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Umbau des ehemalige Werzalit-Firmengeländes in Oberstenfeld – Keine Kreisel an der Kreuzung

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Das ehemalige Werzalit-Firmengelände in Oberstenfeld wird zu einem urbanen Wohn- und Gewerbegebiet entwickelt. Rund 1300 Menschen sollen dort einmal leben. Der Gemeinderat hat jetzt entschieden, wie der Verkehr rund um das 12,3 Hektar große Areal künftig geregelt werden soll.

An den beiden Querungen entlang der L1100 (rechts und links im Vordergrund) sollen auch künftig Ampelanlagen die Anbindung des ehemaligen Firmenareals regeln.
An den beiden Querungen entlang der L1100 (rechts und links im Vordergrund) sollen auch künftig Ampelanlagen die Anbindung des ehemaligen Firmenareals regeln.  Foto: Archiv/Werner Kuhnle

Noch ist es lange hin, bis in das Oberstenfelder "Jahrhundertprojekt", wie es Bürgermeister Markus Kleemann gerne nennt, Leben einkehrt. Fest steht aber schon jetzt, wie das ehemalige Werzalit-Firmenareal nordöstlich des alten Ortskerns, das zum urbanen Wohn- und Gewerbegebiet "Bottwarwiesen" entwickelt wird, an die Hauptverkehrsstraße L1100 angeschlossen werden soll. Der Gemeinderat hat sich in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich dafür ausgesprochen, dass an den Knotenpunkten mit der Gronauer und Lichtenberger Straße jeweils wie bisher eine Ampel den Verkehrsfluss regeln soll. Die vorhandenen Fahrstreifen werden dem erwartet höheren Verkehrsaufkommen entsprechend angepasst.

Etliche Gründe sprechen gegen Kreisverkehr

Bevorzugt hätte die Mehrheit der Räte wie auch der Verwaltung indes nach eigenem Bekunden den Bau zweier Kreisel. Eine Verkehrsuntersuchung sowie Abstimmungsgespräche mit den zuständigen Fachbereichen des Landratsamtes Ludwigsburg und des Regierungspräsidiums Stuttgart zeigten jedoch: Zu vieles spricht gegen eine Anbindung des 12,3 Hektar großen Areals über zwei Kreisverkehre, allen voran die Kosten und die Frage der Querungsmöglichkeiten für Radfahrer und Fußgänger. 

"Inklusive der Erweiterung der Fahrstreifen käme eine Ampellösung auf rund 625 000 Euro", erläuterte Bauamtsleiter Kai Kraning. An Fläche würden dafür 1950 Quadratmeter benötigt. "Für die beiden Kreisverkehre, die einen Mindestdurchmesser von 38 Meter haben müssen, wäre dagegen mit 4700 Quadratmetern weit mehr Fläche nötig", so Kraning. Und die Gemeinde müsste für den Bau rund 2,7 Millionen Euro in die Hand nehmen  auch weil beim südlicheren Kreisel die nahe gelegene Brücke über die L1100 erweitert oder neu gebaut werden müsste. 

Darüber hinaus böten zwei Kreisel keine bevorzugten Querungsmöglichkeiten der Landesstraße für Fußgänger. "Ein Zebrastreifen ist dann dem Landratsamt zufolge nicht möglich", betonte Kraning. Eine Fußgängerüberquerung sei aus Sicht der Verwaltung nicht attraktiv, um die Bottwarwiesen an den bestehenden Ortskern anzuschließen. Und nicht zuletzt liegt die Querung der L1100 auf dem Schulweg der Kinder aus Gronau und derjenigen, die einmal auf dem Konversionsareal leben werden. 

Keine gemischte Lösung möglich

"Grundsätzlich wären beide Kreisverkehre leistungsfähig", erläuterte Kraning die Ergebnisse der Verkehrsuntersuchung. Aber: "In den Spitzenstunden würde die maximale Staulänge des Verkehrs vom Kreisel an der Gronauer Straße bis in den Kreisel an der Lichtenberger Straße hineinreichen." Einer Kombination aus Kreisel und Ampel habe das Landratsamt Ludwigsburg eine Absage erteilt. "Aufgrund ihrer unmittelbaren räumlichen Nähe müssen beide Knotenpunkte identisch beziehungsweise baugleich umgesetzt werden." Die so genannte Stetigkeitsvoraussetzung besage, dass Verkehrsteilnehmern unterschiedliche Kreuzungssituationen in einer solchen unmittelbaren Aufeinanderfolge nicht zugemutet werden könnten. 

"Wir haben uns intensiv mit dem Thema beschäftigt", betonte Bürgermeister Markus Kleemann. "Aber nach Abwägung aller Argumente schlägt die Verwaltung die Umsetzung einer Ampel-Lösung vor. So gut die Kreisel auch wären - an diesen Knotenpunkten haben Ampeln mehr Vorteile." Mit Blick auf die Finanzlage der Kommune räumte er ein: "Allein die Kosten sind schon ein schlagendes Argument gegen die Kreisverkehre."

Keine Zebrastreifen auf der Ortsdurchfahrt

Das räumte auch Michael Meder, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler ein, der sich dem Vorschlag der Verwaltung ansonsten aber nicht anschließen wollte: "Kreisverkehre halten den Verkehr am fließen und reduzieren so auch den CO2-Ausstoß." Dass an Kreiseln an Landesstraßen innerstädtisch kein Zebrastreifen möglich sei, widerlege ein Beispiel aus Ludwigsburg. Bauamtsleiter Kai Kraning zufolge sei dies dort möglich, weil dort langsamer gefahren wird. Auf der Ortsdurchfahrt Oberstenfeld sind dagegen 60 Stundenkilometer erlaubt.

Für Rolf Lutz (SPD) dagegen "funktionieren Kreisverkehre nur im begrenzten Bereich einer gewissen Verkehrsstärke", etwa an Ortsein- und Ausgängen, um dort das Tempo zu drosseln. Dem Ziel, die Bottwarwiesen nicht vom Ortskern zu entkoppeln, seien sie nicht dienlich. Zu diesem Zweck "muss eine fußläufige und sichere Anbindung her", forderte auch René Sabota von der CDU. 

Bottwartalbahn

Auch ihre Realisierung steht noch in weiter Ferne, doch bei der Verkehrsuntersuchung wurde bereits die Bottwartalbahn einbezogen, die das neue Quartier einmal passieren wird. "Grundsätzlich sind beide Ausbauvarianten geeignet, um eine Querung der Bahn zu ermöglichen", heißt es darin. Landratsamt und Regierungspräsidium hätten laut Verwaltung auch keine Einwände. Würden an den Knotenpunkten Kreisel gebaut, käme dort jedesmal der Verkehr komplett zum Erliegen. Bei der Ampel-Lösung hingegen "kann der Verkehr entlang der Hauptrichtung der L1100 parallel zur Bottwartalbahn fließen und es kommt aufgrund der Maßnahmen zur Fahrstreifenergänzung zu keinem kompletten Stillstand", wie es in den Unterlagen zur Gemeinderatssitzung heißt.

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