend.

Der Brunnen im Innenhof ist seit längerem stillgelegt. Seine heutige Erscheinungsform hat er Anfang des 20. Jahrhunderts erhalten.
Foto: Archiv
Der Brunnen im Innenhof ist seit längerem stillgelegt. Seine heutige Erscheinungsform hat er Anfang des 20. Jahrhunderts erhalten. Foto: Archiv

Umbauten hatte es freilich zuvor bereits einige gegeben. So ließ etwa der Kölner Jurist Walter Putsch, der ab 1901 Schlossherr war, den heutigen Torbau, die Arkade und den Brunnen im Innenhof im damals zeitgenössischen Stil bauen. Unter ihm entstanden auch landwirtschaftliche Anlagen wie Ställe, Geräteschuppen oder eine Wagenremise im und östlich des Schlossparks.

Neuere Geschichte mündlich überliefert

"Zur neueren Geschichte habe ich viel von älteren Untergruppenbachern erfahren, etwa aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen", sagt Anja Weimar. Gerade die Historie von Siegfried Levi findet sie "hammerspannend". Zu den Nachfahren des jüdischen Schuhfabrikanten, dem die Burg von 1924 bis 1931 gehörte, ehe er vor den Nationalsozialisten zur Flucht gezwungen wurde und ins heutige Namibia zog, habe sie heute gute Kontakte.

Bewegende Geschichten gab es jeher um die Besitzer und ihre Burg, die nach wie vor so lieblich liegt zwischen Weinbergen.

Wechselhafte Nutzung

In ihrer langen Geschichte gab es etliche Versuche, die Stettenfels nicht nur als Wohnstatt zu nutzen. So wollten die Fugger im 18. Jahrhundert ein Kapuzinerhospiz errichten, die Bauten wurden 1735 zerstört. Bis 1888 hatte das staatliche Forstamt dort seinen Sitz. Der Schuhfabrikant Siegfried Levi errichtete in den 1920er Jahren ein Gestüt. Nach der "Arisierung" der Burg und der Flucht Levis wollten die Nationalsozialisten die Stettenfels zu einer Ausbildungsstätte für Parteikader umbauen. Ab 1946 betrieb die evangelische Kirche auf dem Areal ein Freizeit- und Altenheim. Roland Weimar setzt dort seit 1994 seine Idee einer kulinarisch und kulturell genutzten Burg um, ein geplanter Hotelbau scheiterte indes am Landschaftsschutz.

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