Lehrer und Worttüftler aus Leidenschaft
Siegfried Fischer sammelt seit Jahren Erinnerungen aus der Grundschule - mit Humor und Sprachspielereien.

"Ich bin gern in die Schule gegangen", resümiert Siegfried Fischer aus Löwenstein. Ab 1959 startete er mit weiteren 21 Abc-Schützen die Schulzeit in seinem Heimatort Eberstadt. Der 69-Jährige erinnert sich an die große Tafel an der Wand, an den Abakus und an ein Sandkasten-Gestell zum Modellieren im Klassenzimmer.
40 Jahre als Grundschullehrer liegen dazwischen, bis er die Erinnerungen in seinem Buch "Kreidezeit - Schwamm drüber" über "Verhaltensoriginelles und Blitzgescheites aus der Primarstufe" aufschreibt. Die "Fibel" und sein erstes Lesebuch waren wie ein Schatz für ihn, "voll mit spannenden Geschichten, Rätseln und Gedichten" schreibt er im Vorwort.
Die Lust an der Sprache ließ ihn zum Worttüftler mit Humor werden, die Leidenschaft zu seinem Beruf zum Sammler von Schülermund und von zahlreichen Begebenheiten in der Schule. Wortspiele mag der pensionierte Lehrer, das zeigt der Titel seines Buches. Die Kreidezeit sei in der Schule zum einen durch die Digitalisierung fast vorbei, also Schwamm drüber, zum anderen auch seine aktive Lehrerzeit, erklärt er lächelnd.
Vielleicht hatten die positiven Erfahrungen als Schüler sowie sein guter Lehrer in der Dammrealschule in den Fächern Englisch, Deutsch und Musik dazu beigetragen, dass sich sein Wunsch, Lehrer zu werden, formte. "Erlebte Höhepunkte in der Schulzeit bleiben", sagt Siegfried Fischer. Die Höhepunkte weiterzugeben und das anzuwenden, was er selbst gern machte, das motivierte ihn.
Siegfried Fischer absolvierte auf Anregung des Vaters zuerst eine Lehre als Werkzeugmacher. Doch sein Berufswunsch setzte sich durch. Nach dem Technischen Gymnasium in Heilbronn folgte das Studium als Grund- und Hauptschullehrer an der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg. Mit der technischen Ausbildung sah er sich auch als Berufschullehrer. Es sollte aber die Grundschule werden, zuerst in Gemmingen, dann in Crailsheim.
Als er und Ehefrau Christiane, selbst Lehrerin und Schulleiterin, in Löwenstein ihr Haus bauten, war er glücklich von 1981 bis 1988 an der örtlichen Manfred-Kyber-Grundschule unterrichten zu können. "In einer Dorfschule tätig zu sein, war immer mein Wunsch", erzählt er. Hier setzte sich seine Leidenschaft für die Sprache fort. Kleine Theaterstücke mit Situationskomik schrieb er für die jährliche Aufführung. "Es sollte immer etwas Besonderes sein", war sein Anspruch.
Nach sechsjähriger Tätigkeit an der Deutschen Schule Barcelona, nach der Rückkehr an die Grundschule Neuhütten von 1994 bis 2002 und nach neunjährigem Aufenthalt an der Deutschen Schule in Valencia, schrieb er 2012 sein erstes Buch mit Kurzgeschichten und Wortspielereien. Nach der Rückkehr in die schwäbische Heimat und einem kurzen Aufenthalt an der Grundschule Unterheinriet wurde Siegfried Fischer erneut nach Löwenstein berufen. "Ich habe viele Schulen erlebt, aber die Wechsel und die Erfahrungen waren immer richtig", sagt er.
Ideen gehen nicht aus
Natürlich komme man als Klassenlehrer auch an seine Grenzen. Man sei für alles verantwortlich, müsse ständig auf Unvorhergesehenes reagieren, immer präsent sein. "Oftmals hatte man keine Zeit aufs Klo zu gehen", erinnert er sich. Er schreibt in seinem Buch: "Ein Lehrer in der Grundschule verdient etwas Respekt. Ein Lehrer in der Oberschule verdient etwas mehr." Die Ideen gehen ihm nicht aus. Nach Themen geordnete Schätze mit Wortblitzen, Limericks und Haikus warten darauf, gehoben zu werden.
Die erste Lesung von Siegfried Fischer zu seinem Buch "Kreidezeit - Schwamm drüber" sollte an seinem Heimatort in der Alten Schule Eberstadt stattfinden. Die aktuelle Corona-Lage ließ das nicht zu. Die Lesung soll dort im Juli 2022 nachgeholt werden.