Blutspritzer und leblose Körper: Zeugen berichten im Hänel-Prozess von der Tat
Im Prozess um die tödlichen Schüsse in der Bad Friedrichshaller Zahnradfabrik Hänel haben Mitarbeiter als Zeugen ausgesagt. Sie berichteten von Angst, einem maskierten Mann und blutigen Szenen im Pausenraum.
Ein verrauchter Pausenraum, leblose Körper, Blutspritzer an der Wand. Mitarbeiter riefen den Notruf, warteten draußen auf die Polizei. So schilderten Beschäftigte der Zahnradfabrik Hänel am Dienstag vor dem Heilbronner Landgericht die Minuten, nachdem am 7. Januar in Bad Friedrichshall am frühen Abend Schüsse gefallen waren. Drei, die damals im Einsatz waren, sagten im Prozess gegen ihren ehemaligen Mitarbeiter aus.
Am Anfang wusste keiner, was los war. „Kollegen rannten an uns vorbei und schrien etwas, das wir nicht verstehen konnten. Wir dachten erst, es brennt“, erzählte ein Zeuge.
Vor dem Gebäude habe sich schnell eine Gruppe versammelt. Rasch vermutete man einen Schusswechsel, zudem fiel der Name eines Mitarbeiters, der eine Pistole bei sich gehabt haben soll. Jener Mann sitzt nun auf der Anklagebank.
Hänel-Prozess am Landgericht Heilbronn: Mitarbeiter haben maskierten Mann gesehen
Immer wieder taucht in den Aussagen das gleiche Bild auf: ein dunkel gekleideter Mann, Kapuze tief ins Gesicht gezogen, dazu vermummt. Schmal und dünn – „nicht größer als 1,75 Meter“, schätzten die Zeugen.
Er sei ihnen entgegengekommen, habe sich jedoch umgedreht, als er andere Mitarbeiter sah. „Er muss sich ausgekannt haben. Er ist zielsicher durch das Gebäude gelaufen.“
Außerdem berichteten die Zeugen von einem zerkratzten Auto mit zerstochenen Reifen – es soll einem der Todesopfer gehört haben.
„Ich habe versucht, das Ganze zu verdrängen“ – Mitarbeiterin der Zahnradfabrik Hänel im Zeugenstand
Besonders eindrücklich berichtete eine Montagearbeiterin, die seit fast 30 Jahren bei Hänel beschäftigt ist. Eigentlich habe sie noch Urlaub gehabt, sei aber versehentlich zur Arbeit gekommen.
„Ich habe versucht, das Ganze zu verdrängen. Dass es ein Arbeitskollege gewesen sein soll, schockiert mich“, sagte sie. Nach dem Vorfall ließ sie sich krankschreiben.
Die Opfer – zwei Brüder – seien beliebt gewesen, hätten Führungsaufgaben gehabt. Der Angeklagte dagegen soll oft allein an seiner Maschine gestanden haben, auch einmal eine gemeinsame Pause mit den Brüdern abgebrochen haben. „Ich habe geglaubt, ich bin ein guter Menschenkenner. Aber in dem Fall nicht“, so die Zeugin.
Aufnahmen des blutüberströmten Überlebenden der Schüsse in Bad Friedrichshall im Gerichtssaal gezeigt
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, maskiert und mit einer halbautomatischen Waffe zwei Kollegen erschossen und einen dritten schwer verletzt zu haben – aus Wut und Neid. Der Vorwurf lautet: Mord und versuchter Mord.
Der dritte Kollege, der schwer verletzt überlebte, verlor unter anderem ein Auge. Ein Notarzt schilderte, wie er den Mann direkt am Tatort versorgte und anschließend in den Schockraum der Heilbronner SLK-Klinik brachte.
Im Gericht wurden Fotos gezeigt, die die Verletzungen dokumentieren – Aufnahmen von dem blutüberströmten Mann, nichts für schwache Nerven.
Am Donnerstag, 21. August, wird der Prozess fortgesetzt. Dann sollen nach Angaben von Stefanie Morgenstern, Pressesprecherin des Landgerichts Heilbronn, elf Mitarbeiter von Hänel sowie drei Polizeibeamte aussagen.