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Bad Wimpfen
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Ehemaliger Mönch hat seinen Weg gefunden

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Markus Blüms Herz schlägt für das Kloster in Bad Wimpfen. Das Glücksgefühl, in der Kirche zu singen, die Stille des Kreuzgangs am Ende eines Tages - "diese Atmosphäre ist einzigartig". Jetzt ist der ehemalige Mönch stellvertretender Klosterleiter geworden.

Von Petra Müller-Kromer
Markus Blüm stellt mit Liebe das Sortiment seines Ladens zusammen. Dabei hat er auch ein offenes Ohr für die Sorgen seiner Kunden.
Foto: Dennis Mugler
Markus Blüm stellt mit Liebe das Sortiment seines Ladens zusammen. Dabei hat er auch ein offenes Ohr für die Sorgen seiner Kunden. Foto: Dennis Mugler  Foto: Mugler, Dennis

Bereits seine Diplomarbeit als Student an der theologischen Fakultät in Salzburg hat er über die Vertreibung der Benediktinermönche aus Grüssau und deren Ansiedlung in Bad Wimpfen geschrieben. Wenn ein Besucher etwas über eine Figur in der Kirche St. Peter wissen will, schicken die Empfangsdamen des Klosters ihn zu Blüm. "Der weiß alles", heißt es dann. "Aber das muss ich natürlich zurechtrücken", relativiert der Familienvater bescheiden.

Viele Anmeldungen zum Jahreswendekurs

Welche Kurse oder Reparaturen im Haus stehen an, gibt es etwas mit den Mitarbeitern zu besprechen? Der Draht zu Klosterleiter Rüdi Peteroff ist kurz. "Vieles ist gewachsen in den vergangenen Jahren, vieles hat eine lange Tradition", sagt Blüm. Etwa der Jahreswendekurs, zu dem es im vergangenen Jahr stolze 20 Anmeldungen gab. Oder die Achtsamkeitsangebote.

Auch das "Kloster auf Zeit", das der geistliche Referent selbst leitet, ist stark nachgefragt. "Viele Teilnehmer sind auf der Suche", sagt Blüm. Nur rund ein Drittel ist katholisch verwurzelt, so seine Erfahrung. Ein weiteres Drittel komme aus dem evangelischen Bereich, ein Drittel sei gar nicht christlich verbunden. "Aber das spielt fast keine Rolle, jeder lässt sich hier auf etwas Neues ein."

Kursteilnehmer arbeiten im Garten mit

Im Kurs erleben die Teilnehmer den Rhythmus eines Mönchs oder einer Nonne mit vier Psalmengebeten am Tag, erfahren Wissenswertes über die Ausbildung, das Noviziat, das Leben Benedikts vor 1400 Jahren, und sie arbeiten in Haus und Garten mit. Egal ob Tisch decken oder Kreuzgang fegen: "Sie haben die Möglichkeit, nachzusinnen über das Leben." Oft vergehe die Woche Einkehr zu schnell. "Viele fragen sich: Wie geht"s jetzt weiter?"

1998 heiratet der ehemalige Mönch

Blüm selbst hat seinen Weg gefunden. Nach Jahren im Kloster und Studium heiratet er 1998 und geht im Guten: "Die Mönche haben mir durchaus Verständnis entgegengebracht." Er sorgt daheim für seinen heute 20-jährigen Sohn, bis die Klosterleitung anfragt, ob er sich nicht um die Bibliothek und die Katalogisierung der Bücher kümmern könnte.

Heute vermittelt er den Gästen auch Facetten seines früheren Lebens. Gregorianische Mönchsgesänge etwa sind nachgefragt. "Niemand muss dafür musikalisch sein oder ein Instrument spielen", sagt Blüm. Im Novemberkurs hätten die Teilnehmer die Kirche wieder wunderbar zum Klingen gebracht.

Singen empfiehlt Blüm auch für die Adventszeit. "Sich bewusst in der Familie hinzusetzen, den Adventskranz anzuzünden, zu erzählen und Weihnachtslieder zu singen." Sein erklärtes Hobby? "Ich bin sehr gerne Ladenhüter".

Egal ob Kruzifixe, die neu übersetzte Bibel, der heilige Christopherus als Schutzpatron der Reisenden fürs Auto, Bücher von Anselm Grün oder die Biografie von Michelle Obama: Im kleinen Klosterladen findet sich vieles, und es bleibt Raum für Gespräche. "Oft hat jemand eine theologische Frage oder möchte etwas loswerden, vielleicht zur aktuellen Kirchensituation."

Die Katze ist unverkäuflich

Manchmal erlebt er auch schräge Situationen. Etwa wenn ein Kind mit der Erstkommunionskerze Schwertkämpfe ausgefochten hat und die Eltern die auseinandergebrochenen Teile vorbeibringen, in der Hoffnung, man könne das gute Stück reparieren.

Oder wenn die Kunden "das Buch, die Postkarte und die Katze" bezahlen wollen. Aber damit wäre bestimmt auch Baldriana nicht einverstanden, die sich ihr Plätzchen bei Markus Blüm im Klosterladen selbst ausgesucht hat. Schließlich hat Blüm ein Händchen für Stubentiger. Schon zur Priesterweihe hatten Kommilitonen ihm einst den Kater "Nikodemus" geschenkt.

 

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