Volksbank Flein-Talheim zieht Bilanz für 2023: So steht es um den Immobilienmarkt
Die Volksbank Flein-Talheim zieht Bilanz für 2023: Wegen hoher Zinsen nahmen weniger Kunden Kredite auf. Bei Neubauten herrscht Zurückhaltung, dafür sind gebrauchte Immobilien wieder mehr gefragt.

Eine stagnierende Wirtschaft, explodierende Inflation, steigende Kreditzinsen und der Ukraine-Krieg: All das waren schlechte Vorzeichen im vergangenen Jahr. Aber: Die Volksbank Flein-Talheim hat trotz dieser Rahmenbedingungen eine gute Entwicklung genommen. „Es war kein einfaches Jahr, aber wir haben uns am Markt positioniert", fasst Vorstand Fabian Schnabel das Geschäftsjahr 2023 zusammen.
Die Zahlen bestätigen das: Es gab ein Plus beim Kundenvolumen, bei den Kundenanlagen, beim Zins- und Provisionsergebnis und nicht zuletzt beim Jahresüberschuss. Deshalb soll eine Dividende von drei Prozent bezahlt werden. Diese bewegt sich wieder auf dem Vor-Pandemie-Niveau. Aber es gibt auch Bereiche, die nicht so gut liefen.
Volksbank Flein-Talheim erlebt Zurückhaltung bei Neubauten
Stichwort Bauen und Immobilien: Die Nachfrage im Neubau-Bereich sei deutlich gesunken, berichtet Schnabel. Bauträger hätten im vergangenen Jahr überhaupt keine Anfragen nach Finanzierungen gestellt, ergänzt Schnabels Vorstandskollege Dr. Matthias Haug. Bestandsimmobilien wurden zwar noch nachgefragt, aber verhaltener. Stark sanierungsbedürftiger Wohnraum erfuhr einen starken Preisverfall.
„Die Kaufzurückhaltung geht in erster Linie zurück auf das gestiegene Zinsniveau", erklärt Haug. Dieses führt zu einem höheren Kapitaldienst. Und in Kombination mit der hohen Inflation fragten sich viele potenzielle Häuslebauer und Wohnungskäufer: Kann ich mir das überhaupt leisten? Bei den gewerblichen Kunden spürte Haug eine Investitionszurückhaltung, abhängig von der Branche.
Gebrauchte Immobilien wieder mehr gefragt
Da das Zinsniveau wieder leicht zurückgegangen ist, auf 3,5 bis 3,75 Prozent, sei im ersten Quartal 2024 eine deutlich gestiegene Nachfrage bei gebrauchten Immobilien festzustellen, berichtet Schnabel. „Das Neugeschäft bei privater Immobilienfinanzierung ist fast zum Erliegen gekommen", beschreibt Haug die Folgen für die gesamte Finanzbranche. Bei der Voba schlug sich das in einem Rückgang der Kundenkredite nieder. Auch die Kundeneinlagen schrumpften leicht. In bestimmten Einkommensgruppen sank laut Haug die Sparfähigkeit. „Mehr Kunden mussten an ihre finanziellen Reserven gehen."
Zurückhaltung beim Bau hat negative Auswirkungen auf den Mietmarkt
Was muss passieren? Die Politik müsse ein Umfeld schaffen, durch eine Kombination von Förderung und niedrigen Kosten, das die Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt belebt. Abbau von Baustandards und Bürokratie, sinkende Preise, eine moderate Reduzierung der Leitzinsen und steuerliche Anreize, das gehört zum Paket, das Haug fordert. Denn: Wenn weniger gebaut werde, sei der Mietmarkt deutlich mehr unter Druck. „Das tut unserer Gesellschaft nicht gut", wenn die Schere zwischen Besser- und Geringverdienern weiter auseinander klaffe.
Die Erträge aus der Vermittlung von Immobilien sind bei der Volksbank Flein-Talheim 2023 etwa um die Hälfte eingebrochen. Dass das Provisionsergebnis ein Plus verzeichnet, liegt am Wertpapiergeschäft. Denn die steigenden Zinsen machten Anlageprodukte wieder attraktiv. Als kleine Bank konnte die „Voba" flexibel reagieren und den deutlich gestiegenen Bedarf an Anlagenberatungen befriedigen. Eigene Produkte wurden aufgelegt wie ein Mitgliederfestgeld mit einer Laufzeit von 18 Monaten und 2,65 Prozent Verzinsung.
Wie andere Branchen tut sich die Genossenschaftsbank schwer, Fachkräfte zu finden. Nach der Lehre würden sich viele Azubis komplett umorientieren, stellt Schnabel fest. „Es gibt in der Region Arbeitgeber, die deutlich mehr bezahlen können als wir als Genossenschaftsbank", sagt Haug. Deshalb müsse durch Digitalisierung und Standardisierung die bestehende Arbeit auf weniger Schultern verteilt werden. KI werde zunehmend Standardaufgaben übernehmen, etwa im Controlling, meint Haug.
Volksbank Flein-Talheim zieht Bilanz für 2023
Die Volksbank Flein-Talheim präsentiert Zahlen zum sozialen, wirtschaftlichen und regionalen Engagement: 2023 zahlte sie rund 608.000 Euro an Steuern in öffentliche Kassen, davon gingen knapp 292.000 Euro an Grund- und Gewerbesteuern an Flein sowie an die Kommunen der Filialen Talheim und Heilbronn. Mit etwa 30.000 Euro wurden kulturelle und soziale Einrichtungen sowie Vereine unterstützt. 19.000 Euro davon kamen aus dem Gewinnsparverein.
Wegen des demografischen Wandels ist die Zahl der Mitglieder mit 6145 leicht rückläufig. Die "Voba" zählte 2023 mehr als 11.000 Kunden. Unter den 50 Mitarbeitern sind vier Auszubildende. Rund 98.500 Euro schüttete die "Voba" im Jahr 2023 an Dividende aus.
Das Wohn- und Geschäftshaus in der Nussäckerstraße in Horkheim, in das die Voba-Filiale umziehen wird, soll Ende Juli fertig sein. In die zwei Gewerbe- und acht Mietwohneinheiten investiert die Bank 4,4 Millionen Euro.