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Klage beim Verwaltungsgericht 
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Altenpfleger aus Kirchheim ausgewiesen – Freunde kämpfen um Rückkehr aus Gambia

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Fast zwei Jahre nach seiner Festnahme lebt Sedia Kijera wieder in Gambia. Der Altenpfleger aus Kirchheim saß in Deutschland in Abschiebehaft. Die Initiative Seebrücke gibt aber nicht auf.


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Plötzliche Festnahme am Arbeitsplatz, vereitelte Abschiebung, Gefängnis: Was klingt wie in einem Thriller, ist für den Altenpfleger Sedia Kijera aus Kirchheim Realität. Im Februar 2024 reiste der gebürtige Gambier freiwillig in sein Heimatland aus.

Die Ortsgruppe Seebrücke um Götz Schwarzkopf kämpft seit eineinhalb Jahren dafür, dass ihr Freund mit einem Arbeitsvisum zurückkehren kann. Doch der Kampf mit der Bürokratie ist hart. Nun hat die Initiative Klage beim Verwaltungsgericht Berlin eingereicht. 

Der Altenpfleger Sedia Kijera ist nach Gambia ausgereist, um der Abschiebung zu entgehen. Mittlerweile hat er sich in seinem neuen zu Hause eingerichtet.
Der Altenpfleger Sedia Kijera ist nach Gambia ausgereist, um der Abschiebung zu entgehen. Mittlerweile hat er sich in seinem neuen zu Hause eingerichtet.  Foto: privat

Sedia Kijera zurück in Gambia: Kirchheimer Altenpfleger sollte abgeschoben werden 

Der damals 28 Jahre alte Mann wird Ende November 2023 an seinem Arbeitsplatz, dem Seniorenheim „Haus am Mühlbach“, von der Polizei überrascht. Die Abschiebung nach Gambia platzt, weil der Pilot sich weigert zu starten. Insgesamt 79 Tage verbringt Kijera in Abschiebehaft in Pforzheim. 

Alle Bemühungen der Seebrücke in Form eines Eilrechtsschutzantrags, zwei Härtefallanträgen und Petitionen schlagen fehl. Das liegt unter anderem daran, dass der Altenpfleger 2020 wegen Handels mit Betäubungsmitteln zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden ist. Der Abschiebung entgeht Kijera schließlich, indem er freiwillig in seine Heimat zurückkehrt.

Trotz freiwilliger Ausreise nach Gambia scheitern alle juristischen Hilfsversuche

Aus juristischer Sicht ist das Verfahren gegen Kijera rechtmäßig, bestätigt Schwarzkopf. Mit einer gültigen Arbeitserlaubnis hätte er eines Tages die Möglichkeit, wieder nach Deutschland einzureisen. „Aber bis dahin ist es ein weiter Weg“, sagt Götz Schwarzkopf. 

Das Seniorenheim in Kirchheim habe Sedia Kijera zwar einen gültigen Arbeitsvertrag ausgestellt. Doch der sei nie bei der deutschen Botschaft im Senegal angekommen, die für Gambia zuständig ist. Schwarzkopf vermutet Probleme beim Versand. „Sedia hat keinen Fax und keinen Drucker“, erklärt er. In der Folge wird der Antrag auf Arbeitserlaubnis abgelehnt, ebenso wie die Remonstration - der juristische Begriff für Einwendung. Der aktuelle Schritt ist eine Klage beim Bundesverwaltungsgericht in Berlin gegen die Ablehnung, sagt Schwarzkopf. Ein langwieriger Prozess, aber die Initiative will nicht aufgeben. „Ich habe schon Hoffnung, sonst würde ich es nicht machen“, betont er. „Das ist nur ein Einzelschicksal, das ich kenne, und es gibt viele ähnliche. Das berührt mich.“ 

30.000 Euro Kosten für Abschiebehaft muss Kirchheimer Altenpfleger selbst tragen

Die Seebrücke hat zudem ein Spendenkonto eingerichtet, um Kijera bei der Rückzahlung der 30.000 Euro zu unterstützen, die ihm aus seiner Zeit in der Abschiebehaft in Rechnung gestellt werden. „Die fordert das Land Deutschland von ihm zurück“, sagt Schwarzkopf. Sollte er die Kosten nicht begleichen können, wäre das erneut ein Abschiebegrund.

Der junge Mann hat sich in den vergangenen eineinhalb Jahren in Gambia eine neue Existenz aufgebaut. Am Anfang habe er Schwierigkeiten gehabt, in der Gemeinde vor Ort akzeptiert zu werden. Die Berichterstattung über seine Abschiebung habe das Misstrauen der Leute geweckt. „Mittlerweile ist er sozial ganz gut vernetzt“, erzählt Schwarzkopf. „Vor Ort hat er sich ein Gelände gekauft.“

Wunsch nach Rückkehr: In Kirchheim wartet große Wertschätzung

Seinen Lebensunterhalt verdiene Kijera über den Verkauf von Eiern, die seine Hühnerfarm abwirft. „Das reicht gerade so zum Überleben“, sagt Götz Schwarzkopf. Als ältestem Sohn fällt ihm seit dem Tod des Vaters die Aufgabe zu, die Familie zu versorgen - das ist auch der Grund, aus dem Kijera überhaupt geflohen ist.

In Kirchheim möchte man den beliebten Altenpfleger gerne wiederhaben. „Das ist einfach ein feiner Mensch“, betont Götz Schwarzkopf. 

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