Immer mehr Unfälle mit Senioren und jungen Erwachsenen im Revierbereich Weinsberg
Unfallstatistik 2024 des Polizeireviers Weinsberg: Zwei Menschen starben im Straßenverkehr. Mehr Radfahrer sind in Unfälle verwickelt als Motorradfahrer. Senioren und junge Erwachsene sind die Problemkinder.

„Wer einen scharfen Verstand hat, der schützt ihn auch“, so lautet der Appell von Dominik Bopp an all jene Radfahrer, die oben ohne, sprich ohne Helm, unterwegs sind. Wie gefährlich das sein kann, zeigt die Unfallstatistik des Polizeireviers Weinsberg. 2024 verunglückten 63 Radfahrer. Die Folgen: sieben Schwer- und 49 Leichtverletzte. Nach wie vor sind für den Revierleiter aber die Heranwachsenden und die Senioren die Sorgenkinder im Straßenverkehr.
Im vergangenen Jahr nahm die Polizei im Weinsberger Tal, im Schozach- und Bottwartal etwas mehr Unfälle auf als 2023. Positiv ist für Bopp, dass es weniger Unfälle mit Personenschaden gab. Allerdings verloren zwei Menschen auf den Straßen im Revierbereich ihr Leben, 38 wurden schwer, 231 leicht verletzt.
Fast alle Radfahrer verletzten sich bei Unfällen
An der Reihenfolge der Hauptunfallursachen änderte sich nichts: Verletzung der Vorfahrt war 128 Mal die Ursache, gefolgt von nicht angepasster Geschwindigkeit (74 Unfälle) und mangelnder Verkehrstüchtigkeit (51 Unfälle), sei es durch körperliche oder geistige Beeinträchtigungen, durch Alkohol, Drogen, Medikamente oder Übermüdung. Fast verdoppelt haben sich Unfälle (23), die auf Ablenkung wie Handynutzung zurückgingen.
Der Trend setzt sich fort: Es verunglückten mehr Radfahrer (63) als Motorradfahrer (54). Größtenteils verschuldeten die Radfahrer die Unfälle selbst, und rund 90 Prozent wurden auch verletzt. „Sie bewegen sich manchmal rücksichtslos und sind sich nicht bewusst, dass sie zu den schwächsten Verkehrsteilnehmern gehören“, weiß Bopp aus Erfahrung. Bei Rot anzuhalten und rechts vor links zu beachten, das gelte für alle, betont der Polizeioberrat. Angesichts der Geschwindigkeit, die bei modernen Fahrrädern zu erreichen seien, spricht er sich klar für eine Helmpflicht aus. Ein Drittel der Verunglückten waren Pedelec-Fahrer.

Für Revierleiter zeigen Kontrollen Wirkung
Gegenseitige Rücksichtnahme und Vorsicht mahnt der Revierleiter auch an, wenn er die um 39 Prozent gestiegene Zahl von Fußgänger-Unfällen sieht (25). Bis auf einen, trugen alle Fußgänger Verletzungen davon.
Die Löwensteiner Berge sind ein Hotspots für Biker. Dass die Unfallzahl auf 54 gesunken ist, freut Bopp, ebenso wie die deutlich geringere Zahl von Unfällen mit Personenschäden, die acht Schwer- und 39 Leichtverletzte zur Folge hatten. Im dritten Jahr in Folge gab es kein Verkehrsopfer unter den Bikern – „toi, toi, toi“, sagt Bopp. Er schreibt die Entwicklung dem hohen Kontrolldruck auf den Motorradstrecken zu, aber auch den hohen Sicherheitsstandards. Und: einem geänderten Bewusstsein. „Es ist kaum noch ein Motorradfahrer im T-Shirt unterwegs.
Auffällig ist der Anstieg um 167 Prozent bei den Lkw- Unfällen mit Personenschäden: Es waren 16 der 81 Crashs.
Demografischer Wandel macht sich in der Statistik bemerkbar
Problemkind Nummer 1 für Bopp: die 18- bis 21-Jährigen, die 2024 mit steigender Tendenz in 152 Unfälle verwickelt waren. 88 Mal waren sie die Verursacher. Sechs Heranwachsende trugen schwere, 52 leichte Blessuren davon.
Problemkind Nummer 2: die Senioren. Bopp weist auf den demografischen Wandel hin, der sich in der Statistik abbildet in einem Plus von einem Viertel bei der Unfallzahl. „Der Trend wird weiter ansteigen.“ 121 der 199 Unfälle gingen auf das Konto der Senioren selbst, von denen sieben schwer und 27 leicht verletzt wurden. „Die Herausforderungen im Straßenverkehr werden immer komplexer“, stellt der Polizeioberrat fest. Sein Appel an die älteren Fahrer: Sich nur hinters Steuer zu setzen, wenn man sich dazu in der Lage fühle. Eine Überprüfung der Fahrtüchtigkeit, die immer wieder im Gespräch ist, würde Bopp befürworten. Für Berufskraftfahrer gelte diese schon lange. Das Thema sei jedoch hochkomplex, Machbarkeit und Kosten sowie die Frage nach den Anforderungen spielten eine Rolle.
Trotz einem leichten Rückgang sind 429 Unfallfluchten für den Revierleiter immer noch zu viele.
36 alkoholisierte Fahrer und fünf unter Drogeneinfluss waren 2024 in Verkehrsunfälle verwickelt. Die Zahl der Alkoholsünder, die das Polizeirevier Weinsberg bei Kontrollen erwischte, stieg deutlich von 77 auf 92, Betäubungsmittel-Konsumenten waren es mit acht deutlich weniger als 2023 (18). Die Hälfte der Menschen mit Alkohol am Steuer hatte einen Wert von mehr als einer Promille. Erschreckend für Revierleiter Dominik Bopp sind 14 Fahranfänger, die getrunken hatten, obwohl für sie die Null-Promille-Grenze gilt. Bislang war deren Zahl bei Kontrollen verschwindend gering.
Die Geschwindigkeitskontrollen zeigen laut Revierleiter Dominik Bopp Wirkung. Nach 247 Fahrer 2022 und 318 im Jahr 2023 wurden 2024 „nur“ 175 Fahrer festgestellt, die schneller waren, als erlaubt: 97 Fahrer waren bis zu 20 Kilometer/Stunde zu schnell, 73 zwischen 21 und 40 Kilometer/Stunden und fünf darüber. So viele Fahrverbote waren auch die Folge.
Im Steigen begriffen sind wieder die Handyverstöße mit 257 Anzeigen ebenso wie die Verletzung der Gurtpflicht mit 304 Fällen. Das stößt bei Bopp auf Unverständnis ebenso wie die Tatsache, dass 25 Kinder im Fahrzeug nicht gesichert waren. Das ist nicht nur gefährlich, sondern auch teuer und wird mit 60 Euro pro Kind –- bei mehreren Kindern 70 Euro – plus einem Punkt in Flensburg geahndet.

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