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„Nervenkitzel ist immer dabei“
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Widdern wird zur Arena: Holzfäller-Wettkampf mit internationaler Beteiligung

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Beim Holzfäller-Wettbewerb in Widdern messen sich Top-Athleten in Disziplinen wie Springboard oder Waterboil. Trotz einiger Absagen ist das Starterfeld stark – und die Stimmung beim Pfingstmarkt bestens.


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Es ist jedes Jahr aufs Neue eine beeindruckende Szenerie, wenn sich am Pfingstmontag das Sportgelände in Widdern in eine Wettkampfarena verwandelt. Am Wochenende des Pfingstmarkts, 8. bis 9. Juni, trifft sich im Jagsttal die lokale wie internationale Elite im Sägen, Spalten und Hacken. Rundherum feuern zahlreiche Zuschauer die Sportler an – der Holzfäller-Wettbewerb hat sich über die Jahre zum echten Publikumsmagneten entwickelt. Ursprünglich entstand das Event aus der Idee, den traditionellen Pfingstmarkt wieder attraktiver und belebter zu machen.

Wenige Tage vor dem Start musste Organisator Jürgen Seifert allerdings schnell umdisponieren: Einige internationale Topathleten sagten krankheits- oder familiärbedingt ab – darunter Glen Gillam aus Australien. Auch aus Belgien und den Niederlanden gab es verletzungsbedingte Ausfälle: Rik van Drielen, Martijn Harm und Marc Müller aus Frankreich konnten nicht teilnehmen.


Holzfäller-Wettbewerb Widdern 2025: Dengler-Brüder nehmen zum 30. Mal teil

Dennoch ist das Starterfeld beachtlich: Insgesamt gehen am Montag, 9. Juni, sechs Frauen und 19 Männer in verschiedenen Disziplinen an den Start. Mit dabei sind auch die Brüder Ralf und Markus Dengler – sie feiern in diesem Jahr ihr 30. Jubiläum beim Wettbewerb. Über Jahrzehnte haben sie sich in der Szene einen Namen gemacht und waren gemeinsam mit ihrem dritten Bruder Karlheinz über 15 Jahre europaweit unterwegs. Der Heimwettkampf in Widdern sei für sie etwas Besonderes. „Heimspiel“, nennen es die Brüder.

Markus Dengler begann bereits im März mit dem Training, das findet meist auf dem Trainingsplatz der Holzfällerfreunde Widdern statt. Außerdem hält er sich mit Fitnessstudio und Discofox fit – „meine zweite große Leidenschaft“, sagt er schmunzelnd.

Pfingstmarkt-Highlight in Widdern: Holzfäller-Wettkampf lockt internationale Athleten

Unter den Zuschauern befinden sich auch die treuen Fans der Brüder: Freunde und Familie haben sich direkt neben den Tribünen versammelt, um anzufeuern. Bernd und Anke Engelmohr aus Dudenhofen begleiten die Dengler-Brüder schon lange. „In diesem Sport kommt es nicht nur auf Kraft an, sondern vor allem auf Technik, Präzision und Schnelligkeit“, sagen sie.

Auch Manfred Weber ist wieder mit dabei. Der 82-Jährige war früher Schiedsrichter beim Holzfäller-Wettbewerb in Widdern – heute genießt er das Event als Zuschauer. Sein persönliches Highlight: die Disziplin Springboard. „Ein bisschen Nervenkitzel ist immer dabei“, sagt er.

Springboard: Spektakulärer Axtschnitt auf dem Brett in luftiger Höhe

Springboard zählt zu den spektakulärsten Disziplinen im Holzfällersport. Dabei schlägt der Athlet mit einer Axt zunächst Kerben in einen senkrecht stehenden Stamm, um dort stabile Bretter – sogenannte Springboards – einzusetzen und in bis zu drei Meter Höhe zu klettern.

Auf dem wackeligen Brett stehend muss der Athlet schließlich den oberen Teil des Stammes durchschlagen. Die Disziplin verlangt höchste Präzision, Kraft und Balance – und geht auf die Arbeit früherer Waldarbeiter zurück, die Bäume in luftiger Höhe fällten.

