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Herr der Götzenburg in Jagsthausen
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Historischer Hintergrund: Wer war Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand?

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Um den Reichsritter mit der eisernen Hand kursieren allerlei Halbwahrheiten und lückenhafte Informationen.

Der Reichsritter Götz von Berlichingen lebte von 1480 bis 1562 unter anderem in Jagsthausen.
Der Reichsritter Götz von Berlichingen lebte von 1480 bis 1562 unter anderem in Jagsthausen.  Foto: Seidel, Ralf

Der historische Götz von Berlichingen gilt oft als Raubritter. Die damit einhergehende negative Konnotation ist historisch jedoch nicht korrekt: Vielmehr bewegte sich Götz als im Namen seiner Auftraggeber bestellter Fehdeführer im Rahmen des geltenden Rechts. Als Vertreter für Geschädigte setzte er mit Gewalt deren Ansprüche durch – und verdiente gut damit. Birgit Baronin von Berlichingen betont: „Raubunternehmer wäre ein treffenderer Begriff für Götz’ Geschäftsmodell.“ Oder mittelalterlicher Inkasso-Eintreiber.

Bemerkenswert ist, dass Götz’ Fehdezüge nicht nur den schwäbischen und fränkischen Raum, sondern auch das Rheinland bis nach Köln umfasst haben. Und das trotz seiner körperlichen Beeinträchtigung. Birgit von Berlichingen: „Fast drei Viertel seines Lebens – von 24 bis zu seinem Tod im Alter von 82 Jahren – hat Götz ohne seine rechte Hand verbracht. Seine Verletzung überstand er ohne medizinische Eingriffe oder Medikamente wie wir sie heute kennen.“ 

Götz von Berlichingen: Eiserne Hand als Symbol und Markenzeichen

Für die Baronin war der Reichsritter eine willensstarke, hervorragend vernetzte und weithin respektierte Persönlichkeit. Die Historikerin empfiehlt, Geschichtliches stets unter der Frage zu betrachten, was man als positive Rückschlüsse für die Gegenwart daraus ziehen kann. Von Berlichingen erklärt: „Die eiserne Hand steht symbolisch dafür, dass man sich trotz Einschränkungen nicht unterkriegen lassen soll und trotz widriger Umstände im Leben durchaus etwas erreichen kann.“ Die eiserne Hand wurde zu Götz’ Markenzeichen und Teil seiner Identität. Sie kaschierte seine körperliche Versehrtheit und demonstrierte vielmehr sein Fehde-Durchsetzungsvermögen.

In der Mitte seines Lebens beteiligte sich Götz von Berlichingen an den Aufständen in Schwaben: Im Frühjahr 1525 stellte er sich als Hauptmann dem sogenannten Odenwälder Haufen zur Verfügung. Die Bauernkriege gelten als erste politische und soziale Protestbewegung im deutschsprachigen Raum, in der Leibeigene ihre Rechte einforderten. Baronin von Berlichingen: „Zu Götz’ Lebzeit war die Gesellschaft im Umbruch. Es macht demütig, wenn man sich vor Augen führt, dass Rechte, die wir heute für selbstverständlich erachten, damals mit Blut und Tod bitter erkämpft wurden.“

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