Stimme+
Stadt will Raumreserven schaffen
Lesezeichen setzen Merken

Interimscontainer sollen bald Flüchtlinge und Obdachlose beherbergen

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Der Gemeinderat denkt über weitere Möglichkeiten zur Unterbringung nach – Die Verwaltung hat das Neubaugebiet "Obere Fundel" in der Amorbacher Straße im Visier.

Im Gemeinderat wird derzeit diskutiert, die Interimscontainer der Kreissparkasse zur Unterbringung von Flüchtlingen zu nutzen.
Im Gemeinderat wird derzeit diskutiert, die Interimscontainer der Kreissparkasse zur Unterbringung von Flüchtlingen zu nutzen.  Foto: Alonso-Garcia, Sina

Spätestens seit dem Jahr 2015 ist die Unterbringung von Flüchtlingen und Asylbewerbern Daueraufgabe für die Kommunen. Dazu gehört nicht nur die Erstaufnahme, sondern auch die anschließende Unterbringung. Auch in Bad Friedrichshall kam das Thema jetzt wieder zur Sprache. "Von Seiten der Stadt sind wir an der Kapazitätsgrenze angelangt, was öffentliche Gebäude betrifft", sagt Bürgermeister Timo Frey. "Das heißt, hier ist jetzt momentan alles in Nutzung, was nutzbar ist."

Wo in der Stadt weitere Raumreserven geschaffen werden können, diskutierte der Gemeinderat unlängst in seiner ersten Sitzung nach der Sommerpause. Die Idee: die bestehende Containeranlage der Interimsfiliale der Kreissparkasse Heilbronn von der Firma Fagsi zu übernehmen und für Wohnzwecke herzurichten. Die Container in der Friedrichshaller Straße stehen seit Mitte April leer. Als neuen Standort hat die Verwaltung die Amorbacher Straße, direkt am Lärmschutzwall zum Gebiet "Obere Fundel", vorgeschlagen.

Die Amorbacher Straße am Lärmschutzwall zum Gebiet "Obere Fundel" ist als neuer Standort in der Diskussion.
Die Amorbacher Straße am Lärmschutzwall zum Gebiet "Obere Fundel" ist als neuer Standort in der Diskussion.  Foto: Alonso-Garcia, Sina

Amorbacher Straße hat im Gemeinderat bisher noch keine Mehrheit gefunden

"Die Bürocontainer sollen mit Wärmedämmung versehen werden, so dass sie auch dauerhaft als Wohnraum nutzbar sind", sagt Frey. "Hierzu wurde uns jetzt ein konkretes Angebot mit 875.000 Euro vorgelegt. Das halten wir für preisgünstig und im Vergleich zu einer Neuanlage in der Dimensionierung für wirtschaftlich vertretbar." Eine neue Anlage dieser Ausstattung würde mindestens das Doppelte kosten. 

Je nachdem, ob die Anlage von Einzelpersonen oder Familien belegt wird, schaffe sie laut Frey Wohnraum für 30 bis maximal 50 Personen. Ein Ankauf mache allerdings nur Sinn, wenn ein neuer Standort für die Container gefunden werden könne. Nach einem längeren Suchlauf sei inzwischen "ein ganzer Katalog von Standorten" in der Diskussion. Die Amorbacher Straße habe im Gemeinderat bislang noch keine Mehrheit gefunden.

Entscheidung vertagt – Verwaltung prüft alternative Standorte

"Der Standort in der Amorbacher Straße war ein städtischer Bauplatz, der optional für sozialen Wohnungsbau vorgesehen war", sagt Frey. Da der Gemeinderat dazu noch offene Fragen hatte, sei die Entscheidung auf das vierte Quartal vertagt worden. Bis dahin sei es die Aufgabe der Verwaltung, alternative Standorte zu prüfen.

Das öffentliche Interesse an der Diskussion nimmt Timo Frey bislang als gering wahr, was ihn überrascht. "Manchmal ist es für die Bürger erst dann relevant, wenn der Standort feststeht und sie als Anwohner unmittelbar betroffen sind." Wie er betont, sei in ganz Baden-Württemberg bei diesem Thema wohl keine Kommune völlig frei von Kritik und Gegenwind. "Damit wird man mit Sicherheit umgehen müssen, egal, wo man die Container aufbaut."

Bürgermeister Timo Frey freut sich über "konstruktiven und lösungsorientierten" Austausch

Bei der Suche nach einem geeigneten Ort für die Container prüft die Verwaltung, ob verschiedene Kriterien erfüllt sind. Dazu gehören etwa die Erreichbarkeit, die soziale Integration, Anschlüsse an den ÖPNV oder die Nahversorgung. Auch Nutzungskonflikte mit Anwohnern werden berücksichtigt. Darüber hinaus wird geprüft, ob alles baurechtlich zulässig ist. 

Während der Standort noch zur Debatte steht, hat der Gemeinderat mit deutlicher Mehrheit beschlossen, an den mobilen Containeranlagen als Methode der Unterbringung festzuhalten. "Die Finanzierung wäre gewährleistet, wenn man sich für die Anlage entscheidet."

Die Gespräche im Bauausschuss und Gemeinderat hat Timo Frey als "konstruktiv und lösungsorientiert" wahrgenommen. "Es war sehr wohltuend, dass nicht irgendwelche plakativen Argumente kamen, wieso man dagegen ist, sondern rein auf die Sache bezogen diskutiert wurde." Nun hoffe er auf ein sachgerechtes Ergebnis.

 

Meisen brüten in Containteranlage

Da eine Meisenfamilie in einem Containerhohlraum nistet, kann ein Abbau der Container in der Friedrichshaller Straße derzeit noch nicht erfolgen. Die einheimische Vogelart steht unter besonderem Artenschutz. Sie darf nicht bei der Brut gestört und ihre Jungtiere nicht getötet werden. Die Containteranlage muss bis Oktober/November stehen bleiben, so dass die Tiere ihre Brut erfolgreich abschließen können.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben