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Klimaneutral bis 2040
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Kommunale Wärmeplanung im oberen Zabergäu: Ergebnisse in Gemeinderäten vorgestellt

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Die kommunale Wärmeplanung in Cleebronn, Güglingen, Pfaffenhofen und Zaberfeld geht in die nächste Runde: Vertreter der beauftragten Energieberatung stellten den Gemeinderäten vor, welche Bedarfe und Potenziale es gibt und wie die nächsten Schritte aussehen. 

Eine moderne Wärmepumpe kann Wohnungseigentümern helfen, langfristig fossile Brennstoffe zu sparen und Betriebskosten zu reduzieren.
Eine moderne Wärmepumpe kann Wohnungseigentümern helfen, langfristig fossile Brennstoffe zu sparen und Betriebskosten zu reduzieren.  Foto: Silas Stein

Die Bundesregierung nimmt die Kommunen bei der Energiewende stärker in die Pflicht. Auf dem Weg zur Klimaneutralität soll der Anteil erneuerbarer Energien in den Kommunen steigen, und fossile Energieträger sollen weitgehend ersetzt werden. Das Wärmeplanungsgesetz (WPG) und das Gebäudeenergiegesetz (GEG) fordern von den Kommunen, mit der Erstellung der kommunalen Wärmeplanung zu prüfen, wie sich dieses Ziel erreichen lässt.

Kommunale Wärmeplanung: Versorgung künftig klimaneutral gestalten

Aus diesem Grund haben Cleebronn, Güglingen, Zaberfeld und Pfaffenhofen Ende vergangenen Jahres gemeinsam die Firma GP Joule Consult – eine Energieberatung mit Sitz in Augsburg – mit der Prüfung der kommunalen Wärmeplanung für den Konvoi Oberes Zabergäu beauftragt. Dabei geht es um die Frage, wie die Kommunen ihre Wärmeversorgung langfristig klimaneutral und effizient gestalten können – und welche Energiequellen Potenzial haben, um den Wärmebedarf vor Ort zu decken.

Aber: „Nur weil ein Bedarf besteht, wird noch kein Wärmenetz gebaut. Es muss auch ein Potenzial vorhanden sein“, merkt der technische Projektleiter von GP Joule, Simon Wendl, an. Um das zu prüfen, hat das Unternehmen eine Bestands- und Potenzialanalyse für alle vier Kommunen durchgeführt. Simon Wendl, Lukas Kupfer und Jan Johannsmeier stellten den Gemeinderäten die Ergebnisse sowie weiteren Schritte vor. Im Frühjahr sollen die Gremien ihre kommunale Wärmeplanung mit den entsprechenden Maßnahmen verabschieden.

„Wichtig ist nicht nur, wie viel Energie verbraucht wird, sondern auch, wie sie verteilt ist.“Simon Wendl

Fossile Brennstoffe aktuell vorherrschende Energiequelle

Bei der Bestandsanalyse wird zunächst untersucht, wie hoch der Energieverbrauch und der Wärmebedarf der Kommune ist. „Wichtig ist nicht nur, wie viel Energie verbraucht wird, sondern auch, wie sie verteilt ist“, erklärt Wendl, der am Dienstagabend in Cleebronn zu Gast war. Dafür wurden die Daten der Strom-, Gas- und Wärmeversorger ausgewertet und so die Bedarfe ermittelt. Die ergaben, dass in Cleebronn fossile Brennstoffe als Hauptenergiequelle dienen. Die meisten Gebäude (71 Prozent) sind mit einer Ölheizung ausgestattet. Der Gesamtwärmebedarf liegt bei 25,3 Gigawatt pro Stunde. Besonders im Ortszentrum ist der Verbrauch hoch.

Jedoch haben laut Wendl auch immer mehr Häuser eine PV-Anlage auf dem Dach. Das ergab die anschließende Potenzialanalyse, in der die Möglichkeiten für Synergien und alternative Wärmequellen geprüft werden. Grüne Quellen wie Solarenergie gelte es, künftig verstärkt zu nutzen. „Auch Themen wie Abwärme in der Industrie kann man sich mal anschauen“, ergänzte er. Im nächsten Schritt sollen Ziele definiert und bis Oktober Maßnahmenpakete geschnürt werden, erklärte Simon Wendl.

Was hat es mit dem Gesetz auf sich?

Das Wärmeplanungsgesetz (WPG) sieht vor, dass Städte mit mehr als  100 000 Einwohnern bis Juni 2026 ihre kommunale Wärmeplanung aufstellen müssen, kleinere Gemeinden mit weniger als 100 000 Einwohner – so auch die Kommunen des Oberen Zabergäu – haben bis Juni 2028 Zeit. Das Land Baden-Württemberg hat sich das ambitionierte Ziel gesetzt, bis 2040 klimaneutral zu sein. Die Erstellung der Kommunalen Wärmeplanung ist in vier Teilschritte gegliedert: Bestandsanalyse, Potenzialanalyse, Entwicklung der Zielszenarios, Maßnahmenkatalog. Die ersten beiden Schritte sind in allen vier Kommunen abgeschlossen. Zu möglichen Maßnahmen gehören nicht nur Installationen wie PV-Anlagen, sondern etwa auch Gebäudesanierung, um den Energiebedarf zu verringern. 

Öffentlichkeit bei kommunaler Wärmeplanung miteinbeziehen

In der kommunalen Wärmeplanung ist auch die Öffentlichkeitsbeteiligung inbegriffen, berichteten Lukas Kupfer und Jan Johannsmeier: Im November ist etwa in Güglingen eine Energiesparmesse geplant. Dort können sich die Bürger unter anderem darüber informieren, wie sie ihre Heizung effizient und klimaneutral umbauen können – und zu welchem Preis. Denn die Kosten sind oft der Knackpunkt, warum viele Menschen unsicher seien, meint der Pfaffenhofener Gemeinderat Ingmar Schiedel. Die Öffentlichkeitsarbeit sei entscheidend: „So ist die Bereitschaft für die Wärmewende höher.“

In Pfaffenhofen, so ergab die Bestands- und Potenzialanalyse, besteht ein Gesamtwärmebedarf von 21 Gigawattstunden im Jahr, so wie auch in Güglingen (81 Gigawattstunden) und Zaberfeld (37,2 Gigawattstunden) wird hauptsächlich mit fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas geheizt. Für alle Kommunen sieht die Wärmeplanung vor allem Potenzial in der Wärmeerzeugung durch Windkraft – schon zwei Anlagen würden das Dreifache des Bedarfs in Pfaffenhofen decken, drei wären maximal in Zaberfeld möglich, rechnete Lukas Kupfer vor. Auch mit Freiflächen- und Dachflächen-Photovoltaikanlagen sowie aus der Umweltwärme oder Biomasse mittels Hackschnitzel oder Pellets ergeben sich Chancen.

Weniger Potenzial gibt es bei Biogasanlagen, wo es einen geringen Zubau und zwar Planungen, aber noch keine bestehenden Anlagen gibt. Auch Energie aus Gewässern wie der Zaber oder dem Katzenbach halten die Planer für wenig sinnvoll – auch wegen der hohen Auflagen für die Gewässerentnahme.

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