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Löwenstein
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Jungbestandspflege am Beispiel Klosterwald auf der Gemarkung Löwenstein

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Neu gepflanzte Douglasien werden von der Konkurrenz befreit. Erst nach 30 Jahren erfolgt die erste Holzernte.

Auf dieser Kleinfläche wurden vor Jahren Douglasien und Eichen (in den Wuchshüllen) gepflanzt. Sie sind von Wildwuchs umgeben. Damit die Bäumchen gedeihen können, muss ein Teil der Naturverjüngung weichen.
Auf dieser Kleinfläche wurden vor Jahren Douglasien und Eichen (in den Wuchshüllen) gepflanzt. Sie sind von Wildwuchs umgeben. Damit die Bäumchen gedeihen können, muss ein Teil der Naturverjüngung weichen.  Foto: Sabine Friedrich

Die drei Waldarbeiter und die Praktikantin haben sich in den Schutzwagen zurückgezogen. Draußen plätschert es ordentlich. Jetzt weiter in den Kulturen Bäume zu selektieren, ergibt keinen Sinn. Innerhalb weniger Minuten wäre das Team klatschnass. Die Jungbestandspflege im staatlichen Forstrevier Wildeck ist für dieses Jahr auf der Zielgeraden. Eine wichtige Arbeit, schafft sie doch die Grundlage für die Holzernte Jahrzehnte später. Das Ziel von Forst BW im Staatswald: Mischwälder heranzuziehen. "Da sind wir schon relativ weit", sagt Wildeck-Revierleiter Alexander Fichtner. "Bei Forst-BW gibt es keine Monokulturen mehr." 

"Wir können den Wald so gestalten, wie es kein anderer kann", begründet Forstwirt Max Risel, warum ihm die Jungbestandspflege gefällt. Sein Kollege Julian Friedle ergänzt: "Da kann man kreativ sein." Aber es ist eine schwere Arbeit, wie Hanna Hübner feststellt. Sie studiert Forstwirtschaft und macht ihr erstes Praktikum. "Es ist ein Knochenjob", ergänzt sie. "Man hat den ganzen Tag die Motorsäge in der Hand. Das ist anders als bei der Holzernte", erklärt Janik Bäumlisberger. "Wenn man bei 25 bis 30 Grad im Südhang steht, das merkt man schon", beschreibt Risel die Anstrengung. 

Eine Arbeit für qualifizierte Forstwirte

Fichtner weiß, was er an seinem jungen Team, das durch eine weitere Vollzeitkraft verstärkt wird, hat. "Die Jungbestandspflege ist eine Arbeit, die geschultes Personal verlangt." Es bedürfe qualifizierter Forstwirte aus dem Revier, die die Örtlichkeiten kennen. "Die Bäume, die weggesägt sind, sind nicht mehr da." Der Revierleiter notiert zwar in seinem Arbeitsauftrag, welche Baumart auf welcher Fläche Priorität hat, dennoch ist Eigenverantwortlichkeit von den Forstwirten gefragt. 

Aufgeforstet werden nicht nur Flächen, auf denen der Sturm oder der Borkenkäfer gewütet haben. Fichtner widmet sich auch kleineren Lücken, die auf natürliche Weise entstanden sind. So sind unter den rund 20 Kulturen, die in diesem Jahr bei der Pflege an der Reihe sind, Kleinflächen mit 0,2 bis 0,3 Hektar. Im Klosterwald auf Löwensteiner Gemarkung zeigt er mehrere Beispiele. Beim ersten Areal ist die Pflege erledigt. Vier bis fünf Meter hoch sind die Douglasien, die vor etwa sechs Jahren gesetzt wurden. Damit waren sie reif für den ersten Eingriff. Konkurrenzbäume, Nadelholz und Buchen, wurden gefällt. Das Totholz bleibt liegen, was unordentlich aussehen mag, aber als Nährstoff dient und später zum Humusaufbau. Jetzt haben die jungen Douglasien Licht zum Weiterwachsen. Die Konkurrenz um Wasser und Nährstoffe wurde ausgedünnt. 

Der Wald als Vollsortimenter ist stabiler

Bei der Jungbestandspflege sichere man alle Baumarten. "Wir wollen mindestens zehn in einer Kultur haben, auch naturverjüngte", beschreibt Fichtner die Aufgabe.  Das Ziel: "Wir wollen einen Vollsortimenter." Das macht den Wald stabiler, vitaler und hochwertiger. Sobald die neuen Bestände zehn bis zwölf Meter hoch sind, kommt der nächste Durchgang. Dann werden weitere Bäume herausgenommen. Die Douglasien etwa, die ihre Äste nicht selbst abwerfen, werden bis in fünf Meter Höhe entastet. Dicke Stammteile bringen mehr Geld. Schließen sich die Kronendächer des Bestands, dann geht es an die erste Holzernte.

Waldumbau und Klimawandel sind im Forst schon lange ein Thema. Die Eiche ist klimastabil, deshalb lässt Fichtner im Revier viele Jungpflanzen setzen. Beim Nadelholz ist es die Douglasie. Sie habe derzeit noch wenig Widersacher im Gegensatz zur Fichte, die dem Borkenkäfer besonders schmeckt. 

Wenn genügend Mutterbäume auf der Fläche seien, verjünge sich der Wald von selbst, wenn alle Voraussetzungen stimmten, sagt der Revierleiter. "Das ist unser Ziel." Denn dann braucht es keine Neupflanzungen. Das wäre für Fichtner ein Traum. 

Rund 1600 Hektar Staatswald umfasst das Revier Wildeck auf den Gemarkungen Wüstenrot, Löwenstein, Obersulm, Abstatt, Beilstein, Untergruppenbach und zum Teil Heilbronns. Auf 15 bis 25 Hektar erfolgt jährlich die Jungbestandspflege. Von der Pflanzung bis zur Erstdurchforstung dauert es rund 30 Jahre. Bei der Eiche kostet die Jungbestandspflege laut Revierleiter Alexander Fichtner rund 20 000 Euro pro Hektar, bis die Fläche gesichert ist. Das sei aufwendig auch durch wiederholtes Abmähen der Brombeeren, durch Zaunbau und Verbissschutz. Bei der Douglasie fallen nur ein Drittel dieser Kosten an. Sie benötigt keine Wuchshüllen, sondern nur einen Pfahl als Fegeschutz. An diesem und nicht an der harzreichen Rinde soll der Rehbock seinen Bast vom Gehörn lösen. 

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