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Überraschung zum Abschied in Talheim: Erhard Schoch ist sprachlos

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Nach 44 Jahren im Talheimer Gemeinderat bekommt der 68-Jährige die erste Ehrennadel der Kommune. Bürgermeister Rainer Gräßle spricht von einer schier ungelaublichen Leistung.

Von Sabine Friedrich
Diese zum Teil langgedienten Gemeinderäte wurden verabschiedet: (vorne v.l.): Dr. Michael Gantner, Eva Volz, Erhard Schoch, Regina Nicklauss, Renate Harzenetter, (hinten v.l.) Klaus-Peter Lobmüller, Markus Schüchtle und Wilfried Mistele. Es fehlt Martin Happel.
Foto: Andreas Veigel
Diese zum Teil langgedienten Gemeinderäte wurden verabschiedet: (vorne v.l.): Dr. Michael Gantner, Eva Volz, Erhard Schoch, Regina Nicklauss, Renate Harzenetter, (hinten v.l.) Klaus-Peter Lobmüller, Markus Schüchtle und Wilfried Mistele. Es fehlt Martin Happel. Foto: Andreas Veigel  Foto: Veigel, Andreas

Das ist nur selten der Fall: Erhard Schoch ist sprachlos. Sichtlich beeindruckt und gerührt. Er erhält als Erster die Ehrennadel der Gemeinde Talheim. Wer sonst hätte sie verdient als der 68-Jährige, der nach 44 Jahren seine kommunalpolitische Karriere bei den Freien Wählern beendet. Auch andere langjährige und verdiente Mitglieder des Gemeinderats hat Bürgermeister Gräßle am Montagabend verabschiedet, zum Teil mit Ehrungen des Gemeindetags.

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Die Überraschung ist gelungen. Das Geheimnis ist bis zuletzt gut gehütet worden. Schließlich hat Schoch noch mit seinen Ratskollegen über diese neu eingeführte Ehrung entschieden, auch darüber, wie die Nadel aussehen soll. Dass er sie selbst ans Revers geheftet bekommt, hat er nicht erwartet. Es ist nach der Ehrenbürgerschaft die zweithöchste Würdigung, die nur selten verliehen werden soll.

Die Überraschung ist gelungen: Erhard Schoch bekommt als Allererster die neu geschaffene Ehrennadel der Gemeinde von Bürgermeister Rainer Gräßle.
Foto: Sabine Friedrich
Die Überraschung ist gelungen: Erhard Schoch bekommt als Allererster die neu geschaffene Ehrennadel der Gemeinde von Bürgermeister Rainer Gräßle. Foto: Sabine Friedrich  Foto: Friedrich, Sabine

Gräßle: Seltenheitswert in Baden-Württemberg

Die konstituierenden Sitzung ist in den Kulturtreff verlegt worden. Rund 60 Zuhörer, größtenteils Familienangehörige, verfolgen die Verabschiedung und Einsetzung. Es ist ein festlicher Rahmen, viele Räte tragen einen dunklen Anzug und Krawatte, die Frauen haben sich schick gemacht. Bürgermeister Gräßle macht es spannend, behält sich die letzte Ehrung für Schoch vor. "Es geht um eine schier unglaubliche Leistung", so der Gemeindechef. Neun Mal gewählt, acht Mal im Amt bestätigt, stetig mit steigender Stimmenzahl, macht er die Dimension deutlich. Das sei einzigartig in der politischen Gemeinde und habe höchsten Seltenheitswert in Baden-Württemberg. Die Ehrungstabelle des Gemeindetags endet nach 40 Jahren.

Beispielgebendes Demokratieverständnis hervorgehoben

Schoch hat mit drei Bürgermeistern am Sitzungstisch gesessen: mit Robert Ehrenfried (bis 1977), Hansjörg Apprich (bis 2002) und die letzten 17 Jahre mit Rainer Gräßle. Bei allen Entscheidungen sei Schoch an der kommunalpolitischen Entwicklung der Gemeinde beteiligt gewesen. Gräßle charakterisiert die Mitarbeit des Landwirtschaftsmeisters: Er habe mit Sorgfalt und Umsicht agiert und diskutiert, stets den Bürger in den Mittelpunkt der Entscheidungen gestellt, das Große und Ganze gesehen, sich nicht in Einzelheiten verloren. Er betont "das beispielgebende Demokratieverständnis" des dreifachen Familienvaters, das umfassende Wissen über den Ort und seine Geschichte.

Schoch: Eine riesengroße Ehre und Verantwortung

Herzlicher und langanhaltender Beifall für den Geehrten brandet auf, der Gemeinderat erhebt sich, die Besucher tun es ihm gleich. Schoch findet dann doch schnell wieder Worte. Er dankt der Verwaltung für die vertrauensvolle Zusammenarbeit. "Ich habe so viele Leute kommen und gehen sehen." Zu den 14 Talheimern gehört zu haben, die über die Gemeinde bestimmen dürfen, sei eine großartige Sache gewesen. "Eine riesengroße Ehre, aber auch eine Verantwortung." Vielleicht sei er auch manchmal zu impulsiv gewesen, entschuldigt er sich fast. Ein Ratskollege habe mal zu ihm gesagt: "Erhard, werde doch nicht so laut", erzählt er mit seinem spitzbübischen Lächeln.

Tipps für die Nachfolger

"Schwätzet miteinander und nicht übereinander", gibt der Mann, der seit 48 Jahren der Freiwilligen Feuerwehr angehört und 40 Jahre dem Gesangverein, den neuen Räten mit auf den Weg. Talheim und die Bürger seien es Wert, dass man sich für sie einsetze. "Seht zu, dass ihr eine ordentliche Streitkultur weiter pflegt, achtet einander", ergänzt er weiter, was ihm am Herzen liegt.

Liebeserklärung für seine Ehefrau

Apropos Herz: Dann überrascht Schoch seine Frau Anneliese mit einer Liebeserklärung: "Sie hat nie geschimpft, wenn ich fortgegangen bin", habe für ordentliche Kleidung und geputzte Schuhe gesorgt. "Außergewöhnlich" bezeichnet er seine Frau, die seit 46 Jahren an seiner Seite ist. Und dass seine drei erwachsenen Kinder zur Verabschiedung gekommen sind, freut ihn besonders. Sohn Florian tut das schon "von Amts wegen", beerbt er doch quasi den Vater und wird als neuer Gemeinderat verpflichtet. Damit setzt die dritte Generation die bisher 63-jährige Ära Schoch fort.

 
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