Ideensammlung und Orientierungshilfe: Stadtentwicklungskonzept für Weinsberg verabschiedet
Das Stadtentwicklungskonzept "Weinsberg 2035" ist im Gemeinderat verabschiedet worden. Welche Ideen und Projekte in dem umfangreichen Werk aufgelistet sind.

Es ist so weit: Nach Jahren der Vorarbeit ist das Stadtentwicklungskonzept "Weinsberg 2035" beschlossene Sache - ein Leitfaden für die Zukunft der Weibertreustadt. Nun geht es darum, erste Projekte der Ideensammlung umzusetzen.
Philipp König vom Büro Reschl aus Stuttgart wurde in der Gemeinderatssitzung weihevoll: "Das ist ein besonderer Moment." Das Fachbüro hatte den Prozess zum Stadtentwicklungskonzept begleitet und moderiert und übergab nun "den feierlichen Inhalt", wie König ihn nannte, an die Stadt. Dieser Inhalt ist eine Orientierungshilfe für künftige kommunalpolitische Entscheidungen.
"Es ist ein arbeitendes Konzept", erläuterte der geschäftsführende Gesellschafter. Will heißen: Rahmenbedingungen können sich ändern. Sollten sie das tun, "fällt das Konzept nicht in sich zusammen".
Zeitverzug wegen Corona
Pandemiebedingt ging viel mehr Zeit ins Land als gedacht: Von 2019 bis 2023 dauerte der Prozess von der Analyse des Ist-Zustandes bis zum fertigen Konzept mit rund 100 Seiten. Ihm bescheinigte Experte König: "Da steckt viel Hirnschmalz und Herz drin." Für Bürgermeister Stefan Thoma liefert die "tiefschürfende Analyse" Antworten auf folgende Fragen: "Wo kommen wir her? Wo stehen wir? Wo wollen wir hin?" Jetzt, am Ende des Diskussionsprozesses und am Anfang der Umsetzungsphase, sind vier Leitsätze, acht Handlungsfelder, 29 strategische Ziele sowie 30 Projekte und Planungen formuliert.
"Wo brennt der Kittel?"
Nun müsse, so Thoma, ermittelt werden: "Was ist finanzierbar? Wo brennt der Kittel am meisten? Und wie sind die personellen Ressourcen im Rathaus?" Denn die schönsten Ideen bringen nichts, wenn keine Manpower da ist, um sie umzusetzen. Die Personaldecke in der Stadtverwaltung ist sehr dünn. Doch der Bürgermeister versprach: Das Konzept soll nicht zum Staubfänger mutieren: "Wir werden es nicht in die Schublade legen und abschließen." Und egal, was umgesetzt wird: Es braucht jeweils einen separaten Ratsbeschluss.
In den vier Schwerpunkten Wein- und Weibertreustadt, Bildungsstadt, Wohn- und Wohlfühlstadt sowie Zukunftsstadt sind acht Handlungsfelder mit zugehörigen Zielen, Projekten und Planungen definiert:
Demografische Entwicklung: Bis 2025 wird Weinsberg aller Voraussicht nach auf über 14 000 Einwohner anwachsen (aktuell sind es rund 13 200). "Dann soll es aber langsamer gehen", referierte Adrian Schwake, ebenfalls von Reschl Stadtentwicklung. Das Ziel heißt dann: "Bestandserhalt plus".
Siedlungsentwicklung und Wohnen: Ein Ziel ist es, Innenentwicklung weiter zu betreiben, also die rund 80 Baulücken einer Bebauung zuzuführen. Eine Idee ist unter anderem, eine kommunale Wohnbaugesellschaft zu gründen. Hohe Priorität hat die Umsetzung eines Pilotprojektes "Wohnen im Alter in Weinsberg".
Arbeiten und Einkaufen: Mit dem Einstieg in das Förderprogramm "Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren" ist in diesem Handlungsfeld bereits ein Anfang gemacht. Ein weiteres Vorhaben ist es, einen Kriterienkatalog zur Ansiedlung neuer Gewerbebetriebe zu erarbeiten.
Städtebau und Identität: Von den Teilorten hat laut Konzept Grantschen den meisten Entwicklungsbedarf. Wichtig ist in diesem Handlungsfeld zudem, das Weinsberger Wir-Gefühl zu stärken. Der Fokus soll auf die Burg Weibertreu und den Weinbau gelegt werden.
Umwelt, Energie und Klima: Ein strategisches Ziel ist der Ausbau des Klimaschutzes. Dazu soll ein Weinsberger Klimaschutzkonzept erstellt werden. Als weiteres Projekt ist formuliert: "Erhalt und Weiterentwicklung des Weinsberger ,Grünen Bandes"".
Mobilität und Digitalisierung: Alternative Mobilitätsangebote sollen forciert werden. Die digitale städtische Infrastruktur soll sukzessive ausgebaut werden. Weiteres Ziel ist die Ausbildung eines sogenannten Radfahrbandes.
Soziale Infrastruktur und Gesundheit: Da in Weinsberg laut Konzept 28 stationäre Pflegeplätze fehlen, lautet ein Vorhaben: "Realisierung einer weiteren Seniorenpflegeeinrichtung". Im Jugendhaus soll das bestehende Angebot ausgebaut werden.
Freizeit, Tourismus und Kultur: Gewünscht ist eine Wiederbelebung der Weinsberger Festkultur. Auch soll der Tourismus gestärkt werden. "Weinsberg hat Potenzial", referierte Schwake.
Rückblick
2019 war der Startschuss für das Stadtentwicklungskonzept. Zunächst wurde eine Bestandsaufnahme gemacht. 2020 folgte eine repräsentative Bürgerbefragung, die sich an 4000 zufällig ausgewählte Bürger richtete. Dann passierte erstmal - nichts. Corona machte dem Zeitplan einen Strich durch die Rechnung. Erst 2022 ging der Gemeinderat in Klausur; die Einwohner konnten sich bei verschiedenen Beteiligungsformaten einbringen. All das floss schließlich ins Konzept "Weinsberg 2035" ein.


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