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Hohe Kosten bei Strom und Gas: Diese Tipps helfen beim Energiesparen

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Architekt Wolfgang Müller aus Oedheim gibt Bedürftigen Hinweise, wie sie die Ausgaben für die Heizung senken können.


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Wenn das Geld knapp ist, lässt sich das Leben nur mit viel Mühe bestreiten. Der Alltag gleicht einem Drahtseilakt, bei dem man durch Verzicht auf der einen Seite gerade so viel Raum schafft, um an anderer Stelle über die Runden zu kommen. Passiert dann Unvorhergesehenes, gerät das fragile Konstrukt ins Wanken. Und wenn die Schicksalsschläge sich häufen, droht der Absturz − ohne helfendes Netz sogar ins Bodenlose. Menschen in Not, die Leserhilfsaktion der Heilbronner Stimme, hilft mit Spenden Bedürftigen.

Immer wieder, wenn Wolfgang Müller bei Vor-Ort-Terminen die Wohnungen seiner Klienten betritt, schüttelt er entsetzt den Kopf. "Es ist ein Unding, dass Menschen in solchen Verhältnissen leben müssen", denkt er dann.

Nicht etwa, weil die Bewohner nicht aufgeräumt hätten oder nicht sorgsam mit dem gemieteten Fremdeigentum umgehen würden. Sondern, weil die baulichen Bedingungen der Häuser aus seiner Sicht kaum ein menschenwürdiges Leben zulassen. Von Nachhaltigkeit oder dem Bestreben, Energie zu sparen, ganz zu schweigen.

Landkreis Heilbronn: Ehemaliger Architekt gibt ehrenamtlich Energiespar-Tipps

Der 70-Jährige aus Oedheim im Landkreis Heilbronn war bis zu seinem Renteneintritt Architekt. Seit eineinhalb Jahren engagiert er sich bei der diakonischen Bezirksstelle Neuenstadt als ehrenamtlicher Energieberater. Wenn Menschen sich beim Diakonie-Team melden und erklären, dass sie die hohen Energiekosten nicht mehr stemmen können, wird auf Wunsch ein Termin mit Wolfgang Müller vereinbart.

Etwa 20 Haushalte hat der Oedheimer seither besucht. Zwar kann der Architekt den Menschen bei jedem Termin zielführende Energiespartipps geben. Viel besser wäre es aus seiner Sicht jedoch, das Problem an der Wurzel zu packen. Müller erklärt: "Genauso, wie es bei Neubauten Energievorschriften gibt, sollten Vermieter verpflichtet werden, verbindliche Mindest-Standards einzuhalten. Zum Beispiel kein Einscheibenglas sowie eine Heizung, die auch wirklich funktioniert und regelmäßig gewartet wird", fordert der Experte.

Oft gehen Energiesparmaßnahmen teure Sanierungen voran. Auf Dauer lohnt sich das. Aber wer in finanziell prekären Verhältnissen lebt, kann es sich kaum leisten, das Dach aufwendig neu zu dämmen oder die Fenster auszutauschen.
Symbolfoto: Dan Race/AdobeStock
Oft gehen Energiesparmaßnahmen teure Sanierungen voran. Auf Dauer lohnt sich das. Aber wer in finanziell prekären Verhältnissen lebt, kann es sich kaum leisten, das Dach aufwendig neu zu dämmen oder die Fenster auszutauschen. Symbolfoto: Dan Race/AdobeStock  Foto: AdobeStock

Renovierungen sind die beste Möglichkeit, Energie zu sparen

Solange jedoch Wohnraum Mangelware ist, bleibt manchen Menschen kaum etwas anderes übrig, als energetisch sehr bedenkliche Wohnungen anzumieten. Müller: "Eine Renovierung, etwa mit neuen Fenstern oder frischer Dämmung, würde sich auf Dauer rechnen - aber eben nicht unbedingt für den Vermieter. Und wer in seinem Eigentum wohnt und kaum Geld hat, die Energierechnungen zu bezahlen, hat erst recht keine Kapazitäten, um beispielsweise das Dach sanieren zu lassen."

