Gemeinderat Wüstenrot gegen Flüchtlingsunterkunft im Greuthof
Wüstenroter Bürgervertreter versagen einstimmig ihr Einvernehmen zum Bauantrag des Landratsamts. Von Dutzenden von Zuhörern gab es im überfüllten Sitzungssaal Beifall für diese Entscheidung.

Einstimmig hat es der Gemeinderat Wüstenrot am Dienstagabend (24.1.) abgelehnt, dem Bauantrag des Landratsamts Heilbronn das Einvernehmen zu erteilen. Das Gremium erntete dafür im völlig überfüllten Sitzungssaal des Rathauses vor Dutzenden von Zuhörern starken Applaus. Die Kreisbehörde benötigt eine Nutzungsänderung, um aus dem ehemaligen Pflegeheim im Greuthof eine Flüchtlingsunterkunft mit bis zu 70 Plätzen zu machen.
Landrat Norbert Heuser macht auf Nachfrage deutlich: "Die zeitlich begrenzte Nutzung des leerstehenden Pflegeheims wäre unter normalen Verhältnissen nicht unsere erste Wahl." Aber der Landkreis müsse im Monat 280 Geflüchtete aufnehmen, aktuell stehen weniger als 100 freie Plätze zur Verfügung.
Greuthofer hatten bei der Bürgerfragestunden bereits ihren Unmut geäußert
Die Ablehnung im Wüstenroter Gemeinderat bedurfte keiner langen Diskussion. In der vorausgegangen Bürgerfragestunde hatten zahlreiche Einwohner, vor allem aus dem Greuthof und aus Stangenbach, noch einmal ihren Unmut und ihr Unverständnis geäußert, in dem Weiler mit 114 Einwohner eine so große Anzahl von Flüchtlingen vorläufig unterzubringen.
"Die Rahmenbedingungen müssen stimmen", machte Bürgermeister Timo Wolf deutlich. "Und die stimmen meiner Meinung nach nicht." In der Abgeschiedenheit des Weilers fehle es an Infrastruktur. Eine Integration wäre schwierig, und die sei der Schlüssel zum Erfolg. Bei städtebaulichen Aspekten, nach dem der Bauantrag zu beurteilen war, sei die Gebietsverträglichkeit nicht mehr gegeben. Das Pflegeheim war eine gewerbliche Einrichtung, die Flüchtlingsunterkunft gilt als Wohnen. Die soziale Verträglichkeit und das Rücksichtsnahmegebot würden verletzt.
Sowohl von Einwohnern in der Bürgerfragestunde als auch aus den Reihen des Gemeinderats wurde Wolf massiv kritisiert. Er hatte weder Gemeinderat, noch Ortschaftsrat, noch die Greuthofer über die Pläne des Landratsamts informiert. Das Landratsamt wird nun die schriftliche Begründung prüfen und feststellen, ob die Wüstenroter Entscheidung rechtlich haltbar ist. Landrat Heuser betont, dass die Möglichkeiten trotz gesellschaftlicher Anstrengungen immer weniger werden. "Wir müssen jede sich bietende Unterbringungsmöglichkeit in Betracht ziehen, um weitere Belegungen von Gemeinde- und Sporthallen zu vermeiden."


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