Top-Jahrgang
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Frühstart in die Württemberger Traubenlese mit hohen Qualitäten

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Vielerorts beginnt jetzt die Traubenlese: Die Voraussetzungen für einen hervorragenden Jahrgang 2025 sind gut. Die Qualität ist top, aber die Ausbeute nicht so groß wie zunächst gedacht.

Auch Hornissen stehen auf Lemberger.
Auch Hornissen stehen auf Lemberger.  Foto: Krauth, Kilian

Auf Facebook und Instagramm laufen erste Ernte-Videos. Zwischen den Rebzeilen sind hie und da erste Leseteams ganz bei der Sache. Und auf Straßen und Feldwegen kreuzen immer mehr Schlepper mit Traubenzubern auf. „Früher als noch vor drei, vier Wochen gedacht und eine Woche früher als im Vorjahr“, so berichtet Weinbaupräsident Dietrich Rembold, haben manche Wengerter mit der Traubenlese begonnen. Bei den meisten Betrieben im Heilbronner Land und in Hohenlohe steht sie unmittelbar vor der Tür. 

Juli-Regen hat die Reben vor zu viel Trockenstress bewahrt

Nach den Juli-Niederschlägen von bis zu 150 Litern pro Quadratmeter, teils heftigen September-Schauern und dem herrlichen Spätsommer hätten die Trauben auf der Zielgerade zum Herbst „enorm an Reife zulegt“, berichtet Rembold. Gleichzeitig seien die Rebbestände fast durch die Bank „kerngesund“, so dass die Voraussetzungen für  „sehr gute Qualitäten des Jahrgangs 2025 hervorragend“ seien.

Andreas Stutz freut sich über süße Muskaris-Trauben am Heilbronner Gaffenberg.
Andreas Stutz freut sich über süße Muskaris-Trauben am Heilbronner Gaffenberg.  Foto: Seidel, Ralf

Kleine Abstriche macht Rembold bei der Menge, die am Ende mit schätzungsweise 90 bis 100 Liter pro Ar etwas unter dem gesetzlich möglichen Ertrag liegen dürfte: wegen kleinerer Beeren und lockerbeerigen Trauben, aber auch weil viele Wengerter bereits im Vorfeld zur Qualitätssicherung den Traubenbehang ausgedünnt haben.

Wildmuskat vom Amalienhof ist ein absoluter Frühstarter

Einen absoluten Frühstart hingelegt hat einmal mehr das Weingut Amalienhof (Heilbronn/Beilstein), dessen selbst gezüchteter Wildmuskat am 21. August geerntet wurde: mit 91 Grad Oechsle, wie Chefin Sandra Böhringer berichtet. „Ich hatte das gar nicht auf dem Schirm. Sonst war es meistens erst um meinen Geburtstag soweit“, also um den 26. August.

„Wir lesen an diesem Samstag Ortega und Cabernet Dorsa. Nächste Woche sind dann die Aromasorten dran“, erklärt Reinhold Fritz als Chef der Weinkellerei Hohenlohe. „Wenn man die schönen Trauben sieht, geht einem das Herz auf: alles top, alles gesund.“ Interessantes Phänomen: Frühe und späte Sorten seien diesmal fast gleichzeitig reif. Mit dem Klimawandel „kommt heute alles geballter“, weiß der erfahrene Wengerter. Seine Genossenschaft werde den Aufwand der Mitglieder über Sonderprogramme mit „straffer Abstufung“ honorieren. „Bleibt zu hoffen, dass unsere Verbraucher dies auch tun.“

„Geht einem das Herz auf: alles top, alles gesund“

„Am Dienstag legen wir los. Ich freue mich riesig auf einen Top-Jahrgang mit hohen Oechslegraden, gesunden Trauben und guten Aussichten auf einen herrlichen Altweibersommer“, sagt Jürgen Willy von der gleichnamigen Privatkellerei in Nordheim. Anders als viele andere Großbetriebe setze er aus Qualitätsgründen „zu 90 Prozent auf Handlese“. Zwar werde es heutzutage immer schwieriger, Freunde und Verwandte für die Lese zu motivieren, „aber mit Saisonarbeitskräften kommt man schon über die Runden“, auch wenn deren Mindestarbeitslohn von derzeit 12,83 Euro und 13,90 Euro ab 2026 für Helfer aus dem Ausland zu hoch sei. Willy weiß sogar schon, wann alles im Keller ist: „Wir lesen immer 22 Tage.“

So war das Vegetationsjahr 2025 in den Weinbergen

„Es geht spürbar voran“ weiß auch Nicole Dickemann von der Weinbauschule Weinsberg. Innerhalb einer Woche haben die Mostgewichte, also die Zuckerwerte, um bis zu neun Grad Oechsle zugelegt, gleichzeitig sei die Säure gesunken. Nach örtlich teils starken Regenfällen zeigten sich nun erste aufgeplatzte Beeren, „was die Leseplanung stärker in den Fokus rückt“.

Wie der Sauvignon Gris (unten links) sind fast alle Sorten reif für die Lese.
Wie der Sauvignon Gris (unten links) sind fast alle Sorten reif für die Lese.  Foto: Seidel, Ralf

Dickemann spricht von einem wechselvollen Weinjahr 2025. Es habe mit stark schwankenden Temperaturen und einer guten Winterfeuchte begonnen. Der Rebaustrieb im April setzte bis zu 14 Tage später als 2024 ein, lag aber im Zehn-Jahres-Schnitt. Spätfrostschäden blieben anderes als in den Vorjahren aus. Auch der Start in die Blüte sei im Juni weitgehend problemlos verlaufen.

Die Hitzewelle im Juni mit Temperaturen über 37 Grad hätten die meisten Reben, teils auch dank Bewässerung, gut überstanden. In der zweiten Julihälfte sorgte bis zu 150 Liter Niederschlag pro Quadratmeter für Entspannung, punktuell gab es aber auch Hagelschäden. Probleme mit Pilzen und Schädlingen habe es es kaum gegeben. Zuletzt habe die Reifeentwicklung 2025 „stärker angezogen als erwartet“, so dass die Lese sogar eine Woche früher begann als im eh schon frühen Vorjahr.

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