Harry Brunnet: „Zum 1000-Jährigen war der Zusammenhalt am stärksten“
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50 Jahre nach der Gemeindereform blickt Hardthausens Altbürgermeister Harry Brunnet zurück – Manch aktuelle Entwicklung hätte er sich nicht vorstellen können
Harry Brunnet ist heute 74 Jahre alt und lebt im Remstal. Die Entwicklung von Hardthausen bewertet er als sehr positiv.
Foto: Berger, Mario
Vor 50 Jahren wurden Lampoldshausen, Gochsen und Kochersteinsfeld zu Hardthausen am Kocher. Einer hat diesen Zusammenschluss fast von Anfang an begleitet: Harry Brunnet. Er war 40 Jahre lang Bürgermeister. Wie er sich an diese Zeit erinnert, wie er die Entwicklung der Gemeinde beurteilt und was er heute macht, erzählt er im Interview.
Herr Brunnet, es ist in den letzten sechseinhalb Jahren ruhig um sie geworden. Wie leben Sie heute?
Harry Brunnet: Ich bin inzwischen längst nur noch interessierter Beobachter des kommunalen Geschehens und genieße meinen Ruhestand, spiele Golf, spiele zwischendurch ein bisschen Tennis, leite noch den Senioren-Golf beim GLC-Haghof. Da fühle ich mich sehr wohl, wir fühlen uns auch im Remstal wohl. Wir sind hergezogen, weil unser Sohn mit Familie hier wohnt.
Vermissen Sie Hardthausen manchmal?
Brunnet: Natürlich. Die Entfernung ist aber relativ groß. Da fährt man ja nicht so gschwind mal hin. Eine Zeit lang war meine Mutter noch im Pflegeheim in Sontheim, sie ist aber letztes Jahr verstorben.
Dieses Jahr sind Sie zum 50-Jahr-Jubiläum wieder mehrfach eingeladen. Kommen Sie?
Brunnet: Ja, ich war schon beim offiziellen Empfang. Da gab es sozusagen ein großes Wiedersehen. Auch für meine Frau, sie war an dem Abend fast noch mehr unterwegs als ich. Wir kommen auch zum Festwochenende.
Wie blicken Sie heute auf die 40 Jahre als Bürgermeister zurück?
Brunnet: Die Zeit ging, ehrlich gesagt, relativ schnell rum, wenn man das im Nachhinein betrachtet. Ich erinnere mich noch, als mich eines Tages auf dem Weg ins Büro einer abgepasst hat. Der kam aus Lampoldshausen und hat gesagt: Sie müssen zu uns kommen. Kochersteinsfeld kannte ich damals nur von der Besenwirtschaft. Dann hab ich lang überlegt, ob ich jetzt in so ein echtes Dorf mit drei Ortsteilen soll. Aber irgendwie hat mir die Landschaft gefallen und so weiter und dann hab ich es versucht. Ich bin mit über 60 Prozent gewählt worden.
Das war kurz nach der Gemeindereform, wie war die Stimmung?
Brunnet: Es war ja so, es gab Neuwahlen, weil mein Vorgänger Günter Hamann verunglückt war. Er war an dem Abend in Lampoldshausen beim Stammtisch, weil er vermitteln wollte. Lampoldshausen war nicht glücklich über den Zusammenschluss und dass für den Anschluss an die Kanalisation Beiträge erhoben werden sollten. Es waren aber sehr viele Vernünftige damals im Gemeinderat. Trotzdem gabs Konflikte.
Da kam es auf eine starke Führungsperson an. Auf was sind Sie besonders stolz?
Brunnet: Das ist schwierig, etwas herauszuheben. Sehr wichtig war mir immer der Grundsatz: Aller guten Dinge sind drei. Alle wichtigen Infrastruktureinrichtungen wie Schulen, Kitas, sollte es dreimal geben. Ein großes Highlight gab es noch, das 1000-jährige Jubiläum 1997. Da war der Zusammenhalt am stärksten. Wir haben so 15 Veranstaltungen gemacht in dem Jahr. Zuvor hatte ich unsere Registratur von einem Fachmann ausmisten lassen. Der hat zufällig eine Urkunde gefunden, die man vorher gar nicht kannte. Da stand drin, dass Gochsen und Kochersteinsfeld am 18. Januar 996 erstmals erwähnt wurden. Wir gehen davon aus, dass es Lampoldshausen damals auch schon gegeben hat. Ich muss sagen, im ersten Moment hab ich gedacht, ich werf das Ding weg. Dann haben wir aber entschieden, wir machen das.
Wie sehen Sie die Weiterentwicklung der Gemeinde heute?
Brunnet: Sehr gut. Wenn man zum Beispiel sieht, wie groß die Nachfrage nach Kinderbetreuung ist. Das ist ja enorm. Das war für mich nicht vorstellbar. Auch bei der Wasserversorgung kann man nicht mehr alles auf Eigenversorgung ausrichten, wie wir das gemacht haben. Was mein Nachfolger wirklich super gemacht hat, wo ich mir vielleicht zu wenig Zeit genommen habe, ist die Seniorenarbeit. Die hat er unwahrscheinlich gut aktiviert.
Hatten Sie in den 40 Jahren mal überlegt, was anderes zu machen?
Brunnet: Ich bin immer festgeklebt. Ich hatte einige Angebote und Anfragen, ob ich da und dort kandidieren wollte. Dann kam immer wieder eine Aufgabe, die ich angegangen bin. Dann bin ich doch geblieben. Aber 2002 gab es auch mal eine knappe Wahl. Das Jahr zuvor hatte ich die Idee, in den Landtag zu kommen, um noch mehr zu bewegen. Hinterher war ich froh, dass ich nicht gewählt wurde. Ich habe gemerkt, dass Landespolitik ganz anders ist als Kommunalpolitik. Dann stellt sich die Frage, ob man seine Persönlichkeit verändern muss.
Zur Person
Harry Brunnet ist 74 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder. Heute lebt er in Urbach im Remstal. Brunnet wurde am 23. Juli 1978 zum Bürgermeister der Gemeinde Hardthausen gewählt. Er war 40 Jahre im Amt und damit der dienstälteste Bürgermeister im Landkreis Heilbronn, nach der Wiederwahl 2010 war er laut Landratsamt sogar der einzige, der die fünfte Amtsperiode anfing. Brunnet war zudem Präsident des Ariane-Städtebundes.
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