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Bestattungswesen in Obersulm
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Gebühren auf den Friedhöfen in Obersulm steigen deutlich

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Der Kostendeckungsgrad für Bestattungen klettert in Obersulm von 40 auf 50 Prozent. Im Waldfriedhof Ruheforst werden die Entgelte um 15 bis 25 Prozent erhöht. 

Bestattungen - hier der Friedhof in Willsbach - werden ab 2026 in Obersulm deutlich teurer. Auch im Ruheforst steigen die Kosten um 25 Prozent.
Bestattungen - hier der Friedhof in Willsbach - werden ab 2026 in Obersulm deutlich teurer. Auch im Ruheforst steigen die Kosten um 25 Prozent.  Foto: Ralf Seidel

Die gute Nachricht. Hinterbliebene können ihre Verstorbenen aus Obersulm künftig auf jedem der sechs Gemeindefriedhöfe bestatten, so dass die ganze Palette der unterschiedlichen Bestattungsformen zur Auswahl steht. Die Bezirke werden aufgehoben. Die schlechte Nachricht: Die Gebühren steigen zum 1. Januar 2016 deutlich, sowohl für die Friedhöfe in den Ortsteilen wie für den Waldfriedhof Ruheforst.

In den vergangenen fünf Jahren lag der Kostendeckungsgrad im Obersulmer Bestattungswesen im Durchschnitt bei gerade einmal  40,2 Prozent. Deshalb hatte der Gemeinderat die Verwaltung zum Handeln aufgefordert. Die Kosten stiegen, und die Erträge sänken, machte Kämmerin Margit Birkicht deutlich. Sie sah es deshalb an der Zeit, zu reagieren. 

Kostendeckungsgrad von 60 Prozent keine Option

Die Verwaltung hatte zwei Modelle berechnen lassen, ein Modell mit einem Kostendeckungsgrad von 50 Prozent, eines mit 60 Prozent. Letzterer Vorschlag sah sie jedoch als „unverhältnismäßig starke Erhöhung“ an, weshalb sich die Verwaltung für die erste Variante aussprach. Dem folgte der Gemeinderat einstimmig.

Die Bestattung von Kindern bis fünf Jahre, Tot- und Fehlgeburten sowie Ungeborenen bleibt weiterhin kostenlos. Auch das Kindergrab bildet eine Ausnahme. Hier erhöht sich die Grabnutzungsgebühr „nur“ von 500 auf 700 Euro. Würde hier der Kostendeckungsgrad von 50 Prozent herangezogen, wären 1470 Euro zu bezahlen.  

Neue Regelung beim Grabschmuck

In die Friedhofssatzung werden neue Regelungen zu Grabsteinen und Grabschmuck aufgenommen sowie das Verbot, Grabsteine und -einfassungen von Kinderarbeit gefertigt, zu verwenden. Bisher sei Schmückendes auf den Urnengräbern untersagt, berichtete Thomas Schwarz, der für die Friedhöfe zuständig ist. Deshalb müsse der Bauhof oft stark regulierend eingreifen und das Unerlaubte abräumen. Künftig werden „einzelne, kleine Erinnerungsgegenstände“ geduldet. Für Schwarz ein Kompromiss. Im Ruheforst werde Grabschmuck strikter gehandhabt. Alles, was künstlich und bunt sei, werde entsorgt. „Das wird wieder für Kritik sorgen“, ist Schwarz bewusst.

Kosten der Pflege trägt die Gemeinde Obersulm

Mit einem Kostendeckungsgrad von 50 Prozent konnten die Fraktionen mitgehen. Monika Steg (SPD) lobte die Friedhöfe in den Ortsteilen, die zu naturnahen, parkähnlichen Anlagen geworden seien. „Meist pflegefrei für die Angehörigen, aber nicht für die Gemeinde.“

Nach fünf Jahren erhöhen sich auch die Preise für den Ruheforst, dessen Unterhaltungskosten stetig steigen. Und so klettern die Preise für die Ruhebiotope, deren Herstellen und Verschließen um 15 bis 25 Prozent. Die Kosten für die Beisetzung durch die Gemeinde mit und ohne Trauerfreier bleiben stabil, weil kostendeckend.

Auswärtigenanteil im Ruheforst liegt bei 80 Prozent

Der Waldfriedhof im „Paradies“ ist gefragt. Laut Thomas Schwarz erfolgen in der Regel etwa eine Handvoll Bestattungen pro Woche. 80 Prozent der Ruhebiotope werden von Auswärtigen gebucht. Je verkauftes Biotop erhält das Unternehmen Ruheforst für die kommenden 40 Jahre 25 Prozent. „Irgendwann verkaufen wir keine Biotope mehr, aber die Aufwendungen haben wir. So ist das Konstrukt“, erklärte Kämmerin Margit Birkicht. Der Vertrag, aus dem die Gemeinde nicht rauskommt, wurde in der Sitzung erneut kritisiert.

Alexander Heinrich (FWV) wollte einen 50-prozentige Erhöhung der Gebühren. Er stand allein mit seinem Antrag. Mehr als 25 Prozent stimme Ruheforst nicht zu, sagte Birkicht. Ohnehin sei der Obersulmer Waldfriedhof der teuerste Ruheforst in Deutschland. Die Kämmerin widersprach Heinrich, der monierte, dass die Gemeinde kein Geld mit der Bestattungsstätte verdiene. In den vergangenen fünf Jahren lag der durchschnittliche Überschuss bei 178.000 Euro. Während der Vertragslaufzeit von noch 40 Jahren werde der Ruheforst wohl lukrativ sein, ergänzte Birkicht.

Baumkontrollen im Ruheforst sind ein Muss

Die Unterhaltung sei auf das Nötigste begrenzt, so Thomas Schwarz. Allerdings müssten Baumkontrollen sowie die Pflege der Wege und der Andachtsplätze wegen der Sicherheit sein. 

In den ersten fünf Jahren von 2014 bis 2019 wurden 530 Verträge für Ruhebiotope im Obersulmer Waldfriedhof geschlossen. Bis 2024 kamen weitere 783 Verträge hinzu. Der Ruheforst wurde mehrfach erweitert. Die Gemeinde setzt inzwischen auch auf Nachverdichtung. Die Beisetzung im „Paradies“ in Eschenau sei nach wie vor eine kostengünstige Alternative zu klassischen Friedhöfen, heißt es in der Sitzungsvorlage. 

Die günstigste Grabstätte für eine Einzelbestattung in einem Gemeinschaftsbiotop kostet künftig 850 Euro (bisher 750), bei der Wertstufe zwei sind es 200 Euro mehr: 1350 Euro. Für die Nutzungsrechte an einer Grabstätte für Familienbestattung der einfachsten Kategorie fallen 4850 Euro an (bisher 3875).  Dazu kommen 315 Euro (bisher 290) für die Grabherstellung.

Beispiele für die neuen Gebühren auf den Friedhöfen in den Ortsteilen: Die Bestattung in einem Reihengrab für 20 Jahre kostet künftig 3109 Euro (bisher 2448), in einem Urnenwahlgrab für 30 Jahre 4931 Euro (bisher 3564), in einer Urnenstele für 15 Jahre 2414 statt 1743 Euro und in einem Urnengrab unter Bäumen 2831 statt 2084 Euro. Inklusive sind Aussegnungshalle, Aufbahrungszelle und Grabnutzungsgebühren. 

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