Sankt Andrésches Schlösschen in Kochendorf wird saniert
Bad Friedrichshaller Gemeinderat stimmt dem Umbau des historischen Gebäudes und dem Umzug des Standesamtes zu. Einige Räte haben Bedenken wegen möglicher Kostensteigerungen.

Wer standesamtlich heiraten oder sein Kind anmelden möchte, wird in den kommenden Jahren nicht mehr das Rathaus als Anlaufstelle haben, sondern das Sankt Andrésche Schlösschen in Kochendorf. Der Gemeinderat stimmte in seiner jüngsten Sitzung für die Sanierung und den Umbau des historischen Gebäudes. In der Folge soll das Standesamt in die neuen Räume umziehen, wodurch der Platzmangel im Rathaus entschärft wird.
Gutachterausschuss bleibt im Schlösschen
Überlegungen, das denkmalgeschützte Schlösschen zu sanieren, gibt es seit dem Moment, als das Notariat Bad Friedrichshall aufgelöst wurde und 2017 aus den Räumen auszog. Auch der Verkauf stand damals im Raum. Der Gemeinderat stimmte jedoch mehrheitlich dagegen, erinnerte Bürgermeister Timo Frey in der Sitzung. Anfang dieses Jahres fanden dann provisorische Arbeiten statt, um im Obergeschoss den Gemeinsamen Gutachterausschuss für den nördlichen Landkreis Heilbronn unterzubringen, der auch weiterhin im Schlösschen bleiben soll.
Für die Sanierung hat die Verwaltung Kosten von 1,6 Millionen Euro ermittelt. Wie Bürgermeister Frey kürzlich in einer Bauausschusssitzung sagte, rechne er mit einer Förderquote von 54 Prozent, da es sich um ein ortsbildprägendes Gebäude mit besonderer Bedeutung im Sanierungsgebiet Hauptstraße Kochendorf handele. Im Haushalt könne man die Kosten auf die Jahre 2021 und 2022 aufteilen. Auch in der Gemeinderatssitzung betonte der Rathauschef: "Ich bin persönlich überzeugt davon, dass die Finanzierung zu stemmen ist." Die Kosten für den Erhalt des denkmaltechnisch wichtigen Gebäudes seien vertretbar.
Räte bringen Kostendeckel ins Spiel
Sorgen machen sich die Stadträte trotzdem. Andreas Friedauer, der daran erinnerte, dass die Freie-Wähler-Fraktion für den Verkauf des Schlösschens gewesen sei, befürchtete ungeahnte Kostensteigerungen. Schließlich seien die Schätzungen bereits jetzt von 800 000 Euro auf 1,6 Millionen Euro gestiegen. Er fragte nach einem Kostendeckel. "Wir wollen nicht Ja sagen und später landen wir bei 2,6 Millionen", sagte Friedauer.
Eine Millionen Euro Mehrkosten würde der Haushalt auch nicht verkraften, erwiderte Frey. Trotzdem sei man bei einem so alten Gebäude nie vor Überraschungen gefeit. Bauamtsleiter Enno Loose stellte klar, dass die Kostenberechnungen "relativ genau" seien, da bereits Kostenvoranschläge vorliegen und das Gebäude genau unter die Lupe genommen wurde. Die angesprochene Kostensteigerung entstand deshalb, weil Sanierungen im Dachgeschoss notwendig seien, mit denen man ursprünglich nicht gerechnet habe. Werner Wally (CDU) wies darauf hin, dass man auch bei einem Neubau von Kostensteigerungen nicht immer verschont bleibe. Er vertraue den Fachplanern.
Sorgen wegen Feuchtigkeit im Keller
Auch die SPD-Fraktion sei grundsätzlich für das Vorhaben, sagte Silke Ortwein. Sie haderte jedoch mit dem Zustand des Kellers, der wegen Feuchtigkeit nicht genutzt werden kann. Bauamtsleiter Loose erläuterte, dass dadurch keine Schäden für das restliche Gebäude zu erwarten seien. "Der Keller dient als Puffer."
Günter Hekler (FDP) betonte, dass seine Fraktion den Verkauf des Sankt Andréschen Schlösschens sinnvoller gefunden hätte. Trotzdem stimme sie jetzt für die Sanierungspläne.
Aufzug wird an das Gebäude angebaut
Bei der Sanierung des Sankt Andréschen Schlösschens in Kochendorf werden unter anderem Räume neu geordnet, Fenster erneuert, die Fassade überarbeitet, der Dachstuhl sowie Heizung, Elektro und Sanitär instand gesetzt. Nach dem Umbau werden im Erdgeschoss drei Büros vom Gemeinsamen Gutachterausschuss belegt. Das Standesamt zieht ins Obergeschoss, wo die Wege zum Magnussaal, der als Trausaal genutzt wird, kurz sind. Vier Einzelbüros sorgen für Privatsphäre. Im Dachgeschoss sollen Akten gelagert werden. Für eine andere Nutzung ist es laut Bauamtsleiter Enno Loose nicht ohne Weiteres geeignet. Um Barrierefreiheit herzustellen, wird ein Außenaufzug an der Ostseite angebaut. Sanierungsbeginn könnte im Frühjahr 2021 sein, angestrebtes Bauende ist im Mai 2022.