Der Ilsfelder Holzmarkt beginnt am Freitag, 23. August, um 19.30 Uhr, mit dem Fassanstich im Festzelt. Am Samstag, 24. August, geht es um 6 Uhr mit dem Krämermarkt und dem Holzverkauf der Waldbauern los. Am Kirchweih-Sonntag, 25. August, ist der Höhepunkt der Umzug um 14 Uhr. Mit dabei in verschiedenen Rollen die Brods: Anke Brod zusammen mit Steffen Brod als Königspaar - zum ersten Mal im Oldtimer statt im Zweispänner, "weil die vertrauten Pferde zu alt sind". Gudrun Brod bei den Landfrauen, Jule Brod bei der Kreislandjugend Heilbronn. Janis Brod bei der Zimmerei Fischer+Weimar. Willi Brod fährt den Wappenwagen. Am Montag, 26. August, wird ab 11.30 Uhr gefeiert.
Ilsfelder Familie im Holzmarkt-Fieber
König Wilhelm II. war 1906 Taufpate des Ilsfelders Wilhelm Brod. Eine Ehre, auf die seine Nachfahren stolz sind. Beim Holzmarkt lassen sie das Ereignis wieder lebendig werden.

"Tradition muss man leben, sonst geht sie unter", sagt Steffen Brod. Dieses Credo gilt in seiner Familie seit Generationen. Spätestens, seit König Wilhelm II. von Württemberg anno 1906 Taufpate seines Großvaters Wilhelm war. Und immer dann, wenn in Ilsfeld Holzmarkt ist.
Es war am 6. Dezember 1906, als Wilhelm II. mit seiner Gattin Charlotte zur Einweihung der Bartholomäuskirche nach Ilsfeld reiste. In weniger als zwei Jahren war das evangelische Gotteshaus nach dem großen Brand wieder aufgebaut worden. Zwei Kinder wurden beim Festgottesdienst getauft : Wilhelm Brod und Marie Charlotte Eberbach. Das Königspaar übernahm die Patenschaft und schenkte jedem Kind zwei Goldmünzen. "Mein Schwiegervater hat immer gesagt, hätte er mir ein Waldstück in Ilsfeld überschrieben, hätte ich mehr davon gehabt", erzählt Gudrun Brod schmunzelnd.
Als Broda-König bekannt
Marie Charlotte Eberbach starb im Alter von drei Jahren. Wilhelm Brod wurde zum Broda-König. "Es gab so viele Brods im Ort, mit diesem Spitznamen konnte man ihn der richtigen Familie zuordnen", so Gudrun Brod. Auch Wilhelm Brods Sohn Willi, ihren Ehemann, nennt man den Broda-König.
Bis heute halten die Brods das Taufkleid in Ehren. Ob die Monarchen es mitgebracht haben oder es im Ort von einer Schneiderin angefertigt wurde, ist nicht überliefert. Auch nicht, ob Willi Brod es bei seiner Taufe trug. "Es gibt keine Fotos", sagt der 76-jährige Wengerter. Gewiss ist allerdings, dass das weiße, mit Spitzen und Stickereien verzierte Kleidchen eine Zeitlang verschollen war. Die Brods gehen davon aus, dass Willis Mutter Frida es zu Verwandten nach Amerika geschickt hat.
"Das Kleid war hier schon in Vergessenheit geraten, da kam plötzlich ein Paket bei uns an", erzählt Steffen Brod (52). "Es war ein Glücksfall, dass es zurückgeschickt wurde." Schmutzig, voller Flecken allerdings. "Damals gab es Werbung für ein neues Waschmittel, das habe ich dann ausprobiert, und es hat funktioniert", sagt Gudrun Brod. Ihr Sohn Steffen war damals schon auf der Welt. Auch seine Schwester Sabine. Aber Simon, ihr Drittgeborener, trug bei seiner Taufe 1978 das königliche Taufkleid. Und alle Enkelkinder: Jule, Janis, Alessia, Lias und Naomi. Bei den Jungen wird traditionell ein hellblaues Satinband in Kragen und Ärmelchen eingefädelt, bei den Mädchen eines in Rosa.

Auch Jule Brod hat es angehabt und ist stolz auf die Familiengeschichte. "Ich habe mit meiner Oma stundenlang Ahnen- und Heimatforschung betrieben", sagt die 22-Jährige. Von klein auf hat es ihr gefallen, dass Gudrun und Willi Brod bei Festzügen am Holzmarkt-Sonntag mit dem Zweispänner als König Wilhelm II. und Königin Charlotte mitgefahren sind, seit 2010 dann Jule Brods Eltern Anke und Steffen. Und auch das Holzmarkt-Virus hat sich auf die junge Frau übertragen. "Ich habe in meinem Leben nur einen Holzmarkt verpasst, da war ich in Dänemark", berichtet sie.
Normalerweise, erklärt ihre Mutter Anke, fahren Ilsfelder in dieser Zeit nicht in den Urlaub: "Wir haben 1999 sogar unsere Hochzeitsreise unterbrochen, um freitags zum Fassanstich dabeizusein." Die Erzieherin und Ilsfelder Gemeinderätin stammt zwar aus Untergruppenbach, hat die Begeisterung für das Fest aber längst so verinnerlicht wie der Rest der Familie. "Es ist wie ein Fieber: Das Haus muss sauber sein, der Kirwekuchen gebacken", beschreibt die gebürtige Botenheimerin Gudrun Brod dieses Gefühl.
Während der Pandemie im Garten gefeiert
Sogar während der Pandemie haben die Brods Holzmarkt gefeiert: Im August 2021 im Garten - mit Fassanstich, Grillhähnchen und Kirwekuchen. 2022 in der Garage mit Strohhut- und Sockenverkauf ab 6 Uhr. "Das war bei vielen Ilsfelder Familien so", weiß Steffen Brod, der im Rathaus offiziell für die Organisation des viertägigen Festes zuständig ist, früher ehrenamtlich dabei war.
Viele Erinnerungen verbinden die Brods mit dem Holzmarkt. So viele, dass alle aufzuzählen schwierig ist. Willi Brod hat als Bub die Pferde der Waldbauern versorgt, verbrachte bei einem sogar die Ferien in Eschenstruet bei Sulzbach an der Murr. Steffen Brod hat als Kind jedes Jahr beim Krämermarkt einen Modellschlepper bekommen. Gudrun Brod ging gerne zum Tanz ins "Rössle". Und jeder Brod-Sprössling ist mindestens einmal als Täfelesträger beim Umzug mit dabei gewesen - mit "Kirwegeld" als Belohnung. Elke Brod: "Der Holzmarkt ist in Ilsfeld die fünfte Jahreszeit."