Brandkatastrophe in Neudenauer Altstadt: Vier Jahre später hat ein Café eröffnet
Vor vier Jahren kam es in der Neudenauer Altstadt zu einer Brandkatastrophe mit drei Toten. Ein Investor hat sich mit viel Sensibilität an einen Neubau gewagt. Erneut ist auch ein Gastrobetrieb entstanden.

Die Katastrophe vom November 2019, als ein Wohnhaus mit Getränkehandel und Weinstube in der dicht bebauten Altstadt abbrannte, hat sich tief ins Gedächtnis eingegraben. Drei Menschen kamen ums Leben. "Sie waren sehr bekannt im Ort und plötzlich nicht mehr da", sagt Bürgermeister Jochen Hoffer. Von der Brandruine war nicht viel mehr übriggeblieben als der Gewölbekeller und Reste vom ersten Stock. Nun hat sich diese Lücke geschlossen.
In fachkundiger Vorgehensweise ist ein Gebäude entstanden, das im Erdgeschoss mit dem Café Wagners den Gastronomiegedanken wieder aufgreift. In den Stockwerken darüber bietet es drei größere und zwei kleinere Wohnungen von 56 bis knapp 100 Quadratmetern. Der Rathauschef ist sich sicher: "Wenn der frühere Eigentümer sehen könnte, was von privater Seite geschaffen wurde und in überschaubarem Zeitraum entstanden ist, würde es ihn freuen."
Kompletter Neubau des Hauses in der Neudenauer Altstadt kam nicht in Frage
Ein glatter Neubau anstelle des abgebrannten Hauses mit Kern im 15. Jahrhundert, wesentlicher Phase im 18. Jahrhundert und tradierter Geschichte als Wirtshaus: "Das wäre eine Bankrotterklärung für die umfangreichen Sanierungsbemühungen der Bevölkerung und der Stadt in den vergangenen 20 Jahren gewesen", macht Architekt Ferdinand M. Schäfer vom Schwäbisch Haller Büro "Schäfer.Partner" deutlich. Seine Planung hatte der Gesamtstruktur der Altstadt und den eingeschlagenen "respektvollen Wegen mit dem sehr wertvollen Bestand" höchste Priorität eingeräumt.
Mit Daniel Fichter fand sich ein Bauherr, der die Neuerrichtung unter diesen Vorgaben nicht scheute. Für den Billigheimer Gemeinderat und IT-Projektleiter bei SAP war es nicht das erste, aber doch bisher aufwendigste Bauprojekt. Jeden Tag schaute er auf der Baustelle nach dem Rechten. Auch wenn Preissteigerungen auf dem Bau nicht an ihm vorbeigingen, ist er über das Ergebnis "sehr glücklich".
Eine der Wohnungen in der Neudenauer Altstadt ist bereits bezogen
Modern auf der schmaleren Rückseite präsentiert sich das Gebäude zur Hauptstraße hin mit Vorsprüngen in der Fassade wie früher üblich. Der Gewölbekeller und teilweise auch die Fassade der Vorderseite sind integriert. Die Fenster sind aus weißem Holz und mit Sprossen versehen. Eine der Wohnungen, die per Aufzug erreichbar sind, ist bereits bezogen. "Eine Nachbarin, die in der Altstadt bleiben wollte, hatte sie sich schon in der Rohbauphase reserviert", so Fichter. Die restlichen sollen bis Februar bezugsfertig sein.
Seit 3. November hat das Café mit 43 Plätzen geöffnet. "Es wird sehr gut angenommen", freut sich Jochen Hoffer. Es ist das derzeit einzige in Neudenau: "Ein Treffpunkt und ein wichtiges Zugpferd für die Stadt", sagt er. Im modernen Stil mit viel Holz gemütlich und geschmackvoll eingerichtet hat Pächterin Katrin Wagner für die Innenausstattung des Cafés gesorgt, das von Mittwoch bis Montag von 9 bis 18 Uhr geöffnet hat. Es gibt Frühstück, Mittagstisch, Kaffee und Kuchen am Nachmittag sowie freitags und samstags bis 22 Uhr eine Wein- und Vesperkarte.
Für die gebürtige Neudenauerin, die mit ihrem Mann in Roigheim wohnt, geht damit ein seit über zehn Jahren gehegter Traum in Erfüllung. Wagner hat BWL studiert, im Marketing gearbeitet und den Food-and-Beverage-Manager draufgesattelt. Nebenberuflich ist sie stets der Gastronomie nachgegangen. Ein Inserat von Daniel Fichter, der das Erdgeschoss eigentlich gewerblich vermieten wollte, ließ sie im Februar 2021 nachfragen. Der Bauherr hat flexibel reagiert. Dass sich ihr Wunsch nun in der Heimatstadt verwirklicht hat: "Umso schöner", findet Fichter.

