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Sanierung und Anbau
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Rathausprojekt in Ellhofen: Kosten klettern auf 6,6 Millionen Euro

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Die Rathaussanierung und der Rathausanbau in Ellhofen werden um einiges teurer als geplant. Dem Gemeinderat gefällt das nicht. 

Der Verbau aus Spritzbeton und Stahlträgern unterhalb des Rathauses bereitete Probleme. Inzwischen wird der Untergrund für den Anbau vorbereitet.
Der Verbau aus Spritzbeton und Stahlträgern unterhalb des Rathauses bereitete Probleme. Inzwischen wird der Untergrund für den Anbau vorbereitet.  Foto: Anja Krezer

Lange Gesichter in der Ellhofener Gemeinderatssitzung in Sachen Großprojekt „Neue Ortsmitte“: Die Kostenfortschreibung und ein aktualisierter Zeitplan für den Um- und Anbau des Rathauses lagen auf dem Tisch. Beides bot keinen Anlass zur Freude. Inzwischen stehen 6,6 Millionen Euro für Um- und Anbau im Raum – vor zwei Jahren lag die Kostenberechnung eine Million darunter. Bis alles fertig ist, dauert es wohl drei Monate länger als geplant.

Hier ein erläuterndes Wort, dort das Zugeständnis, dass er lange nicht mehr dagewesen und daher ein paar Erklärungen schuldig sei, zwischendurch eine frohgemute Vorschau: Architekt Dieter Guttenberger bemühte sich in der Gemeinderatssitzung sichtlich, keinen Unmut aufkommen zu lassen. Ganz gelingen wollte es ihm nicht. „Fast eine Million mehr: Das ist schon heftig. So kann es nicht weitergehen“, mahnte Silvia Krummhauer (Freie Wähler). „Sie haben es im Griff?“ Guttenberger nickte. Nicola Männich (Bürgerliste) forderte: „Ich hätte gerne eine Aussage von Ihnen, dass es so nicht mehr kommt.“

Rathausanbau und -erweiterung: Warum es teurer wird

Der Planer versicherte: „In der Dimension wird es nicht weitergehen.“ Und: „Ich bin in jedem Detail drin.“ Dass sich das Projekt verteuert habe, sei vor allem dem schlechten baulichen Zustand des Rathauses und dem schlechten Baugrund geschuldet. Dieser sei noch schlechter als gedacht, besonders im Bereich des Anbaus. Deshalb hätten zum Beispiel die Anker für den Verbau aus Spritzbeton und Stahlträgern zunächst nicht gehalten. Auch deshalb ist der Zeitplan aus dem Takt. Selbst der involvierte Geologe habe gesagt, er habe „so etwas in 25 Jahren noch nie erlebt“. Dass eines der drei Sprengwerke des Rathausdachs desolat war, sei nicht vorhersehbar gewesen. „Das konnte man erst sehen, als man das Dach geöffnet hatte.“

Frank Seiter (Freie Wähler), selbst Architekt, hakte hier und da gezielt nach, etwa im Hinblick auf viele Rapportarbeiten oder wegen der „wahnsinnigen Kostensteigerung bei Systemtrennwänden“. Sein Berufskollege erklärte, ordnete ein, gab zwei Mal aber auch zu: „Das haben wir im Büro unterschätzt.“

In der Ortsmitte von Ellhofen: So sind die Kosten gestiegen

2023 hatte der Gemeinderat der Kostenberechnung der Werkgemeinschaft Guttenberger für die Sanierung und Erweiterung des Rathauses in Höhe von 5,6 Millionen Euro zugestimmt. Darin enthalten war auch die Miete für die Interimscontainer, in denen die Verwaltung zurzeit arbeitet. 2024 erhöhte der Gemeinderat das Budget um 225.000 Euro für einige verbesserte Ausführungen auf 5,8 Millionen.

