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Im Weinsberger Tal wird viel Geld verbuddelt

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Fast elf Millionen Euro werden im Verbandsgebiet der Gruppenkläranlage Sulmtal in Regenüberlaufbecken und anderes investiert. Aktuell geht es in Ellhofen rund.

Das wird, wenn alles fertig ist, der neue Auslasskanal zum Ellbach. Links Peter Spitznagel, der die Bauprojekte des Zweckverbandes Gruppenkläranlage Sulmtal betreut.
Foto: Ralf Seidel
Das wird, wenn alles fertig ist, der neue Auslasskanal zum Ellbach. Links Peter Spitznagel, der die Bauprojekte des Zweckverbandes Gruppenkläranlage Sulmtal betreut. Foto: Ralf Seidel  Foto: Seidel, Ralf

Fast elf Millionen Euro, die man nicht sieht - die im Grunde aber jeden in Obersulm, Löwenstein, Ellhofen, Lehrensteinsfeld, Grantschen und Wimmental betreffen - rund 25.000 Menschen also. Elf Millionen, die vor allem unter der Erde verbaut und verbuddelt werden, aktuell zum Beispiel in Ellhofen. Elf Millionen Euro kostet es, verschiedene Anlagen und Bauwerke auf den neuen Stand zu bringen, die dem Zweckverband Gruppenkläranlage Sulmtal gehören.

Hier entsteht ein Auslasskanal

Ein halben Meter vor, 40 Zentimeter zurück. Ein bisschen weiter nach links und dann wieder etwas nach rechts. Mit gutem Auge steuert Martin Mücke den 40-Tonnen-Kettenbagger durch das Erde-Schotter-Gemisch, bis die Kette am Baggerarm genau dort ist, wo der Polier der Firma Bramm Bau aus Vaihingen/Enz sie haben will: am nächsten Rechteckprofil aus Stahlbeton. Vorsichtig hebt er das sechseinhalb Tonnen schwere Stück Rahmenkanal an und hievt es in die langgezogene Baugrube. Stück für Stück entsteht so der neue Auslasskanal zum Ellbach. Wenn im Herbst alles fertig ist, wird von dem, was im Untergrund verbaut worden ist, nichts mehr zu sehen sein.

Die Arbeiten dienen dem Gewässerschutz

Seit wenigen Wochen sind die Bauarbeiter hier, nahe des Netto-Marktes am Ellhofener Ortsausgang Richtung Willsbach, zugange. Sie bringen das RÜB 7, das Regenüberlaufbecken Nummer sieben, und alles, was dazu gehört, auf Vordermann - also "auf den neuesten Stand der Technik und des Gewässerschutzes", erklärt Peter Spitznagel vom Ingenieurbüro Walter und Partner mit Stammsitz in Tauberbischofsheim. Spitznagel ist einer der Geschäftsführer und Leiter des Heilbronner Büros. Er kennt das Verbandsgebiet sehr gut. Ebenso die wesentlichen Zahlen.

Seit 2017 und bis 2025 werden in sechs Maßnahmenpaketen knapp elf Millionen Euro verbaut. Der Zweckverbandsvorsitzende, Ellhofens Bürgermeister Wolfgang Rapp, sagt: "Für den Gewässerschutz und eine gute Gewässergüte ist es wichtig, dass wir diese Maßnahmen schultern." Nicht alles müssen die fünf Verbandskommunen - Löwenstein ohne Hirrweiler und Weinsberg nur mit Grantschen und Wimmental - selbst bezahlen. Etwa die Hälfte kommt als Zuschuss vom Land.

Es riecht ein bisschen modrig

Es riecht ein bisschen modrig im Baustellenbereich. Was kein Wunder ist, wenn man weiß, was ein RÜB ist: nämlich ein Entlastungsbauwerk mit Speichervolumen, das einen Zulauf hat, einen Ablauf zur Kläranlage und einen Überlauf in den Vorfluter, in diesem Fall in den Ellbach. Bei größeren Niederschlägen wird im Becken Mischwasser, also Oberflächenwasser und Abwasser, zurückgehalten. Denn die Kläranlage kann nur maximal 265 Liter pro Sekunde reinigen. Ein Teil dieses Mischwassers läuft kontrolliert im Kanal zur Kläranlage. Ist der Speicher voll, läuft ein weiterer Teil über eine Schwelle in den Auslasskanal und von dort ins Gewässer. 20 bis 30 Mal pro Jahr ist das Fall.

In welchem Verhältnis das Mischwasser in den Vorfluter darf und was nun baulich verändert wird: All das ist "wasserrechtlich abgestimmt und genehmigt", sagt Fachmann Spitznagel. Neben dem neuen, größeren Auslasskanal - der alte war überlastetet, denn Ellhofen ist in den vergangenen Jahren sehr gewachsen - werden Tauchwände und teilweise Rechen erneuert, "damit Grobstoffe nicht im Gewässer landen". Gemeint sind Hygienartikel wie Binden und Tampons. Auch wird der Überlauf erneuert und eine neue Messtechnik installiert.

Ist das unterirdische Becken mit eine Speicherkapazität von 60 Kubikmetern wieder leer, wird es gereinigt. Das RÜB 7 ist bei weitem nicht das größte, auch wenn es im aktuellen, 1,1 Millionen Euro teurem Maßnahmenpaket 3 die umfangreichste Baustelle ist. Peter Spitznagel: "Das größte ist bei der Kläranlage und hat 700 Kubikmeter." Regenüberlaufbecken sind keine Hochwasserrückhaltebecken, sondern entlasten Kläranlagen. Dennoch schützen sie Anwohner bei starken Regenfällen. Denn würde das Wasser hier nicht gesammelt, würde es womöglich aus der Kanalisation hochdrücken.

Daten und Fakten

Der Zweckverband Gruppenkläranlage Sulmtal hat die Aufgabe, das im Verbandsgebiet anfallende Abwasser abzuführen, zu reinigen und die anfallenden Schlamm- und Abfallstoffe unschädlich zu behandeln. Zu diesem Zweck betreibt er Zuleitungssammler, Regenüberlaufbecken - davon gibt es 28 Stück - und Regenüberläufe sowie die Kläranlage in Ellhofen. Der Zweckverband wurde 1966 von den damaligen Gemeinden Affaltrach, Eichelberg, Ellhofen, Grantschen, Hößlinsülz, Lehrensteinsfeld, Löwenstein, Sülzbach, Weiler, Willsbach und Wimmental gegründet. 1968 begannen die Planungen für die Kläranlage, drei Jahre später war Baubeginn. Damals wurden auch die ersten Zuleitungskanäle gebaut. Im Herbst 1975 ging die Anlage in Betrieb. Die Baukosten mit Grunderwerb und Zuleitungskanälen beliefen sich auf 23 Millionen Mark. In der Kläranlage können 265 Liter Abwasser pro Sekunde aufgenommen und gereinigt werden. 2020 lag die Jahresabwassermenge bei 3,9 Millionen Kubikmeter.

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