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Mehrere Festnahmen in Holland
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Neue Details zur Geldautomaten-Sprengung in Offenau: Verdächtige bauten Fluchtwagen um 

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Die mutmaßlichen Sprenger des Markthallen-Geldautomaten in Offenau sind bereits gefasst - und sitzen in Holland im Gefängnis. Ein Auslieferungsantrag nach Deutschland läuft.

So sah der Vorraum in der Offenauer Markthalle nach der Sprengung aus.
So sah der Vorraum in der Offenauer Markthalle nach der Sprengung aus.  Foto: Polizei Düsseldorf

Polizei und Staatsanwaltschaft Düsseldorf haben am Montag bei einer Pressekonferenz bestätigt, dass fünf in Holland festgenommene Geldautomaten-Sprenger auch für dieTat in Offenau am vergangenen Donnerstag verantwortlich gemacht werden. Demnach wurden sie noch am selben Abend bei ihrer Rückkehr in den Garagenhof in Boskoop bei Den Haag, von wo aus sie agiert haben sollen, von Spezialkräften der holländischen Polizei überrascht.

Wie Kriminaldirektor Michael Graf von Moltke am Montag in Düsseldorf ausführte, habe einer der Tatverdächtigen flüchten wollen, sei dann aber von einem Polizeihund gestellt und gebissen worden. Jetzt sitzen die Männer im Alter von 30 bis 39 Jahren in Holland in Haft – das Auslieferungsverfahren nach Deutschland läuft.

Geldautomaten-Sprengung in Offenau: Polizei hatte Verdächtige jahrelang im Visier

Nach Angaben des Düsseldorfer Staatsanwalts Daniel Vollmert hatte man die Verdächtigen bereits vier Jahre lang im Visier. An drei Orten – darunter Offenau – bestehe nun aber dringender Tatverdacht. Auf die Nachfrage, ob man denn die Bande nicht bereits vor ihrer mutmaßlich jüngsten Tat hätte hochnehmen können, antworten die Vertreter der Ermittlungsbehörden ausweichend. 

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Zu einsatztaktischen Maßnahmen könnten keine Angaben gemacht werden, sagt Kriminaldirektor Moltke. Es sei jedenfalls nicht so gewesen, dass man vorher von der Tat gewusst habe, sondern im Anschluss den Garagenhof observiert habe, ob die Tatverdächtigen von einem Beutezug zurückkehrten.

Geldautomaten-Sprenger bauten Airbag in Fluchtwagen aus

Den Männern niederländischer Staatsangehörigkeit und nordafrikanischer Herkunft legen die Ermittler eine Vielzahl mindestens 21 Sprengungen oder versuchte Sprengungen zur Last. Wie Zeugen in Offenau bereits schilderten, fuhren die Männer einen hochmotorisierten Audi – einen RS6 Avant. Geldautomaten-Sprenger hatten genau jenes Modell auch schon in der Vergangenheit eingesetzt, weil die Höchstgeschwindigkeit manuell auf mehr als 300 Kilometer pro Stunde erweitert werden kann.

Der Audi sei beschlagnahmt worden, geben die Ermittler am Montag bekannt. Die Airbags seien ausgebaut gewesen – damit sie nicht auslösten, wenn die Täter auf der Flucht von der Polizei gerammt würden, erklärt Staatsanwalt Vollmert. Andernfalls könnten die Täter ihre Fahrt nicht fortsetzen.

Diesen Audi RS6 Avant setzten die mutmaßlichen Täter als Fluchtfahrzeug ein.
Diesen Audi RS6 Avant setzten die mutmaßlichen Täter als Fluchtfahrzeug ein.  Foto: Polizei Düsseldorf

Nach Automatensprengung in Offenau: Polizei sieht Verhaftung als Erfolg an

Düsseldorfs Polizeipräsidentin Miriam Brauns zeigt sich erfreut über den Erfolg ihrer Ermittlungskommission „Limit“. Die Täter hätten es zu ihrem Beruf gemacht, Geldautomaten zu sprengen, sagt sie in aller Deutlichkeit. Es spiele für diese Banden keine Rolle, dass sie unbeteiligte Zeugen einer großen Gefahr aussetzten. In Holland gebe es regelrechte „Schulen“, in denen Automaten-Sprenger ausgebildet würden.

Sprengstoff für Taten stammt offenbar aus Feuerwerkskörpern

Die Explosionen der Automaten führten die Tatverdächtigen nach Erkenntnissen der Polizei mit Sprengstoff aus in Osteuropa oder Italien erhältlichen Feuerwerkskörpern herbei – auch in Offenau, wo die Wucht so groß war, dass die Markthalle stark beschädigt wurde.

Die Täter sollen den Inhalt dieser Feuerwerkskörper für ihre Zwecke entnommen und entsprechend präpariert haben. Es könne sein, dass sie den Sprengstoff sogar in Deutschland erhalten haben – unter Vorspiegelung falscher Tatsachen. Mit entsprechender gewerblicher Erlaubnis sei der Sprengstoff legal zu bekommen. Er wird zum Beispiel bei Lawinensprengungen eingesetzt.

Dieses Foto zeigt das bei der Festnahme der Bande sichergestellte Diebesgut.
Dieses Foto zeigt das bei der Festnahme der Bande sichergestellte Diebesgut.  Foto: Polizei Düsseldorf

Neben Tat in Offenau: Verdächtige für weitere Sprengungen in der Region verantwortlich?

Wie Staatsanwalt Vollmert schildert, könne es durchaus sein, dass die Tatverdächtigen für weitere Sprengungen verantwortlich gemacht werden. Diese Ermittlungsarbeit laufe nun erst richtig an. Ob die Region Heilbronn über die Tat in Offenau hinaus oder inwieweit Hohenlohe betroffen sein könnte – zuletzt gab es solche Sprengungen in Schwaigern, Bad Rappenau, Kupferzell –, sei aktuell noch überhaupt nicht zu sagen.

Der Schlag gegen die hochspezialisierte Bande sei jedenfalls als großer Erfolg zu werten. „Die Festnahme hat sicherlich Eindruck gemacht“ auf Täter aus dieser Szene. Geld wurde ebenfalls sichergestellt – die Männer machten über die Jahre eine Beute in Millionenhöhe. Der Schaden an Gebäude sei aber noch um ein Vielfaches höher, sagt Kriminaldirektor Moltke.

Einer der mutmaßlichen Täter sei bereits wegen Automaten-Sprengungen inhaftiert gewesen, teilen die Ermittler mit. Er saß mehrere Jahre im Gefängnis – und begab sich nach seiner Freilassung erneut ins Milieu.

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