Die nun vorliegende Kostenfortschreibung kommt auf 6,6 Millionen Euro – gegenüber 2024 sind das über 800.000 Euro mehr. Das entspricht einem Anstieg von knapp 14 Prozent. Rechnet man die Kostensteigerungen im Baugewerbe heraus, sind es noch 626.000 Euro mehr (knapp elf Prozent). Geschuldet sind sie laut Sitzungsvorlage schlechten Ausschreibungsergebnissen, Nachträgen und Massenmehrungen – also Leistungen, die erledigt werden müssen, von denen man aber vorher nicht weiß, dass sie nötig sind. Die „Neue Ortsmitte“ wird mit Geld aus dem Landessanierungsprogramm gefördert. Nur die genaue Höhe steht laut Hauptamtsleiter Steffen Saur noch nicht fest.

Architekt: Was nun ansteht, ist besser vorhersehbar

Da inzwischen der Großteil der Arbeiten vergeben ist, hofft Bürgermeister Felix Pontow, dass auf die Gemeinde Ellhofen keine weiteren finanziellen Überraschungen mehr zukommen. Architekt Guttenberger ist guter Dinge, dass diese ausbleiben. Die Arbeiten, die nun im Rathaus wie auch in Sachen Anbau anstehen, seien besser vorhersehbar. Man dürfe nun getrost einen „positiven Blick in die Zukunft“ wagen. Auch direkt vor Ort mache das Zuschauen bald Spaß, denn nun entstehe sichtbar etwas.

„Das Projekt wird schön“, warb Guttenberger für das runderneuerte und erweiterte Rathaus. Eine Verzögerung von drei Monaten sei bei einem Vorhaben dieser Größenordnung eigentlich überschaubar.

Bei zwei Enthaltungen stimmte der Gemeinderat der Kostenfortschreibung zu.

Das passiert zurzeit auf der Baustelle in der Ortsmitte von Ellhofen

Wo früher Autos parkten und Busse hielten, ist jetzt: nichts. Oder besser gesagt, da ist ein großes Loch. Bis zu 5,50 Meter tief hat sich der Bagger ins Erdreich gefressen. Hier, auf der Nordwestseite des Ellhofener Rathauses, soll er einmal stehen, der Anbau, der im Erdgeschoss einen großen Saal beherbergen wird und im Keller Platz für Technik, Registratur und anderes. Weil der Baugrund schlecht ist, müssen auch hier – wie schon bei der Rathaus-Entkernung – für die Stabilität Betonpfähle in den Boden getrieben werden, sagt Bauamtsleiterin Lena Stürzl beim Vor-Ort-Termin mit unserer Zeitung. Danach wird die Bodenplatte betoniert, dann folgt der Hochbau. Wenn in nächster Zeit alles nach Plan läuft, soll im Mai Richtfest für den Anbau gefeiert werden. Einweihung wäre im Mai 2026.Von Anfang an lief es oft nicht nach Plan. Der Baugrund war schlechter als gedacht, ebenso das Sprengwerk und die Statik des Rathauses von 1859. Stürzl: „Hinzu kamen viele Kleinigkeiten.“Auch jüngst kam es anders. Um sicherzugehen, dass das Rathaus nicht abrutscht und um die Baugrube des künftigen Anbaus zu sichern, ist an der Rathaus-Nordwestseite ein Verbau aus Spritzbeton und Stahlträgern errichtet worden. „Die Stahlträger mussten verankert werden, damit sie stabil sind“, erläutert Bauamtsleiterin Stürzl. Doch es sei keine Spannung auf die Anker gekommen. „Deshalb musste man zusätzliche Anker in verschiedenen Lagen setzen.“ Das habe den Bauablauf weiter verzögert.

Rathauserweiterung und -sanierung : So sieht der Zeitplan aus

Ursprünglich sollte das runderneuerte Rathaus samt Anbau im Januar 2026 fertig sein. Nun wird es wohl Ende April 2026. Im Rathaus selbst werden derzeit Kleinigkeiten erledigt. Außerdem läuft die Ausschreibung für einen weiteren Teil der Freianlagen. Seit Januar 2024 ist das Rathaus eine Baustelle, weshalb die Verwaltung interimsweise nebenan in Containern arbeitet. Neben der Umgestaltung des Rathauses, neben neuen Parkplätzen und Außenanlagen gehören zwei Ergänzungsgebäude zur „Neuen Ortsmitte“: K3 und K5, wobei K3 Priorität hat. Doch weil andere Vorhaben noch wichtiger sind, etwa die Ellbachverdolung, wurde der Bau von K3 unlängst geschoben. Baubeginn ist frühestens 2029.  

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