In der Herzogskelter herrscht Harmonie vor
Vor der Bürgermeisterwahl in Güglingen stellen sich die Kandidaten Michael Tauch und Maria Langjahr beim Stimme-Forum den Fragen der Redakteure. In ihren Antworten stimmen sie oft überein - dennoch gibt es einen großen Unterschied. Eine Analyse.

An diesem Sonntag, eine Woche vor der Bundestagswahl, dürfen 4626 wahlberechtigte Güglinger schon mal zur Urne schreiten und ein Kreuz machen: bei ihrem bevorzugten Bürgermeisterkandidaten. Ist es Michael Tauch? Der 35-jährige studierte Politik- und Verwaltungswissenschaftler ist in Güglingen aufgewachsen und derzeit als Regierungsdirektor im Staatsministerium tätig. Oder Maria Langjahr? Die 56-jährige Diplom-Touristik-Kauffrau mit Wirtschaftserfahrung betreibt in der 6400-Einwohner-Stadt ein Reisebüro und lebt in Cleebronn.
Bürger sollen echte Wahl haben
Nachdem der bisherige Amtsinhaber Ulrich Heckmann seine Kandidatur nach Michael Tauchs Bewerbung Mitte Dezember überraschend zurückgezogen hatte (wir berichteten), warf Maria Langjahr ihren Hut in letzter Minute in den Bewerberring, um den Güglinger Bürgerinnen und Bürgern eine echte Wahl zu ermöglichen.

Beim Wahlforum der Heilbronner Stimme am Dienstagabend im Bürgersaal der Herzogskelter präsentiert sie sich, wie bei der Kandidatenvorstellung in der Vorwoche, als engagierte und ernsthafte Bewerberin ums Amt – und in großer Harmonie mit ihrem Konkurrenten.

„Das sehe ich ähnlich“
Antwortet Langjahr nach Tauch auf die Fragen der Stimme-Redakteure Linda Möllers und Friedhelm Römer, so lautet ihr erster Satz nicht selten: „Das sehe ich ähnlich.“ Ob es ums Thema Wohnraumschaffung geht, um die Erwartungen an die Rathausmitarbeiter und deren Umgang mit den Bürgern, um Schule und Bildung oder darum, wie man vor Ort dem demografischen Wandel begegnen soll, oder um nachhaltige Energiekonzepte im Zabergäu – fast immer schließt Langjahr sich Tauchs Ausführungen an.
Große Einigkeit über das, was Güglingen braucht
Aber auch umgekehrt: Antwortet Langjahr zuerst, wie etwa auf die Frage, wie Güglingen für Touristen interessanter werden könnte, oder zum Thema Wirtschaft und Arbeitsplätze, dann gibt es in Tauchs anschließenden Aussagen kaum Widerspruch zu seiner Vorrednerin.
Der größte Unterschied zwischen den beiden ist: Michael Tauch wird meist konkreter. Zum Thema Stadtentwicklung findet Langjahr etwa: „Da könnte man einiges bewegen“ und deutet an, dass sie Ideen hat, bei denen das Römermuseum und der Weinbau eine Rolle spielen.
Neue Ortsumfahrung öffnet neue Chancen
Währenddessen sieht Tauch in der neuen Ortsumfahrung konkret „die Chance, in Güglingen noch mal anzuknüpfen an diese Stadtentwicklung, die wir in den 80er Jahren hatten“. So sei der Deutsche Hof, „die gute Stube von Güglingen“, damals entstanden. Für eine mögliche Neugestaltung der Ortsdurchfahrt gebe es zehn Jahre alte Pläne. „Die müssen wir aus der Schublade rausholen und überarbeiten“ sowie an Klimaerfordernisse, die Anforderungen des Einzelhandels und verkehrstechnische Gegebenheiten anpassen. Tauch hat sich Gedanken gemacht, wie man den Ortskern, sprich den Bereich um den Deutschen Hof, attraktiver machen könnte, auch für Gewerbetreibende. Er hat sich dafür schon mit einem Förderprogramm des Wirtschaftsministeriums beschäftigt, das es seit diesem Jahr auch für Städte ab 5000 Einwohnern gibt. Hierbei sollen sich unter anderem die Innenstadtakteure vernetzen. Auch mit den Gemeinderatsfraktionen hat Tauch schon über den Ansatz gesprochen.
Netzwerken für die Erhöhung der Attraktivität
Maria Langjahr betont hinsichtlich der Innenstadt-Attraktivität wie bei fast jedem Thema: „Man muss alle an einen Tisch holen, um zu schauen, was man machen kann.“ Netzwerken findet sie wichtig, genauso wie Gespräche zu führen: „Das ist der Grund, warum ich mich beworben habe.“ Doch konkrete Vorschläge, wie sie die Stadt beleben und für eine gute Anbindung – und gleichzeitig notwendige Parkplätze – sorgen will, bleiben aus. Abgesehen von Vorschlägen zur Aufwertung des Tourismus. Dazu gehört für sie, möglichst schnell einen neuen Hotelpächter zu finden.