Saisonstart fällt ins Wasser: Freibäder offen und keiner geht hin
Regen und Temperaturen unter 20 Grad: Der Mai war für die Freibäder in der Region kein guter. Ins Heilbronner Freibad Neckarhalde kamen 30 Prozent weniger Besucher als im gleichen Zeitraum des Vorjahrs.

Außergewöhnlich warm und überdurchschnittlich viel Niederschlag – so lautet das Urteil von Meteorologen zum Wonnemonat Mai. Von Wonne ist allerdings wenig zu spüren, auch in den Freibädern der Region. Viele haben bereits am 1. Mai die Saison eingeläutet. Doch die fällt bisher sprichwörtlich ins Wasser. Das kommt allerdings von oben.
Keine 4000 Besucher im Bad Rappenauer Rappsodie
„Das Wetter ist im Moment wirklich ein richtiger Alptraum“, fasst Timo Künzel die Situation in Bad Rappenau zusammen. Der Rappsodie-Betriebsleiter kann ob des Dauerregens nur ungläubig den Kopf schütteln. Einen schlechten ersten Monat hat er in den vergangenen Jahren oft erlebt. Auch 2023 sei es nicht sonderlich warm gewesen in den ersten Wochen der Saison. Rund 5300 Besucher kamen damals innerhalb des ersten Monats ins Freibad. „Jetzt sind es ungefähr 3600“, sagt Künzel nach einem Blick in die Statistik. An keinem Tag seien bisher mehr als 300 Gäste auf einmal durch die Drehkreuze gegangen.
Sportschwimmer nutzen den Platz aus
Vor allem Saisonkarteninhaber und Sportschwimmer nutzen die freien Bahnen und springen danach unter die heiße Dusche. Befürchtungen, an die Kapazitätsgrenzen während der anhaltenden Bauarbeiten am Wellenbecken zu stoßen, haben sich nicht bestätigt. Das Becken soll bis zum Beginn der Sommerferien fertiggestellt sein. Bis dahin ist auch die Liegewiese dahinter gesperrt.
Auch ein paar Kilometer weiter in Heilbronn sieht es nicht besser aus. Dort wurde ebenfalls am 1. Mai das Freibad Neckarhalde geöffnet – und konnte seitdem lediglich rund 8000 Besucher begrüßen. „Das sind etwa 30 Prozent weniger als im selben Zeitraum des Vorjahrs“, bilanziert der für die Heilbronner Bäder zuständige Geschäftsführer Erik Mai.
Drei geöffnete Freibäder in Heilbronn - aber wenig Besucher
Nachdem das Freibad in Kirchhausen im vergangenen Jahr aufgrund der angespannten Personalsituation erst Ende Mai und das Freibad Gesundbrunnen erst zu Beginn der Sommerferien geöffnet werden konnten, hätten sich die Stadtwerke Heilbronn besonders bemüht, in diesem Jahr einen frühen Saisonstart in diesen beiden Bädern möglich zu machen, so Mai weiter. Beide Freibäder wurden bereits am 17. Mai geöffnet. „Leider wurden diese Anstrengungen nicht mit dem entsprechenden Freibad-Wetter gekrönt, weswegen die Saison in Kirchhausen und im Gesundbrunnen bisher nur sehr schleppend angelaufen ist.“ Bisher seien in den beiden Bädern insgesamt rund 1000 Badegäste gezählt worden.
In Untergruppenbach wirkt sich die Wettersituation auch auf die Nachfrage aus: Seit dem 1. Mai besuchten 7300 Personen das Freibad. Einen 1:1-Vergleich zum vergangenen Jahr könne man aber nicht ziehen, sagt Bürgermeister Andreas Vierling. Damals wurde erst am 17. Mai eröffnet. „Aber in den zwei Wochen bis zum Monatsende kamen mehr Menschen als im gesamten Mai 2024“, fasst Vierling zusammen. Trotz der ungemütlichen Temperaturen sei das Bad gut frequentiert. Das sei den „treuen Gästen“, vor allem den Sportschwimmern, zu verdanken: „Die genießen den Platz.“
Wassertemperatur liegt bei mindestens 24 Grad
Bang wird Vierling beim Blick in den grauen Himmel nicht: Man könne nichts am Wetter ändern. „Und die Saison steht ja erst ganz am Anfang.“
Öhringen spürt ebenfalls einen deutlichen Besucherrückgang
Knapp 7500 Besucher waren es im Mai vergangenen Jahres im H2Ö, in diesem Jahr etwas über 4300. Das sind rund 40 Prozent weniger. Bäderchef Christian Hanselmann urteilt: „Dem Eindruck der Heilbronner Bäder können wir uns anschließen. Wir sind unter den gewohnten Besucherzahlen und auch unter unserer Erwartung geblieben.“ Dabei hatte Öhringen gewagt, dieses Jahr am 20. April und damit so früh wie noch nie zu öffnen: Als nach dem Saunabrand das Hallenbad im Februar geschlossen werden musste, „wollten wir der Bevölkerung die Möglichkeit bieten, hier zu schwimmen“, so Hanselmann. Da in vergangenen Jahren oft die zweite Aprilhälfte schon frühsommerlich warm war, habe man auch heuer darauf gehofft – vergeblich: „Die große Masse ist ausgeblieben." Etwa 400 Besucher an einem Tag war bislang der Tages-Höchstwert im H2Ö.