Der Oedheimer Architekt empfiehlt, dass der Gesetzgeber vor allem bei Anbietern von Sozialwohnungen strenger agieren sollte. "Ich halte es für richtig, dass die Allgemeinheit sich gegenüber Bedürftigen solidarisch zeigt und die Miete von der öffentlichen Hand gedeckt ist. Allerdings sollte das nicht Vermieter reich machen, denen der Zustand ihrer Objekte egal ist und die seit Jahrzehnten nicht bereit sind, zu investieren."

Runter mit den Kosten: In jeder Wohnung lässt sich Energie sparen

Dennoch geht Wolfgang Müller aus jedem seiner Energieberatungstermine im nördlichen Landkreis Heilbronn mit einem positiven Gefühl heraus: "Ich habe immer den Eindruck, dass man, trotz der oft widrigen Wohnverhältnisse, schon mit kleinen Routineveränderungen im Alltag Energie - und damit Geld - sparen kann."

Hier eine Auswahl der Tipps, die der Oedheimer Architekt immer wieder gibt, wenn er zusammen mit seinen Klienten durch deren Wohnungen geht und nach unnötigen Energiefressern sucht, und mit denen jeder die Strom- und Heizkosten drücken kann:

Mit diesen Tipps lässt sich einfach Energie und Geld sparen

  • Prüfen der Abrechnung: Unerwartet häufig schleichen sich hier Fehler ein
  • Das Tiefkühlfach enteisen
  • Nicht genutzte Geräte im Stand-by-Modus abschalten
  • Die Waschmaschine nicht nur halb gefüllt laufen lassen
  • Geräte wie den Fernseher oder das Licht ausschalten, wenn man sie nicht nutzt oder sich nicht im Raum befindet
  • Fenster nicht dauerhaft kippen, sondern gezielt für drei bis fünf Minuten lüften - und danach wieder schließen. Beim Lüften sollte man die Heizung herunterdrehen, da sonst unnötigerweise das Thermostat reagiert
  • Auch kaum genutzte Räume heizen, da durch das Nichtheizen kein Energiespareffekt eintritt. Kalte Räume holen sich die Wärme aus beheizten Zimmern. Dadurch entsteht in der Wohnung ein unangenehmer kalter Zug
  • Möbel mit Abstand zu Außenwänden so positionieren, dass ein Luftaustausch möglich ist

Elektrische Heizungen: Teuerste Methode, die Wohnung zu wärmen

Bei seinen Vor-Ort-Terminen hat Wolfgang Müller beobachtet, dass die hohen Energierechnungen in einigen Fällen entstehen, weil die eigentliche Heizung nicht funktioniert. "Dann kaufen die Menschen elektrische Radiatoren - und das ist die teuerste Art zu heizen." Gerade die Leute, die sich diese Heizmethode am wenigsten leisten können, kommen aufgrund von ausbleibender Vermieterinvestitionen kaum darum herum.

"Ein Teufelskreis", sagt Architekt Wolfgang Müller aus dem nördlichen Landkreis Heilbronn. "Eigentlich gibt es bei solchen Mietverhältnissen nur eine Option: ausziehen. Aber natürlich ist der Markt schwierig." Und in dieser Situation haben die Vermieter alle Trümpfe in der Hand. Denn ein potenzieller Nachmieter steht mit Sicherheit schon bereit.

Raum Heilbronn: Manche Wohnunge haben Energiebilanz einer Burg

Auf Dauer spart man am meisten Energie, wenn sich das Gebäude technisch auf einem modernen Stand befindet. Bei mehrfach verglasten Fenstern und einem gedämmten Dach entweicht die Wärme weniger schnell als in unsanierten Altbauten.

Allerdings sind für solche Sanierungen auch entsprechende finanzielle Mittel notwendig. Wolfgang Müller hat bei seinen Beratungen schon Wohnungen gesehen, die er in Sachen Energiebilanz am ehesten mit mittelalterlichen Burgen vergleichen würde.

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