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Warum die neue Präsidentin des Talheimer Carnevalsvereins Respekt vor dem Amt hat

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Stefanie Abt ist die erste Frau an der Spitze des Talheimer Carnevalsvereins. Vorbereitungen für die Jubiläumskampagne zum 55-jährigen Bestehen laufen.

"Daale Dallau!": Stefanie Abt freut sich über ihr Amt als TCV-Präsidentin, obwohl sie eher ungern im Mittelpunkt steht.
"Daale Dallau!": Stefanie Abt freut sich über ihr Amt als TCV-Präsidentin, obwohl sie eher ungern im Mittelpunkt steht.  Foto: Berger, Mario

"Ich bin ja nicht neu. Es kann mir so schnell niemand was vormachen", spricht sich Stefanie Abt selbst etwas Mut zu. Als Dreijährige stand sie zum ersten Mal mit der Kükengarde des noch jungen Talheimer Carnelvalsvereins (TCV) auf der Bühne. Ein halbes Jahrhundert später ist sie dessen erste Präsidentin. Die erste Kampagne in ihrer Verantwortung ist gleich eine ganz besondere: Die Talheimer Narren feiern ihr 55. Jubiläum.

In allen Garden getanzt, Sängerin und Texterin der Gruppe "Unkraut", seit 25 Jahren Trainerin der Roten Funken, 20 Jahre Programmministerin. Trotzdem hat die zweifache Mutter Respekt vor der neuen Aufgabe. "Ich bin eigentlich nicht diejenige, die gerne vornedran steht. Ich muss erst in meine neue Rolle reinfinden."

Mit ihrer Tante fing alles an

Nicht der Mittelpunkt sein: Aus diesem Grund war Abt bei all ihrer Begeisterung für unterschiedlichste Aktivitäten niemals Prinzessin. Dabei hat sich das Faschingsvirus in ihrer Familie dank einer solchen überhaupt erst ausgebreitet. Stefanie Abts Tante war 1971/72 als "Hannelore I. von der Frankenschanze" zusammen mit ihrem damaligen Ehemann das erste Prinzenpaar. Die ganze Familie wurde Mitglied im TCV. Und als Präsident Dieter Kaiser 1973 plötzlich starb, wählten die Mitglieder den Vater von Stefanie Abt, Bernhard Geiger, zu dessen Nachfolger.

Auf der Bühne stand sie bereits mit drei Jahren als Mitglied der ersten Kükengarde − auf dem Foto mit Bettina Born und Stefanie Lobmüller (unten, von links).
Auf der Bühne stand sie bereits mit drei Jahren als Mitglied der ersten Kükengarde − auf dem Foto mit Bettina Born und Stefanie Lobmüller (unten, von links).  Foto: privat

Ihre Mutter Annegret und ihre Tante Hannelore gründeten die erste Kükengarde. "Sämtliche Kinder ringsherum waren die Tänzerinnen", erzählt Stefanie Abt - natürlich auch sie und ihre Schwester Angela.

Tradition setzt sich fort

"Mein Leben ist vom Fasching geprägt. Mein Mann hatte eigentlich keine andere Chance, als mitzumachen", blickt die gelernte Bürokauffrau zurück. Und so tanzt Robert Abt seit 26 Jahren im Männerballett, seit 20 Jahren ist er Gardeminister. "Die Tradition in der Familie setzt sich fort", freut sich Stefanie Abt. Sohn Dennis (22) spielt Gitarre beim "Unkraut" und ist bei den Umzügen eine der vier Prinzenmiezen. Lediglich Christian (25) "hat nichts mit Fasching am Hut".

Ob sie Nachfolgerin von Präsident Siegfried Grasi werden möchte, der sein Amt nach 20 Jahren zur Verfügung stellte, hat sich Stefanie Abt "sehr, sehr lange überlegt". Als Grasis rechte Hand war ihr bewusst, wie viel Arbeit dahinter steckt. Dass Ehemann Robert ihr seine Unterstützung zugesichert hat, gab schließlich den Ausschlag für die Entscheidung, die auch den Fortbestand des TCV garantiert: "Ohne den Rückhalt in der Familie wäre es nicht machbar."

Besonders kurze fünfte Jahreszeit

Seit August laufen die Vorbereitungen für die Jubiläumskampagne unter dem Motto "Lustig mit Glitzer in Blau - 55 Jahre TCV". Nicht nur die Dekoration bei den Sitzungen wird aufwendiger, auch der Umzug wird größer. "Wir geben in allem etwas mehr Gas", verrät die 53-Jährige. Büttenredner müssen gebucht, Termine geplant werden. Ausgerechnet 2023/2024 ist die fünfte Jahreszeit extrem kurz: Am 14. Februar ist Aschermittwoch.

Wie in den vergangenen Jahren gestaltet Abt das Programmheft. Obendrauf kommen Sitzungen der Karnevalsverbände und -arbeitskreise, dienstags trainiert sie die Roten Funken, freitags ist "Unkraut"-Probe. "Im Moment kommt es mir vor, als hätte ich einen Halbtagsjob. Aber es ist nicht nur Belastung und Arbeit. Man bekommt auch ganz viel zurück", weiß die Trägerin hoher karnevalistischer Auszeichnungen auf Landes- und Bundesebene.


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Familiäre Atmosphäre

Große Veränderungen plant die neue Präsidentin nicht: "Meine Ideen stecken ja sowieso überall mit drin." Dass jetzt eine Frau an der Spitze des Carnevalsvereins steht, zeigt sich eher in Details, wie in der Damenkappe, die sie in Form eines "Schiffle" kreiert hat. "Ganz arg wichtig" ist es ihr, die familiäre Atmosphäre im Verein zu erhalten. Und den Mitgliedern Wertschätzung zu zeigen: Deshalb gab es in diesem Jahr erstmals ein Jugend- und ein Helferfest. Das gute Verhältnis zur Gemeinde Talheim möchte Abt weiter pflegen.

Jetzt freut sie sich darauf, wenn es am 11.11. endlich richtig losgeht - zumal ihre beste Freundin Bettina Born als Prinzessin mit von der Partie ist. Stefanie Abt: "Es steckt viel Herzblut drin."

Verein besteht seit 1969

Gegründet wurde der Talheimer Carnevalsverein (TCV) im Jahr 1969. Mit 455 Mitgliedern ist er der zweitgrößte Verein im Ort. Drei Präsidenten haben ihn bisher geführt: Dieter Kaiser, Bernhard Geiger und Siegfried Grasi, der bei seinem Ausscheiden Anfang dieses Jahres zum Ehrenpräsidenten ernannt wurde. Stefanie Abt ist die erste Frau an der Spitze. Die Jubiläumskampagne 2023/2024 steht unter dem Motto "Lustig mit Glitzer in Blau - 55 Jahre TCV". Los geht es am 11.11., um 11.11 Uhr, an der Frohsinn-Linde.

Neben den üblichen Terminen wie Ordensabend, Prunksitzungen, Kinderfasching oder Rathaussturm gibt es als Besonderheit einen Narrengottesdienst am 7. Januar 2024 um 10.30 Uhr in der katholischen Kirche mit Pfarrer und Ehrenritter Michael Donnerbauer. ck

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