Stimme+
Schülerwettbewerb
Lesezeichen setzen Merken

Wettbewerb Kreative Köpfe im Raum Heilbronn: Freier Lauf für gute Ideen

   | 
Lesezeit  4 Min
Erfolgreich kopiert!

Seit zehn Jahren gibt es den Wettbewerb Kreative Köpfe. Jugendliche entwickeln mit Firmen Prototypen. Teamgeist und Motivation sind dabei gefragt, denn: Aufgeben gilt nicht!

In der Franz-Binder-Schule Neckarsulm fand die zehnte Preisverleihung des Schüler-Wettbewerbs Kreative Köpfe statt.
Fotos: Ralf Seidel
In der Franz-Binder-Schule Neckarsulm fand die zehnte Preisverleihung des Schüler-Wettbewerbs Kreative Köpfe statt. Fotos: Ralf Seidel  Foto: Seidel, Ralf

Den Wettbewerb Kreative Köpfe gibt es nun seit zehn Jahren. Zwar ist aus den Schülern in Neckarsulm, Bad Friedrichshall und Bad Wimpfen noch kein Nobel-Preisträger hervorgegangen, wie der Vorsitzende des Trägervereins, der Neckarsulmer Oberbürgermeister Steffen Hertwig, es sich wünscht. Aber die Grüße der Ehemaligen zeigen, dass aus ihnen durchaus Forscher und selbstständige Unternehmer geworden sind.

Ob Flop oder Mega-Projekt: Die Idee zählt

Am Anfang steht die Projektidee, welche die 14- bis 18-Jährigen mit Mentoren aus den beteiligten Firmen in viel Tüftelei und Kleinarbeit weiter entwickeln. Auch das Scheitern kann am Anfang des Erfolgs stehen. Der Chor der Franz-Binder-Verbundschule in Neckarsulm, wo die Jubiläumspreisverleihung am Dienstag stattfand, zeigte in ihrer bunten und fröhlichen Darbietung: „Mut ist, wenn du wieder aufstehst!“ Ob es nur „ein flüchtiger Trend“ ist oder ein „Mega-Projekt“ draus wird, das weiß am Anfang niemand. Aber wichtig ist, „den Ideen einfach freien Lauf lassen“, wie es Dirk Peters von der ausrichtenden Kreissparkasse (KSK) Heilbronn sagte. Bei der „aktuellen Generation“ vermisse er oft die Kreativität, berichtete der KSK-Vorstand. „Umso mehr freue ich mich, dass die vielen guten Ideen hier eine große Bühne bekommen.“

Ideen fassbar und anfassbar machen

Hertwig betonte: „Die Idee der Kreativen Köpfe ist nach zehn Jahren immer noch so einfach wie kraftvoll: Ideen fassbar und anfassbar machen.“ Wenn „Neugier auf Können“ trifft, gehe es nicht nur um das „Warum?“, sondern auch um das „Warum nicht?“. Hertwig würdigte den im Mai verstorbenen Vorsitzenden der Jury Professor Gerhard Peter.

Als aktueller Vertreter der Jury beleuchtete Markus Schlaeger die Herausforderung, aus den 15 Projekten mit 35 Teilnehmenden die Gewinner der fünf Einzelkategorien und drei Gesamtpreise auszuwählen. Neben der technischen Umsetzung werde auch das Engagement und die Begeisterung der jungen Menschen mit bewertet. In den Rückmeldungen der Mentoren vom Maker Space der Experimenta bis hin zu Firmen wie Audi, die Wettbewerbsleiterin Iris Lange-Schmalz vorlas, wird auch immer wieder die Einsatzbereitschaft und Freude der jungen Tüftler und Tüftlerinnen gelobt.

Verbindungen bestehen noch Jahre nach dem Wettbewerb

Dr. Anna-Katharina Wittenstein, Stiftungsvorsitzende Junge Kreative Köpfe, betonte: „Hier entstehen nicht nur Ideen, sondern auch Verbindungen.“ Deshalb wird in dem sechsmonatigen Prozess auch beobachtet, wie die Teamarbeit funktioniert und die persönliche Entwicklung der jungen Forscher weiter geht.

Man müsse nur „mit offenen Augen durch die Welt gehen“, griff Dirk Peters die Formulierung von Präsentationspreisträger Nikita Romanjuk auf. Auch Geschwister oder die Großeltern waren oft Ideengeber für die immer sehr praxisnahen Projektideen. Teilgenommen haben das Albert-Schweitzer-Gymnasium (ASG), die Hermann-Greiner Realschule (HGR) und die Franz-Binder-Verbundschule Neckarsulm, das Hohenstaufen-Gymnasium Bad Wimpfen, die Otto-Klenert-Schule Bad Friedrichshall und die Josef-Schwarz-Schule.

