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Geheimnisse, die Mama längst weiß

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Premiere bei der Rälling-Bühne: Ein köstlicher Zweiakter über zwischenmenschliche Beziehungen.

Von Barbara Barth
Ein Quintett spielt "Sag"s nicht Mama": (von links) Markus Groß, Nina Gaubisch, Rita Petrella, Angela Vogel und Jörg Klaski.  
Foto: Barbara Barth
Ein Quintett spielt "Sag"s nicht Mama": (von links) Markus Groß, Nina Gaubisch, Rita Petrella, Angela Vogel und Jörg Klaski. Foto: Barbara Barth  Foto: Barth, Barbara

Die Teller klappern, die Schnitzel brutzeln, die Käsewürfel sind geschnitzt: Die Theatersaison in Abstatt hat wieder begonnen. Die Rälling-Bühne feierte am Freitagabend im ausverkauften Saal des Vereinszentrums Premiere. 350 Gäste amüsierten sich aufs Köstlichste.

Jeder kann sich unter dem geflügelten Wort "Ha, sag"s lieber nicht der Mama" etwas vorstellen. In kaum einer Familie gibt es Geheimnisse, die die Mutter unter keinen Umständen erfahren darf. Am Ende ist sie dann aber doch meistens die Schlaueste, hat längst alle Heimlichtuereien intuitiv aufgespürt und selbst auch das eine oder andere kleine Geheimnis zu verbergen. So ist es heuer auch im neuen Stück der Rällinge.

Zwischenmenschliche Turbulenzen

"Sag"s nicht Mama", ein Zweiakter von Judith Mareike Mielke, nimmt die zwischenmenschlichen Turbulenzen in einer Familie aufs Korn. Die 14-jährige promovierte Neurobiologin mit dem Hang zum Theater hat die Komödie geschrieben, weil ihre eigene Theatergruppe grad kein passendes Stück fand. Eine Geburtstagsfeier im trauten Familienkreis ist da ein gefundenes Fressen für Irrungen und Wirrungen.

Mama Elvira wird 70, es kommen die Töchter Hetti und Marion und Sohn Rüdiger. Hetti ist frisch geschieden, Marion arbeitslos und Teilzeitkraft in einem Massagesalon und Rüdiger schwul. Aber: "Pst! Sag"s nicht Mama."

Als dann aber nicht nur die gratulierenden Nachbarn mit ihren Alpenveilchen auf der Matte stehen, sondern auch Rüdigers Freund Heribert, beginnt das ganze Lügengespinst zu zerflattern. "So ein kultivierter Mensch", schwärmt die Mutter im Glauben, es handele sich um den neuen Freund von Marion. In seinem rosa Seidenanzug umgarnt Heribert das Geburtstagskind nach allen Regeln der Kunst.

Großes Theater ist eine improvisierte Hutmodenschau, die Angela Vogel (Elvira) und Markus Groß (Heribert) auf die Bühnenbretter legen. Köstlich auch ein Gespräch, in dem sie komplett aneinander vorbeireden. Sie spricht über ihre Herzschwäche, er über seine Homosexualität, beide denken aber, sie reden vom Gleichen.

Turniertänzer der Sportakademie

Dass Groß Debütant ist, merkt der Zuschauer zu keiner Zeit. Der Turniertänzer von der Tanzsportakademie Ludwigsburg steht das erste Mal auf einer Theaterbühne. Auch Jörg Klaski (Rüdiger) ist neu bei den Rällingen, allerdings bei den "Scheuraburzlern" in Großbottwar ein alter Hase. Beide Männer haben mit Rita Petrella (Hetti), Nina Gaubisch (Marion) und Angela Vogel gestandene Stützen der Rälling-Bühne an ihren Seiten.

Seit 25 Jahren hält Regisseur Uwe Petruschka die Fäden fest in der Hand, sorgt jedes Jahr mit einem eingespielten Team für köstliches Amüsement. "Wir sind ein kleiner Familienbetrieb, der saisonal in Erscheinung tritt", sagt Oliver Schwarz, Vorsitzender des Vereins, der seit Sommer 2017 selbständig ist, aber weiterhin beste Beziehungen um TGV Eintracht Abstatt pflegt. Die Abteilungen Gesang und Handball sind auch nach der Trennung fürs leibliche Wohl der Theaterbesucher zuständig.

Die Männer und Frauen von Bühnenbild und Maske hatten diesmal ganze Arbeit zu leisten. Der Salon des Geburtstagskindes mit Kronleuchter und weißem Mobiliar strahlt gehobene Noblesse aus. Für die Kostüme und das Make-up sind Angelika Kummer und Andrea Hartmann zuständig. "Unsere beiden Puder-Luder sind seit 20 Jahren dabei", lobt Oliver Schwarz. Die "Seniorin" Elvira, die brave Hetti und die flippige Marion auszustatten, verlangte Einfallsreichtum.

Kreativität des ganzen Teams gefragt

Noch mehr Kreativität aber war bei den beiden "schwulen" Männern gefragt. Ketten, Ringe, Schuhe, Anzüge, Schminke mussten die geschlechtliche Orientierung zeigen, durften aber nicht allzu lächerlich wirken. Das Premierenpublikum dankte dem Ensemble auf und hinter der Bühne mit jubelndem Applaus. Auch 2018 haben die Rällinge wieder ein Stück, das passt. Das darf man Mama ruhig sagen.

Vorstellungen

Fünf weitere Vorstellungen gibt die Rälling-Bühne mit ihrem neuen Zweiakter "Sag"s nicht Mama". Im Saal des Vereinszentrums Abstatt spielt das Ensemble am 26., 27. und 28. Januar sowie am 2. und 3. Februar. Beginn ist um 19.45 Uhr, am Sonntag, 28. Januar, aber um 17.30 Uhr.

Karten in der dritten Kategorie für sieben Euro sind noch vereinzelt zu haben, unter der Telefonnummer 0151 55503585 oder unter karten@raellingbuehne.de.

 

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