Yachthafen soll nicht zum neuen Naturschutzgebiet gehören
Das Regierungspräsidium in Stuttgart ist dabei, die Neckarinsel zwischen Untereisesheim, Bad Friedrichshall und Neckarsulm in ein Naturschutzgebiet umzuwandeln.

"Wir befinden uns diesbezüglich in der frühen Phase der Vorplanung", bestätigt eine Sprecherin des Regierungspräsidiums (RP) Informationen unserer Redaktion. Ein solcher Schutz wirkt sich auf die zukünftige Nutzung aus.
Die Mitglieder Yachtclubs Sund aus Bad Friedrichshall an der Inselspitze können dabei aufatmen. "Der Yachthafen wird nicht in die Schutzgebietsplanung einbezogen", sagt Stefanie Paprotka.
Der Altarm ist einer der letzten naturnahen Bereiche des Neckars
"Es ist uns ein großes Anliegen, dieses einmalige Gebiet und diese noch natürlich bis naturnah erhaltene Landschaft dauerhaft zu erhalten und zu schützen", betont Regierungspräsident Wolfgang Reimer. Zu den Gründen, dieses Areal unter besonderen Schutz zu stellen, erklärt die RP-Sprecherin: "Der hier befindliche Neckar-Altarm ist zusammen mit den Altarmen bei Horkheim und Pleidelsheim der letzte naturnah erhaltene Bereich des Neckars zwischen Plochingen und Mannheim."
Die umgebende Neckaraue sei eine der wenigen unzerschnittenen und unbebauten Talauen im Ballungsraum Heilbronn. Das mache diesen Bereich aus Naturschutzsicht so wertvoll.
Viele gefährdete Tiere sind hier heimisch
Stefanie Paprotka hebt hervor: "Die Neckaraue bei Neckarsulm stellt ein letztes Rückzugsgebiet innerhalb landwirtschaftlich beziehungsweise industriell intensiv genutzter Flächen für zahlreiche seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten mit ihren entsprechenden Lebensräumen dar." Das Areal sei ein wesentlicher Bestandteil des Biotopverbundes und von herausragender Bedeutung für die Vogelwelt. "In den vergangenen Jahren wurden für diesen Abschnitt bis zu 144 Vogelarten registriert, darunter eine Vielzahl gefährdeter oder bedrohter Arten, die das Areal vor allem als Rast- oder Winterquartier nutzen." Auch der streng geschützte, schillernde Eisvogel brüte hier.
Ebenso weise das Areal regional bis überregional bedeutsame Lebensgemeinschaften von Flora und Fauna auf. Darunter befänden sich Lebensstätten des landesweit stark gefährdeten und besonders geschützten Großen Feuerfalters.
Der Neckar-Altarm gilt im RP zudem als "essentielle Reproduktionsstätte und Kinderstube für alle Fischarten des Neckars, die auf Fließgewässerverhältnisse angewiesen sind und diese erforderlichen Bedingungen im kanalisierten Neckar nicht mehr vorfinden".
Das RP will mit den Akteuren vor Ort reden
Die Behörde betont, dass das Naturschutzgebiet in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten geplant werde - insbesondere mit allen Bürgern. Das Ziel sei eine größtmögliche Akzeptanz vor Ort, sagt Stefanie Paprotka. Um das zu erreichen, sei die Kommunikation mit allen Beteiligten vor Ort von zentraler Bedeutung. Dazu gehören auch die Landnutzern und Fischereiberechtigten.
Diese Beteiligung werde sehr frühzeitig und unabhängig vom Beginn des förmlichen Verfahrens erfolgen. Dazu könnte es sogar schon im Lauf des Jahres kommen. "So werden die zentralen Akteure bereits in die Vorbereitungsplanungen miteinbezogen." Erst nach diesen Abstimmungen beginne das im Naturschutzgesetz geregelte förmliche Verfahren, das bis zu zwei Jahre in Anspruch nehmen kann. "Dabei besteht für alle die Möglichkeit, von der geplanten Verordnung Kenntnis zu nehmen und bei Bedarf Bedenken und Anregungen vorzubringen."
Eines ist noch unklar: "Der Zeitpunkt des Beginns dieses förmlichen Verfahrens steht allerdings noch nicht fest." Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich noch nicht sagen, was zukünftig auf der Insel gestattet ist. "Die konkrete Ausgestaltung der Nutzungen soll wie beschrieben im Zusammenwirken aller Akteure erfolgen", betont die RP-Sprecherin.
Auch der Radschnellweg könnte durchs Naturschutzgebiet führen
Durchs Naturschutzgebiet könnte auch der Radschnellweg führen, den das Land zwischen Bad Wimpfen und Heilbronn ausbauen will. Geplant ist unter anderem eine neue Brücke beim sogenannten Yachthafen, damit Radler zwischen westlichem Ufer und Neckar-Insel wechseln können. Laut einer Machbarkeitsstudie rechnet das Land mit 2900 bis 4200 Radfahrern, die pro Tag auf der Route unterwegs sind.