Das schlägt sich auch in der Stimmung der Beschäftigten nieder, bei denen die Folgen mehrfacher Schließungen während Corona, der Energiekrise und nach dem Brand „noch nicht ganz verdaut sind“. Hanselmann kümmert sich derzeit besonders um den Zusammenhalt im Team.
Immerhin: „Die Frühschwimmer kommen trotzdem und freuen sich über ein leeres Becken“, weiß der Bäderleiter. Nun bleibt die Hoffnung, dass der Biergarten, wo während der EM Public Viewing ist, zum Publikumsmagneten wird und mehr Menschen ins Freibad zieht.
Bei Niedernhalls Bäder-Verantwortlichen schlagen zwei Herzen in einer Brust
Von Besucherzahlen will Alfons Rüdenauer von der Stadt Niedernhall noch gar nicht berichten: „Bei uns ist auch kein anderes Wetter“, bringt er die Lage auf den Punkt. Seitdem man vor drei Wochen das zweitgrößte Freibad im Hohenlohekreis nach Öhringen geöffnet habe, sei das Wetter durchwachsen. Folglich sei man hinter den Erwartungen zurück. Doch der Mai entscheide noch nicht darüber, wie die Freibadsaison im Gesamten wird: „Das kann man noch gar nicht werten, das kann sich leicht ausgleichen über die ganze Saison. Abgerechnet wird zum Schluss“, weiß der Hauptamtsleiter. Natürlich hätte es besser sein können, aber er sei zuversichtlich für den weiteren Verlauf des Sommers. Seine Mitarbeiter, die nun ihre vollen Arbeitszeitkonten reduzieren, „atmen auch mal durch“.
Mit Blick vom Beckenrand, die Hänge des Kochertals hinauf auf Weinberge und Wälder, kann Rüdenauer dem Wetter sogar Gutes abgewinnen - wobei er den steten Wechsel von Sonne und Regen der vergangenen Wochen meint und nicht Starkregen und Hochwasser der vergangenen Tage: „Für die Natur ist das ganz wichtig, die erholt sich“ nach mehreren Sommern mit ausgeprägten Hitze- und Dürrephasen. Da Rüdenauer gleichermaßen für den Stadtwald wie fürs Freibad verantwortlich ist, befindet er: „Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust.“ Gut sei, dass der Hochwasserschutz am Kocher gehalten und die Flut das Freibad verschont habe.
Künzelsauer Kocherfreibad ist überflutet: Großreinemachen dauert Wochen
Weniger Glück hatte das Kocherfreibad in Künzelsau. Es öffne am 1. Juni, hat die Hohenloher Zeitung zwei Wochen zuvor berichtet: „Vorausgesetzt, das Wetter spielt mit“. Das hat es nun nicht: Ergiebiger Starkregen sorgten am Samstag und Sonntag für Hochwasser. Der Kocher trat über die Ufer und überflutete das Flussfreibad. Normalerweise wird das Flusswasser von Filtern gereinigt, bevor es ins Becken fließt - nun sind Becken und Wiesen mit besonders braunem Dreckwasser überflutet, es zog sich erst ab Montagvormittag zurück, teilt Nicole Okel von der Stadtverwaltung mit.
Nun beginnen Aufräumarbeiten: Treibgut muss abtransportiert, das Bad vom Matsch gereinigt, das Wasser gefiltert werden. Eineinhalb bis zwei Wochen werde das mindestens dauern. Immerhin: An Tagen, an denen das Kocherfreibad geschlossen ist, ist das Hallenbad Tollkün regulär geöffnet. Das gilt nicht nur in dieser Ausnahmesituation, sondern den ganzen Sommer.