Kürbisse soweit das Auge reicht: von Deko bis Delikatesse
Bis Ende Oktober werden Kürbisse geerntet und nicht nur für Halloween zu Hexen geschnitzt: Auf dem Kürbishof Keim in Gundelsheim zeigt sich in diesen Tagen die ganze Vielfalt der Ernte, aus der sich allerlei basteln und vor allem auch kochen lässt.

Hartmut Keim lässt den Traktor an. Auf dem Hänger stapeln sich unzählige Kürbisse, Sorten wie Hokkaido, Muskat, Butternut und Tom Fox, auch bekannt als Halloween-Kürbis. "Eigentlich sind wir mit der Ernte zufrieden", sagt Hartmut Keim, "auch wenn die Kürbisse dieses Jahr wegen der Trockenheit kleiner ausfallen." Gekeimt hat der Kürbis im Frühjahr gut. Dann fehlte der Regen. Die Pflanzen konnten sich nicht wie gewohnt entwickeln. Das Unkraut wuchs ungewöhnlich heftig. Da der Kürbis nicht gespritzt wird, war das mühselige Jäten von Hand angesagt.
Alljährlich baut Hartmut Keim Kürbisse auf einer Fläche von rund 0,5 Hektar an. Sein gesamter Betrieb umfasst 170 Hektar. Getreide, Raps, Mais, Zuckerrüben, Kartoffeln und Luzerne gehören dazu, ebenso ein Schweinemastbetrieb mit 60 Tieren. "2020 ist kein Kürbis-Spitzenjahr", erklärt der Landwirt. Neben der Trockenheit hat auch Hagel den Früchten heftig zugesetzt.
Breites Angebot in der Kürbis-Saison
Kürbis-Erntezeit ist von Mitte August bis Ende Oktober. Alles, was Hartmut Keim vom Feld holt, landet in der großen Scheune. Auf dem Weg dorthin muss der Kunde die Ansammlungen von Kürbissen am Hof umrunden. Die prachtvollsten Exemplare erreichen einen Durchmesser von fast einem halben Meter und ein Gewicht von bis zu 50 Kilo. "Rund 850 Kürbissorten gibt es weltweit, etwa 50 findet man bei uns. Zehn davon sind Speisekürbisse", erklärt Steffi Keim, die umtriebige Bäuerin.
Auf ihrem Hof in Bernbrunn, dem idyllischen Weiler im Dreieck Allfeld, Höchstberg und Tiefenbach, hat sie den Verkauf voll im Griff. Die Abteilung Speisekürbisse befindet sich hinten rechts mit dem Hokkaido ("den kennt jeder"), dem Butternusskürbis ("sehr ertragreich"), dem Muskatkürbis ("sehr beliebt in Italien und Frankreich, in Paris liegt er vor den Restaurants"). Alle sind bestens geeignet für leckere Suppen, Gratins, Chutneys, Konfitüren und vieles mehr.
"Der Kürbis ist, wie der Spargel, ein rein saisonales Produkt, auf das man sich lange freut." Vor rund 30 Jahren begannen Steffi und Hartmut Keim mit dem Anbau. Zunächst produzierten sie ausschließlich den "Gelben Zentner" für die Schwäbische Konservenfabrik in Gundelsheim, der dort zerkleinert und süßsauer in Einmachgläser kam. Knapp zehn Jahre später stieg die Nachfrage. Die Anbaufläche und das Angebot wurde erweitert.
Der Kürbis taugt nicht nur als Hexe, sondern auch als Musikinstrument
Größer als die Abteilung Speisekürbis ist inzwischen der Bereich Deko. Steffi Keim ist fasziniert von ihren Zierkürbissen, die zum Teil bemalt oder mit einer Gravur versehen sind. Am Wohnhaus hängen Kalebassen, getrocknete Flaschenkürbisse. "Man kann sie als Musikinstrumente verwenden". Oder für Insektenhotels. Zucchini, Rondini und Pattisons sind typische Sommerkürbisse und werden in der heißen Jahreszeit geerntet. Zu den Winterkürbissen zählen Hokkaido, Muskat, Spaghetti oder der gemusterte Gorgonzola. Von der Sorte Butternut schwärmt Steffi Keim, der "nussige Allrounder" hat viele Pluspunkte. Den Hokkaido empfiehlt sie, unter anderem für Suppen und zum Kuchenbacken, während der Spaghettikürbis beim Kochen oder Backen in Fäden zerfalle. Mit Tomatensoße serviert ist er eine Delikatesse.
Der Vielfalt an Genüssen sind keine Grenzen gesetzt. Ein Winterkürbis hält, kühl und trocken im Keller gelagert, bis weit über den Jahreswechsel hinaus, bekräftigt Steffi Keim, die ihre Kundschaft gerne mit Rezeptvorschlägen versorgt.
Botanisch gesehen sind Kürbisse kein Gemüse, sondern Beerenfrüchte. "Der Kürbis liegt im Trend, weil er sich auf vielfältige Weise zubereiten lässt", weiß Steffi Keim. Und er ist kerngesund. Die frühere Arzthelferin bekräftigt: "Seine Wirkstoffe wirken entzündungshemmend, harntreibend und entwässernd." Und weil das Einkochen à la Oma wieder in Mode gekommen ist, ist der Kürbis ideal. "Die Leute kehren zurück zum Ursprünglichen", sagt die Fachfrau.