Lärmaktionsplan: So will Bad Friedrichshall den Krach im Straßenverkehr bekämpfen
Vor allem das Thema Tempolimits sorgt unter den Fraktionen für kontroverse Diskussionen in der Gemeinderatssitzung.

Dauerhafter Lärm ist nicht nur störend, er macht auch krank. Gerade in Bezug auf Verkehrskrach sind daher Maßnahmen erforderlich, um die Belastung für die an viel befahrenen Straßen wohnenden Bürger zu reduzieren. Im Jahr 2015 hat die Stadt Bad Friedrichshall bereits einen Lärmaktionsplan erstellt. Zur zweiten turnusmäßigen Überprüfung hatte Ingenieur Uwe Zimmermann aus Haßmersheim den Plan im vergangenen Jahr unter die Lupe genommen. Nun erläuterte er die Vorschläge während der jüngsten Sitzung dem Bad Friedrichshaller Gemeinderat.
Vor allem die angedachte Maßnahme, das Tempo auf der B27 in Bad Friedrichshall-Jagstfeld, Abschnitt Ortstafel aus Richtung Neckarsulm bis zum Bereich Kreuzung der B27/L1098/Römerstraße ganztägig auf 30 km/h zu reduzieren, rief im Gemeinderat kontroverse Diskussionen hervor. Ebenso wie weitere anvisierte, dauerhafte Geschwindigkeitsbegrenzungen auf 30 km/h wie zum Beispiel in Bad Friedrichshall-Kochendorf auf der L1088 im Straßenzug Hauptstraße-Neuenstadter Straße.
Vorgehen gegen Lärm: Was bringen Tempolimits auf 30 km/h?
Laut dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Michael Reiß sei eine Temporeduzierung kontraproduktiv: „Es ist wichtig, dass der Verkehr abfließt.“ Geringeres Tempo reduziere die Verkehrsdichte nicht. Zudem bestehe laut Reiß die Gefahr, dass sich Autofahrer innerorts alternative Wege suchen, was das Lärmproblem nur verlagere.
Eine ähnliche Haltung vertraten die Freien Wähler. Deren Vorsitzender Andreas Friedauer betonte: „Wenn das Tempo geringer ist, stehen die Autos länger vor den Häusern.“ Überhaupt sei zu Stoßzeiten auf der B27 schon jetzt nur ein Vorankommen im Stop-and-Go-Tempo möglich. Eine Geschwindigkeitsänderung mache daher vornehmlich nachts einen Unterschied. Den Antrag der CDU-Fraktion, über Tempo-Reduzierungen auf der B27 separat abzustimmen, lehnte das Gremium mit 13 zu neun Stimmen – bei zwei Enthaltungen – ab.
Lärmaktionsplan in Bad Friedrichshall: Das sind die Maßnahmen
Dr. Celina Hellenbroich von den Grünen befürwortete eine einheitliche Tempo-30-Regelung im gesamten Bad Friedrichshaller Stadtgebiet für lärmbelastete Straßen – und zwar rund um die Uhr und nicht nur zeitlich beschränkt, wie etwa von 22 bis 6 Uhr: „Die geringere Geschwindigkeit sorgt auch für mehr Verkehrssicherheit. Lärmschutz ist auch Gesundheitsschutz – in mehrfacher Hinsicht.“ Für Werner Wally von der CDU kam bei der Diskussion um Tempolimits die Frage nach den entstehenden Emissionen zu kurz.
Letztendlich stimmte der Gemeinderat dem von der Verwaltung vorgeschlagenen Lärmaktionsplan mehrheitlich zu. Dieser umfasst insgesamt 16 Einzelpunkte und sieht – neben den genannten Tempolimits – unter anderem einen lärmmindernden Fahrbahnbelag auf der L1096 in der Ortsdurchfahrt des Stadtteils Untergriesheim und auf der L1088 in Kochendorf auf dem Straßenzug Hauptstraße-Neuenstadter Straße, die Förderung passiver Schallschutzmaßnahmen an besonders betroffenen Gebäuden an der B27 und an den Landesstraßen im Stadtgebiet sowie die Überprüfung der akustischen Funktionsfähigkeit der vorhandenen Lärmschutzwand im Ortseingangsbereich von Jagstfeld in Richtung Neckarsulm vor.
Bad Friedrichshall mit Lärmaktionsplan: Erste Maßnahmen in erster Hälfte 2025
Einen konkreten Zeitraum, zu dem die beschlossenen Lärmschutz-Maßnahmen letztendlich umgesetzt sein sollen, existiert allerdings bislang nicht. Bad Friedrichshalls Bürgermeister Timo Frey erklärte: „Wir werden uns nun den Lärmaktionsplan im Gesamten mit allen seinen Punkten vornehmen. Manches ist sicher durchaus kurzfristig umsetzbar, einige Themen brauchen aber auch eine entsprechende Vorlaufzeit und Abstimmungsprozesse auf Landesebene.“ Mit den ersten angedachten Realisierungen des Plans gegen die Lärmbelastung soll aber noch im Laufe der ersten Hälfte dieses Jahres zu rechnen sein.