Sechs fordernde Disziplinen bieten Action für Teilnehmer und Zuschauer

Neben Springboard treten die Teilnehmer in weiteren spannenden Disziplinen an. In der Kombination kommt zunächst die Einmann-Zugsäge zum Einsatz, bevor auf Motorsägen-Action umgeschaltet wird. Beim Stehend Schroten wird ein senkrecht aufgestellter Stamm mit der Axt gefällt – ganz wie in alten Zeiten.

Die Disziplin Powersäge verlangt den Sportlern Höchsttempo an röhrenden Maschinen ab, während beim Meterholz gestapeltes Brennholz mit Präzision und Kraft gespalten wird. Als besondere Herausforderung gilt die Sonderdisziplin „Waterboil“: Nur mit Axt, Holzstamm und einem Streichholz ausgestattet, versuchen die Teilnehmenden, einen Liter Wasser so schnell wie möglich zum Kochen zu bringen.

Auch Nachwuchstalente mit internationaler Erfahrung am Start

Auch Nachwuchstalente sind am Start – etwa Florian Hägele aus Berlichingen. Aufgewachsen auf einem landwirtschaftlichen Betrieb, kam der 25-Jährige früh mit Holzarbeit in Kontakt. Seit drei Jahren betreibt er den Holzfällersport aktiv – mit Erfolg: Letztes Jahr belegte er beim Rookie-Cup in Singapur Platz vier. In den Niederlanden stellte er kürzlich gleich drei nationale Rekorde in verschiedenen Disziplinen auf.

Juliana Einfalt aus Österreich ist seit rund sieben Jahren dabei. „Ich bin da zufällig reingerutscht, habe es einfach mal ausprobiert“, erzählt sie – und ist geblieben.

Bis zu 3000 Zuschauer erleben Holzfällersport hautnah im Jagsttal

Als besondere Attraktion hebt Seifert die Disziplin Waterboil hervor: Nur mit einem Streichholz, einer Axt und einem Holzstamm ausgestattet, versuchen die Athleten, einen Liter Wasser so schnell wie möglich zum Kochen zu bringen. „Eine Augenweide für Gäste“, meint Seifert – besonders für alle, die Outdoor-Abenteuer wie Camping lieben.

Je nach Wetterlage zieht das Event bis zu 3000 Besucherinnen und Besucher an. Warum das Spektakel im Jagsttal so beliebt ist, erklärt Seifert so: „Man kommt den Stars der Szene hautnah – anders als bei großen Profiwettkämpfen, bei denen die Athleten meist abgeschirmt sind.“

Organisator: „Ein familiärer Wettkampf auf höchstem Niveau“

Auch für die Sportler selbst sei die Veranstaltung ein Gewinn: Bei diesem „familiären Wettkampf auf höchstem Niveau“, wie Seifert ihn nennt, könnten sie sich ohne Punktesystem öffentlich messen – und vor Beginn der Saison sehen, wo sie stehen.

Günter Vogel, Widderns stellvertretender Bürgermeister, der den Wettbewerb offiziell eröffnete, zeigt sich begeistert: Die Stadt sei über Ländergrenzen hinaus bekannt für dieses Event. Dass mit Ralf und Markus Dengler zwei Widderner fast von Beginn an dabei sind, mache ihn besonders stolz.


Das sind die glücklichen Gewinner

Unter den Damen machte Alrun Uebing das Rennen, gefolgt von Yolanda Gnädinger und Karolina Urbanová. Bei den Männern belegte Koen Martens den ersten Platz, gefolgt von Danny Martin auf Platz zwei und Jeffrey Hübscher auf Platz drei. Mitorganisator und Moderator Jürgen Seifert übergab am Abend bei der Siegerehrung die Pokale und Preise. „Bei uns bekommt jeder Sportler einen Preis.“ Für die Erstplatzierten gab es beispielsweise eine Motorsäge, für die Zweitplatzierten eine Spaltaxt.

Nicht nur der Spaß stand im Fokus, sondern auch die Sicherheit. Seifert berichtet, dass das gesamte Team sowie die Sportler eine Sicherheitseinweisung erhalten – niemand darf vorab den Platz betreten. Das Konzept geht auf: In 33 Jahren gab es noch nie einen Unfall. Auch nach der Siegerehrung ist für Seifert nicht Schluss: „Nach dem Wettkampf ist vor dem Wettkampf“, sagt er mit Blick auf 2026. kön

 

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