Gesamtsieger überzeugen mit Erfindergeist

Die Gewinner im Einzelnen: Ein Verkehrsschild oder ein Spiegel in Kopfhöhe kann für Blinde ein kapitales Hindernis sein. So geschehen am Wohnmobil seiner Großeltern, hat Fabian Binnig vom Hohenstaufen-Gymnasium Bad Wimpfen die Idee sehr zielstrebig bei der Audi AG in eine leichte Sensorkappe umgesetzt. „Der funktioniert mit Ultraschall, das habe ich mir bei den Fledermäusen abgeguckt.“ Davon war auch die Jury begeistert und verlieh den Gesamtpreis: „Der Blindensensor ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie Technik konkrete Alltagsprobleme lösen und das Leben von Menschen spürbar verbessern kann. Mit außergewöhnlichem Engagement, viel Eigenleistung und technischem Können hast du eine Cap entwickelt, die blinden Menschen mehr Sicherheit bietet.“ 

Beim zweiten Gesamtpreis stand eine Idee der 89-jährigen Uroma von Felix Herschel am Anfang. „Sie hatte immer Schwierigkeiten, ihre Schuhe anzuziehen und wusste nicht, wohin mit ihrem Gehstock.“ Warum das Ganze nicht kombinieren?, fragte sich der 15-jährige Hermann-Greiner-Realschüler. Mit Mats Hauser entwickelte er den Gehstock 2.0, der einen ausklappbaren Schuhlöffel, integrierte Beleuchtung und gute Handhabbarkeit vereinbart. „Mit viel Einfallsreichtum eine ganz praktische Lösung für den Alltag älterer Menschen“, findet die Jury. Der Prototyp zeige handwerkliches Können, technisches Geschick und echte Eigeninitiative. „Eine pfiffige Idee, erfrischend präsentiert, um die Welt ein Stück besser zu machen.“ 

Die Lesepulte im Albert-Schweitzer-Gymnasium sind „entweder kaputt oder passen in der Höhe nicht“. Diesen Missstand sind Anna Frers und Anna Zidek mit viel technischem Know-How angegangen und haben dafür den dritten Platz ergattert. „Wir haben erst eine Vorlage auf dem Computer gemacht und dann alles komplett selbst gebaut“, berichten die 14-Jährigen. „Der funktionierende Prototyp überzeugt durch Qualität und Nutzerfreundlichkeit“, lobt die Jury. Besonders beeindruckt hat die Mentoren bei Audi auch das „Engagement, Herausforderungen mutig anzupacken und kreative Lösungen zu finden“. Das Produkt wird den Schulalltag deutlich verbessern. „Eure Arbeit ist ein tolles Beispiel für Innovation, die wirklich gebraucht wird – Herzlichen Glückwunsch!“

Weitere Preise für Realisierbarkeit oder die beste Präsentation

Den Preis für die beste Umsetzung hat Laurin Ederle für seinen weiter entwickelten Fahrradanhänger mit Neigefunktion bekommen. Weil das Euphonium seines Bruders in den Kurven immer herauszukippen drohte, hat der Otto-Klenert-Schüler aus Bad Friedrichshall einen beweglichen Anhänger entwickelt, der sich mit Neigetechnik in die Kurven legt und die Fliehkraft überlistet. Mit viel Ausdauer und technischer Neugier habe er seine Idee konsequent verbessert und sich dabei mit dem Maker Space der Experimenta viel technisches Knowhow angeeignet, urteilt die Jury. „Du denkst nachhaltig, suchst nach sinnvollen Lösungen und gehst Herausforderungen mit Erfindergeist an. Dein Anhänger steht für kluge Mobilität.“ 

Bei Verbrennungen und Verätzungen, wie sie im Chemieraum vorkommen können, reicht ein normales Erste-Hilfe-Set nicht aus. Jan Hirth, Emil Hauk und Jan Voßenberg vom Hohenstaufen-Gymnasium Bad Wimpfen haben den Medizinkasten um eine Gel-Flasche für die Sofortversorgung von Verletzungen zum Beispiel mit Säuren erweitert. „Wir haben auch ein Pflaster entwickelt, das mit Aloe beschichtet ist. Das verklebt nicht mit der Wunde“, berichtet Emil Hauk. Mit ihrem bei der Solvay GmbH erstellten Projekt zeigen die Schüler Verantwortungsbewusstsein und Weitblick, so die Jury, die den Preis für Marktfähigkeit verliehen hat. „Ihr habt Risiken erkannt und eine durchdachte Lösung entwickelt, mit der im Notfall schnell und sicher geholfen werden kann.“

Reden kann er gut, deshalb hat sich Nikita Romanjuk auch für den Gemeinderat in Bad Rappenau beworben. Und auch bei den Kreativen Köpfen ist der Schüler des Hohenstaufen-Gymnasiums schon mehrfach dabei gewesen. Nach dem innovativen Tee-Löffel hat Romanjuk nun die „Museale Halterung“ entwickelt und dafür den Preis für die beste Präsentation erhalten. Um Objekte wie uralte Ammoniten schonend zu präsentieren, hat er optimal angepasste Halterungen aus dem 3D-Drucker entworfen. „Einfach mitmachen“, empfiehlt der eloquente Tüftler. Die Umsetzung und vor allem Präsentation beeindruckte die Jury: Mit beeindruckender Fachkenntnis und einem wachen Blick für konkrete Herausforderungen habe er gezeigt, wie aus einer Beobachtung eine durchdachte Lösung werden kann.

Gewinner stellen fest: „Ganz normales Arbeiten macht Spaß.“

In der Kategorie Innovation und Kreativität hat Melih Akarsu den ersten Platz für seine App Kalliope bekommen, die KI-basierte Geschichtenerstellung und -veröffentlichung ermöglicht. Rochelle Bauer wurde für ihre energieerzeugende Fußmatte ausgezeichnet, für Nachhaltigkeit erhielten Alexander Cernyj, Adounis Ismail, Cüneyt Dalli, Olcaytug Demir, Tyrese Schremser, Asya Taflan und Joris Rebscher den Preis für ihre Sitzmöbel aus alten Turngeräten. Beim Werkeln in der Schreinerei Schäfer Wieland stellten die Otto-Klenert-Schüler fest: „Ganz normales Arbeiten macht Spaß.“

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben