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70 Euro mehr im Monat? Kita-Gebühren steigen im Raum Heilbronn
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Im Landkreis Heilbronn erhöhen viele Kommunen die Kita-Gebühren. Elternbeiräte kritisieren das – auch, weil in der Stadt Heilbronn die Ü3-Betreuung kostenfrei ist.
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Erhöhung der Kita-Gebühren. Das ist ein Tagesordnungspunkt, den viele Stadt- und Gemeinderäte gern überspringen würden. Die unangenehme Entscheidung dafür ist in vielen Kommunen jedoch bereits getroffen oder steht noch bevor. Sie ist unvermeidlich, heißt es in den Sitzungen. Die Kommunen brauchen Geld.
Zudem ist empfohlen, die Betreuungskosten zu 20 Prozent durch Elternbeiträge zu decken, wovon die meisten Städte und Gemeinden weit entfernt sind. Zudem haben sie während Corona auf Erhöhungen verzichtet.
In Neckarsulm und anderen Orten müssen Eltern höhere Kitagebühren zahlen
Umso härter trifft es die Familien, die ihre Kinder jetzt in der Krippe oder im Kindergarten haben. Wie hoch die Steigerungen in absoluten Zahlen sind, ist bei unterschiedlichen Betreuungszeiten und Altersgruppen schwierig zu sagen. In Neckarsulm spricht der Gesamtelternbeirat (GEB) jedoch von einer Erhöhung zwischen 18 und 29 Prozent. Seit 1. Mai müssen die Eltern hier monatlich tiefer in die Tasche greifen. Steigerungen von 70 Euro und mehr im Monat sind da keine Seltenheit.
„Alles andere wird aber ja auch teurer und der Verdienst bleibt gleich“, kritisiert GEB-Vorsitzende Stefanie Bauer. So sei es kaum mehr möglich, Bildungsangebote für mehrere Kinder zu stemmen, heißt es in einer Stellungnahme an den Gemeinderat. „Dies steht nicht im Einklang mit einer familienfreundlichen Politik“, meint Stefanie Bauer.
439 statt 366 Euro für Kind in Kita-Gruppe mit verlängerten Öffnungszeiten
Ein Blick in die Tabelle zeigt: Eine Familie mit einem Einzelkind unter drei Jahren in einer Gruppe mit verlängerten Öffnungszeiten und 30 Betreuungsstunden in der Woche zahlt in Neckarsulm inzwischen 439 anstatt 366 Euro. Für die Betreuung eines einzelnen Kindes über drei Jahren im gleichen Betreuungsumfang steigt die Gebühr von 157 auf 185 Euro. „Einige wägen bestimmt ab, ob es sich noch lohnt, arbeiten zu gehen“, vermutet Bauer. Darüber spreche aber niemand offen.
Sie stelle im Alltag fest, dass alle Eltern unter großem Druck stünden. Deshalb fände sie eine Staffelung nach Einkommen fair. Das prüft die Stadt in Abstimmung mit der Haushaltskommission derzeit, teilt Sprecher Andreas Bracht mit. Zudem hänge die Erhöhung mit der besseren Bezahlung der Erzieherinnen zusammen, die Neckarulm kürzlich umgesetzt hat.
Erhöhung der Kita-Gebühren in Eppingen beschlossen
Auch in Eppingen haben die Stadträte eine Erhöhung der Kita-Gebühren beschlossen. Die erste Anpassung erfolgt ab 1. September und führt für die Stadt zu einer Verbesserung des Kostendeckungsgrades von neun auf zwölf Prozent. Trotzdem schieße die Stadt jährlich 9,7 Millionen Euro zu. Für die Eltern bedeutet das für ein Einzelkind über drei Jahren eine Steigerung von im Schnitt 30 Euro im Monat, die Ganztagsbetreuung wird je nach Regelung der Schließtage 70 bis 90 Euro teurer.
Wer sich die Gebühren in Eppingen nicht leisten kann, kann nicht nur Hilfe beim Landratsamt beantragen, sondern auch bei der Stadt. Stadtsprecherin Vanessa Heitz teilt auf Nachfrage mit, dass aktuell 13 Prozent aller Kindergartengebühren vom Jugendamt finanziert würden. Falls das Jugendamt nicht einspringe, könne die „Eppinger Rabattierung zum Tragen kommen“. Wie viele Familien dies in Anspruch nehmen, teilte sie nicht mit.
Zahlen des Landratsamtes Heilbronn zeigen, dass die Zahl der Eltern, die sich die Gebühren nicht leisten können, steigt. Waren es 2020 noch 1096 Fälle, sind es 2024 bereits 1464 gewesen.
Ü3-Betreuung in der Kita kostet in Heilbronn nichts
Bei Steigerungen der Kita-Gebühren richtet sich der Blick schnell nach Heilbronn, wo die Ü3-Betreuung kostenfrei ist. Bildung gebührenfrei anzubieten, sei ein gutes Ziel, aber eine Aufgabe des Landes, betonte Neckarsulms OB Steffen Hertwig. Sein Amtskollege in Eppingen äußerte sich ähnlich. Klaus Holaschke sagte, dass die Kommunen immer mehr Aufgaben zu erfüllen hätten. Um das zu finanzieren, müssten Gebühren und Entgelte, die auf einer Gegenleistung beruhen, vor allgemeinen Steuern angehoben werden.
Und warum geht es dann in Heilbronn? Auf diese Frage gibt es keine eindeutige Antwort. OB Harry Mergel sagt: „Die Gebührenfreiheit wurde ohne eine zeitliche Befristung beschlossen. Dieser Beschluss hat weiterhin Gültigkeit.“ Aber: Diese Freiwilligkeitsleistung stehe unter dem Vorbehalt, dass der städtische Haushalt diese erheblichen Beträge finanzieren könne. „Das Regierungspräsidium hat uns schon mehrfach darauf hingewiesen, dass wir Entgelte für unsere Leistungen erheben müssen, ehe wir Kredite aufnehmen.“
Die Kosten für die Kitaplätze stiegen auf rund zehn Millionen Euro im Jahr. Diese Summe müsse erst einmal erwirtschaftet werden. Für Kinder unter drei Jahren werden aber auch in Heilbronn Gebühren verlangt, die zuletzt erhöht wurden.
Die Höhe der Elternbeiträge ist Teil der kommunalen Gebührenordnung, über die die jeweiligen Gemeinderäte entscheiden. Freie Träger dürfen in Baden-Württemberg zudem abweichend davon Gebühren selbst festlegen. In ihrer Gemeinsamen Empfehlung haben Kirchen und Kommunale Landesverbände für das Kindergartenjahr 2025/26 eine Erhöhung der Elternbeiträge um weitere 7,3 Prozent empfohlen. 2024/25 lag die empfohlene Erhöhung bereits bei 7,5 Prozent. Insgesamt streben Kirchen und Kommunale Verbände an, 20 Prozent der Betreuungskosten durch Elternbeiträge zu decken. „Wenn das in Neckarsulm kommt, ist das nicht mehr wirtschaftlich für Familien“, sagt GEB-Vorsitzende Stefanie Bauer.
Wie groß die Unterschiede bei den Elternbeiträgen allein bei den baden-württembergischen Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern sind, zeigt eine Auswertung des Instituts der Deutschen Wirtschaft aus dem Jahr 2024. Fünf von neun Großstädten in Baden-Württemberg etwa staffeln die Gebühren nach Einkommen der Eltern. So variierten die Elternbeiträge für die Ganztagsbetreuung von Kindern über drei Jahren beispielsweise zwischen gänzlich kostenlos in Heilbronn und mehr als 600 Euro im Höchstsatz in Reutlingen.
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