Gesangsverein Jagsthausen krempelt Vereinsmanagement um
Team-basiert statt Vorstands-gelenkt: Ein neues Konzept beim Gesangsverein Jagsthausen könnte zukunftsweisend sein.

Der Gesangsverein Jagsthausen erlebt, was derzeit viele Vereine erleben: Der aktuelle Vorstand hört auf, Nachfolger finden sich schwer. „Man ist immer froh, wenn sich jemand meldet“, sagt Elli Vogel, die seit mehr als 30 Jahren im Verein singt und bis zuletzt das Amt der zweiten Vorständin innehatte. Diejenigen, die freiwillig Freizeit für ein Ehrenamt opfern würden, seien rar geworden. „Wie auch in anderen Vereinen will bei uns keiner so viel machen.“ Insbesondere die Jüngeren täten sich schwer, sich Zeit für die ehrenamtliche Tätigkeit freizuschaufeln. „Wir hatten dieses Mal Glück und es hat sich schnell jemand freiwillig gemeldet – aber mit einer neuen Vereinsstruktur.“
Insgesamt 72 aktive Mitglieder im Alter von 35 bis 81 singen derzeit in zwei Chören des Vereins – davon 25 im gemischten Chor und 47 im Chor „Taktvoll“. Doch was tun, wenn sich nur mit Mühe jemand für Vorstandstätigkeiten findet? „Wir haben zufällig erfahren, dass sich ein Musikverein in der Gegend vor ein paar Jahren neu aufgestellt hat – und fanden das Konzept interessant“, sagt Nicole Genz, seit 18. September neue Vorständin des Gesangsvereins Jagsthausen. Die Idee: Statt die Vereinsarbeit vollständig auf den Vorstand abzuwälzen, arbeite man Team-basiert. Jedes Team bekomme drei Teamleiter – oder sogenannte „Teamer“, die gleichberechtigt mit den beiden Vorständen seien. Das neue Konzept werde ab sofort umgesetzt.
Flache Hierarchien und Teamarbeit: "Aufgaben auf möglichst viele Schultern verteilen"
„Wir sind jetzt so organisiert, dass wir die Vereinsarbeit in vier Teams aufgeteilt haben“, erklärt Nicole Genz. Etwa drei Mitglieder kümmern sich ums Team Finanzen, drei ums Marketing und je zehn bis 15 um Verwaltung und Organisation. Wie stark sich jemand einbringe, sei variabel – je nach Bedarf und Zeit. „Jeder kann sich aussuchen, was er gerne macht. Es können auch jederzeit Teammitglieder dazu kommen, zwischen den Teams wechseln oder aufhören.“ Einen Vorstand gebe es zwar weiterhin, dieser könne allerdings die anfallenden Aufgaben an die zuständigen Teams weiterreichen und werde so entlastet. „So kann die Arbeit auf möglichst viele Schultern verteilt werden.“
Seit der Mitgliederversammlung am 18. September steht fest, wer die zwei Vorstände und zwölf Teamer sind – sie alle sind für einen Zeitraum von drei Jahren gewählt worden. „Die Teamer bekommen Aufgaben, die sie in ihren Teams aufteilen können. So werden die Hierarchien flach gehalten“, sagt Nicole Genz. Im Verein sei der neue Ansatz sehr positiv aufgenommen worden. Genz sieht das Konzept als zukunftsweisend, nicht nur im eigenen Verein. „Überzeugungsarbeit hat es schon ein bisschen gebraucht. Es war aber deutlich leichter, Freiwillige zu finden, als bei der herkömmlichen Vereinsstruktur“, betont sie.
Chorsingen in Jagsthausen: Zwei feste Chöre und ein Projektchor beim Gesangsverein
Wer sich fürs Chorsingen in Jagsthausen interessiert, hat die Möglichkeit, mittwochs von 18.20 bis 19.45 Uhr an den Proben von „Taktvoll“ oder im Anschluss von 20 bis 21.30 Uhr an den Proben des gemischten Chors teilzunehmen. Auch gibt es einen Projektchor, der sich einmal im Monat trifft. Alle Interessierten bis 40 Jahre können sich die Termine 19. Oktober und 16. November, jeweils um 18.30 Uhr, vormerken.
Am 28. September lädt der Verein außerdem zu der Veranstaltung „Sing mit“. Dort tritt eine Band auf und jeder, der möchte, kann die Texte auf einer Leinwand verfolgen und Mitsingen. Für Snacks, Getränke und eine kleine Bar ist gesorgt – der Eintritt ist frei. Ein weiterer Programmpunkt, den sich Chor-Fans vormerken sollten: Ein Jubiläumskonzert des Chors zum 175-jährigen Bestehen am 15. November 2025.

Stimme.de