Betrug mit Corona-Schnelltests: Schaden in Millionenhöhe im Raum Heilbronn
Corona-Testzentren schießen während der Pandemie wie Pilze aus dem Boden – doch nicht alle Betreiber spielen fair. Millionenbeträge wurden allein in der Region Heilbronn durch Abrechnungsbetrug ergaunert.
Wer im März 2021 an einer Art normalem Leben teilnehmen wollte, war verpflichtet, einen aktuellen negativen Corona-Test vorzulegen. Der Staat traute den eigenen Bürgern offenbar nicht zu, sich selbst ordnungsgemäß und ehrlich zu testen. Privat geführte Corona-Testzentren schossen wie Pilze aus dem Boden. In Hinterhöfen, Garagen, unter Plastikzelten neben Landstraßen oder in angemieteten Ladenflächen konnten sich Bürger das begehrte Testergebnis abholen.
Betrüger verdienen viel Geld mit Corona-Schnelltests – Prozesse im Raum Heilbronn
Die Betreiber – im Hau-Ruck-Verfahren geschult – führten die Tests oft mehr schlecht als recht durch. Der Bund zahlte Material, pro Test erhielten die Betreiber bis zu zwölf Euro. Geprüft wurden sie selten. Die Betreiber meldeten die Zahlen der Getesteten. Schnell keimte der Verdacht auf, dass bei den Zahlen betrogen wurde.
Das Bundeskriminalamt geht davon aus, dass Betrüger etwa 1,2 Milliarden Euro mit falsch abgerechneten Corona-Tests verdienten. In Baden-Württemberg soll der Schaden mindestens 76 Millionen Euro betragen. Nur ein Bruchteil der Betrügereien dürfte aufgeflogen sein.

Auch in der Region mehrten sich Zweifel. Es kam zu Anzeigen und Gerichtsverhandlungen. Spektakulär war ein Fall in Öhringen. Ein Betreiber hatte den Staat um 1,6 Millionen Euro betrogen. Dafür wurde er vom Amtsgericht Öhringen zu zwei Jahren und neun Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Das Amtsgericht Heilbronn verurteilte einen Mann zu zwei Jahren auf Bewährung. Er soll den Staat um 191.000 Euro betrogen haben.
Betrug mit Corona-Schnelltests: Zahlreiche Ermittlungsverfahren bei der Staatsanwaltschaft Heilbronn
Die Staatsanwaltschaft Heilbronn ging vergangenen Herbst von 17 Ermittlungsverfahren aus. Abgeschlossen waren damals 18, die zu mindestens fünf Verurteilungen führten. Beim Amtsgericht werde die Zahl nicht statistisch erfasst, teilt ein Sprecher mit. Es sei zu etlichen Verurteilungen gekommen, meist im Bereich von zwei Jahren. Beim Landgericht Heilbronn ist ein Berufungsverfahren offen. Der Betreiber wurde zu zwei Jahren und acht Monaten Freiheitsstrafe verurteilt.
Das Polizeipräsidium Heilbronn ermittelt in etwa 30 Verfahren für den Stadt- und Landkreis Heilbronn. Teilweise seien die Verfahren abgeschlossen, teilweise noch in Bearbeitung, erklärt ein Sprecher. Die Zahl sei noch nicht abschließend, das es bereits früh keinen Anfangsverdacht gab und die Ermittlungen eingestellt wurden. Eine exakte Schadenssumme könne nicht mitgeteilt werden. „Sie dürfte sich aber im oberen siebenstelligen Bereich bewegen.“

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