Wie sich Anfänger beim Schießen im 3D-Bogenparcours schlagen
Der 3D-Bogenparcours in Wüstenrot bietet Spaß und Entspannung pur in idyllischer Natur. Auf zwei Kilometern befinden sich 28 Stationen. Geübte können auch auf eine fliegende Eulen-Attrappe zielen. Ein Selbstversuch zeigt, es kommt auf die Technik an.

Ziehen, ziehen, ziehen. Bis der Mittelfinger am Mundwinkel ist - und dann loslassen." Helga Groß wird nicht müde, auf die Auszugslänge zu verweisen. Diese Technik ist unerlässlich. Für einen Anfänger, wie ich es bin, der wichtigste Tipp. Denn siehe da, den Bogen im Pistolengriff im ausgestreckten linken Arm, zieht und zieht der rechte die Sehne bis zum geforderten Anschlag. Dann zischt der Pfeil mit Spannung und Tempo heraus und bohrt sich ins Ziel - oder geht vorbei. Macht nichts. Ich habe genügend Erfolgserlebnisse im 3D-Bogenparcours des Schützenclubs Diana Oberheimbach.
Zugkraft des Bogens wird dem Schützen angepasst
Ein bisschen Bammel habe ich schon, mich zu blamieren. Aber Matthias und Sabine Rügler, erfolgreiche Bogenschützen des Vereins, zerstreuen meine Bedenken. Matthias Rügler sucht mir einen leichten Bogen aus. 16 englische Pfund Zugkraft ist nicht viel, er selbst schießt mit 45 Pfund.
Einweisung und Einschießen, bevor es auf die Strecke geht
Mit Armschutz am linken Unterarm geht's auf den Übungsplatz neben dem Schützenhaus unterhalb von Maienfels. Zwischen den Scheiben richtet sich eine Bär-Attrappe in Lebensgröße auf. Die soll ich anvisieren. Oha! Fehlschuss im Gras, Fehlschuss an der Scheibenhalterung - dann ein Treffer. "Neulinge brauchen Einweisung, damit sie ein Gefühl bekommen, auch für verschiedene Distanzen", sagt Matthias Rügler. "Damit man auch trifft, sonst macht es keinen Spaß."

Weiß-rote Wegmarkierungen sind gut sichtbar
Die Beine hüftbreit parallel zum Ziel, das gilt auch für den Körper, erklärt Groß, Mitglied in spe und begeisterte 3D-Bogenschützin, die Stellung. Und wie man den Bogen richtig hält, den Pfeil in den Nockpunkt setzt, Mittel- und Ringfinger unterhalb der Nocke, den Zeigefinger darüber. Das sind die Grundbegriffe, die ich mir schnell einpräge. Alle fünf Pfeile sind wieder im Köcher. Jetzt zieht es mich auf die Strecke. Den Plan stecke ich ein, aber die weiß-roten Wegmarkierungen sind gut sichtbar. Oberhalb des Schützenhauses ist der Einstieg - und sofort fühlt man sich in einer anderen Welt.
Auf teils engen Pfaden geht es rauf und runter
Der Parcours schlängelt sich durch wildromantischen Forst. An diesem brütend heißen, schwülen Tag kann man hier richtig durchatmen. Das Buchen- und Eichenblätterdach bietet Schatten, einzelne Sonnenstrahlen glitzern auf dem Grün. Totholz liegt kreuz und quer. Auf teils engen Pfaden geht es rauf und runter, auch über Steine im sanft dahin plätschernden Rappenbach. Die Wanderschuhe erfüllen ihren Zweck. Das Gelände ist abwechslungsreich und attraktiv. Eine Motorsäge ist der einzige Hinweise auf Zivilisation im Zauberwald.
Schnelligkeit und Eleganz
Gleich am ersten Abschusspflock bin ich beeindruckt. Rügler landet einen Volltreffer in einer der beiden Gemsen am Gegenhang - die Attrappen sind lebensgroß. Rügler besticht durch Schnelligkeit beim Abschuss. Der Bewegungsablauf von Groß ist elegant, geschmeidig. Beide schenken sich nichts. Hier ein Blattschuss in die Gemse, dort ein Treffer in die Kill-Zone des Bären, für die es die Höchstpunktzahl gibt.
Der perfekte Schuss
Das Krokodil muss bergab anvisiert werden, der Hirsch bergauf. Da gilt es, die Hüfte zu kippen. Die Könner nehmen an den blauen Pflöcken Aufstellung - aus Sicherheitsgründen hintereinander. Ich mache mich ganz gut, habe Riesenspaß, mein Ehrgeiz ist geweckt. Nach der dritten Station beachte ich die gelbe Anfänger-Marke nicht mehr, nehme die blaue. "Hab' Vertrauen in Dich und Deinen Schuss", ermuntert Groß mich. Unter Bogenschützen dutzt man sich. Ich lege auf den Bären an, der ganz schön weit entfernt steht. "Das ist ein Kill, ein perfekter", jubelt Sabine Rügler mir zu. Das Trio klatscht mich ab. "Für ein gutes Feeling musst Du den Pfeil selbst rausziehen", fordert mich Matthias Rügler auf.

Der Alltag ist wie weggeblasen
Sonst sammelt er die Pfeile ein. Das ist mir nicht unrecht. So kann ich Kraft sparen. Bogensport erfordert höchste Konzentration. Das ist anstrengend, aber unheimlich entspannend. Der Alltag ist wie weggeblasen. "Das Gesamtkonzept stimmt: Man ist draußen in der Natur, hat Ruhe und ist voll konzentriert", bestätigt Sabine Rügler meinen Eindruck.
Zum Parcours und zur Anmeldung
Seit November 2018 ist der 3D-Bogenparcours des Schützenclubs Diana Oberheimbach in Betrieb. Der Verein hat mit acht Privatwaldbesitzern Gestattungsverträge abgeschlossen. Sponsoren und die Gemeinde mit 2000 Euro trugen zur Finanzierung der Kosten von 8000 Euro bei. Mit der Resonanz auf diese Freizeitaktivität ist der Verein zufrieden. Mitglieder werben bei Wettkämpfen für die neue Attraktion.
Der Parcours ist zwei Kilometer lang und hat 28 Stationen, an der letzten können Geübte auch auf eine fliegende Eulen-Attrappe zielen. Eine Tageskarte für Erwachsene kostet zehn Euro, bis 16 Jahre fünf Euro. Wer Pfeil und Bogen sowie Armschutz und Handschuh ausleihen will, muss sich vorher online anmelden. Ansonsten tragen sich Teilnehmer in die Anmeldeliste beim Schützenhauseingang ein, stecken die Startgebühr in einem Umschlag in den Briefkasten. Die Regeln, die unter anderem Sicherheit, Verhalten und Parcourszeiten betreffen, sind ausgehängt. Weitere Infos: www. sc-diana.de.