Grab der Waffen-SS in Neudenau: Wunsch nach neuer Gedenkkultur für den Zweiten Weltkrieg
Ein Heilbronner mahnt einen anderen Umgang mit dem Neudenauer Soldatengrab aus dem Zweiten Weltkrieg an. Das Grab würde der rechten Szene immer wieder als Versammlungsort dienen.

Das Soldatengrab in Neudenau steht immer noch im Zentrum der Aufmerksamkeit. Eine umstrittene Grabplatte ist mittlerweile weg, jetzt geht es um die Gedenkkultur. "Man duldet die Geschichtsschreibung der Rechten, die das Unheil des Dritten Reiches als Fliegenschiss der deutschen Geschichte verharmlosen", schreibt Michael Oschwald über das Soldatengrab am alten Römerweg in Neudenau-Herbolzheim.
Brief an die Bürgermeister: Nicht autorisierte Platte
Der Heilbronner hat sich in einem Brief, welcher der Heilbronner Stimme vorliegt, an den Neudenauer Bürgermeister Jochen Hoffer, den Neuenstädter Bürgermeister Andreas Konrad und an das Landratsamt Heilbronn gewandt. Darin fordert er beide Bürgermeister unter anderem auf, um das Soldatengrab, in dem vermeintlich SS-Soldaten begraben liegen, eine neue Gedenkkultur entstehen zu lassen.
Oschwald stört sich auch an einer Gedenkplatte in Buchhof, einem Stadtteil der Gemeinde Neuenstadt. Dort sei von Unbekannten unerlaubt nachträglich eine Platte an einem Gedenkstein angebracht worden. Der Gedenkstein ist gefallenen US-Soldaten gewidmet, die neuere Platte sei zu Ehren von deutschen Soldaten hinzugekommen.
"Aus meiner Sicht versuchen rechte Gruppen, an beiden Gedenkorten eine Gedenktradition zu etablieren, die die gefallenen SS-Soldaten und die gefallenen US-Soldaten historisch gleichsetzt und so die besondere Rolle der Waffen-SS systematisch relativiert", schreibt Oschwald in seinem Brief. Im April 1945 war es bei Herbolzheim und Buchhof zu Kämpfen zwischen der Waffen-SS und amerikanischen Soldaten gekommen.
Ermittlungen gegen Bürgermeister
Seit Wochen beschäftigt sich auch die Staatsanwaltschaft Heilbronn mit dem Soldatengrab bei Neudenau-Herbolzheim - wegen jener umstrittenen Gedenkplatte, die mittlerweile durch das Regierungspräsidium Stuttgart abgeräumt wurde. Die Ermittlungen gegen den ehemaligen Bürgermeister Manfred Hebeiß laufen noch. Im Raum steht, dass er in seiner Zuständigkeit als Ortspolizeibehörde der Pflicht zur Beseitigung von in der Vergangenheit an dem Soldatengrab abgelegten Schleifen mit Truppenkennzeichen der 17. SS-Panzergrenadier-Division nicht nachgekommen sein soll. Außerdem hat Manfred Hebeiß das Regierungspräsidium Stuttgart und jenen zuständigen Mitarbeiter angezeigt, der für die Entfernung der Gedenkplatte verantwortlich war.
Korrekte Narrative für den Zweiten Weltkrieg
Oschwald schlägt nun vor, zum Beispiel Erklär-Tafeln oder QR-Codes an beiden umstrittenen Standorten anzubringen, mit denen vor Ort Informationen und Richtigstellungen zu den historischen Ereignissen heruntergeladen werden können. "Es geht auch darum, wie sich die Gemeinde Herbolzheim an das Ende des Zweiten Weltkrieges erinnern will", sagt Oschwald. Anstatt die Soldaten der Waffen-SS als Helden zu heroisieren, könne man den damaligen Bürgermeister Hopfhauer würdigen. Dieser habe eine weiße Fahne hissen wollen, um Unheil von der Bevölkerung abzuwenden.
Am Soldatengrab sei es in der Vergangenheit schon zu rechten Versammlungen und Kranzniederlegungen gekommen, sagt Oschwald. Auch Drohungen gegen Menschen, die sich öffentlich gegen solche Vorgänge ausgesprochen hätten, habe es gegeben. "Kann das Soldatengrab am Römerweg wirklich als Heldengrab bezeichnet werden?", fragt sich Oschwald. "Eine Zuweisung, die in der Herbolzheimer Bevölkerung offensichtlich üblich ist?", so Oschwald weiter.
Kommentare öffnen


Stimme.de
Kommentare