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Deeskalation und Augenmaß
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„Kleine Zwischenfälle sind menschlich“ – so wird die Sicherheit im Solefreibad geregelt

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Ein Vorfall im Freibad Neckarhalde in Heilbronn hat die Diskussion über Sicherheit neu entfacht. Wie das Solefreibad in Bad Friedrichshall mit Konflikten umgeht – und welche Herausforderungen die DLRG im Sommerbetrieb meistern muss.


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Ein sonniger Tag, viele Menschen im Wasser – und plötzlich eskaliert die Situation: Drei Männer sollen am Sonntag im Freibad Neckarhalde in Heilbronn auf einen 18-Jähirgen losgegangen sein, ihn eine Treppe runtergestoßen und auf ihn eingetreten haben. Der Vorfall wirft Fragen auf: Wie sicher sind Freibäder? Und wie reagieren die Verantwortlichen auf überfüllte Liegewiesen oder Streit am Beckenrand?

Zusätzliches Sicherheitspersonal im Freibad Bad Friedrichhall an heißen Tagen

Ein Blick nach Bad Friedrichshall zeigt: Im dortigen Solefreibad wird auf Deeskalation, Erfahrung und Augenmaß gesetzt. Ein festes Sicherheitskonzept gebe es nicht, erklärt Alexander Preuss, Werkleiter der Stadtwerke. „Das sei nicht nötig“, sagt er. Spezifische Konzepte würden nur dann aufgestellt, wenn Veranstaltungen außerhalb des regulären Badebetriebs stattfinden – etwa abends, wenn der Beckenrand künstlich beleuchtet wird und die Liegewiese im Dunkeln liegt. Dann gehe es darum, „das Drumherum gefahrenfrei zu regeln“.

Auch im Alltag geht es vor allem um das Miteinander. „Wir haben wenig Zwischenfälle. Das darf gern so bleiben“, betont Preuss. Das Publikum sei homogen, die Stimmung überwiegend friedlich. An besonders heißen Tagen werde zwar zusätzliches Sicherheitspersonal eingesetzt – nicht, weil es zwingend nötig sei, sondern um das eigene Personal zu entlasten. „Wir brauchen alle Augen am und im Becken.“

Ermahnungen gehören im Solefreibad zum ganz normalen Tagesgeschäft

Ansonsten gehöre es zum Tagesgeschäft, Gäste zu ermahnen. Das sei völlig normal. Beispielsweise, wenn Gäste verbotenerweise seitlich vom Beckenrand springen. „Beim ersten Mal gibt’s eine Ermahnung, beim zweiten Mal muss das Freibad verlassen werden. Es geht ja um den Badespaß aller. Da muss man einfach gegenseitig Rücksicht nehmen.“ Konflikte ließen sich nie völlig vermeiden – „das ist menschlich“.

Eine festgelegte maximale Besucherzahl gibt es im Solefreibad nicht. „Das reguliert sich ein Stück weit von allein“, erklärt Preuss. Manche kämen früh morgens zum Schwimmen, andere erst am Nachmittag für zwei Stunden.

Konflikte und kleinere Zwischenfälle sind in Freibädern selten ganz vermeidbar. So setzen Heilbronns Freibäder auf klare Regeln und geschultes Personal, um die Sicherheit zu gewährleisten.
Konflikte und kleinere Zwischenfälle sind in Freibädern selten ganz vermeidbar. So setzen Heilbronns Freibäder auf klare Regeln und geschultes Personal, um die Sicherheit zu gewährleisten.  Foto: Schmidt, Harald

Vorsitzender der DLRG Heilbronn: Bei vollen Bädern lässt sich Notfall schwieriger erkennen

Auch die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) ist im Sommer verstärkt in Freibädern im Einsatz – zur Unterstützung der Bademeister. „Wenn sich jeder an die Regelung hält und auf die Anweisungen des Badepersonals hört, ist es relativ sicher“, sagt Ingo Krämer, stellvertretender Vorsitzender des DLRG-Bezirks Heilbronn. Absolute Sicherheit könne es jedoch nie geben. Gerade wenn es sehr voll ist, werde es schwieriger, einen Notfall zu erkennen – „mehr als einem lieb ist“.

„Absolute Sicherheit gibt es nie“ – DLRG gibt Einblick in Arbeit am Beckenrand 

Die DLRG-Mitarbeitenden seien jedoch geschult und erfahren. Sie stehen beispielsweise nicht nur an einem festen Punkt, sondern bewegen sich ums Becken. „Der Blick aufs Wasser insgesamt ist zielführender als nur einzelne Personen zu beobachten“, betont Krämer. Fällt jemand negativ auf, werde natürlich genauer hingeschaut. Wichtig sei auch, dass die Rettungskräfte stets in Beckennähe bleiben.

Generell gilt: „Man muss konzentriert sein.“ Als Anerkennung gibt es manchmal freien Eintritt außerhalb der Dienstzeiten oder ein Eis zur Abkühlung.

Auch an Seen ist die DLRG präsent, so Krämer. Offiziell seien für den Breitenauer See in Obersulm beispielsweise zwölf Personen pro Einsatz vorgesehen, oft seien es jedoch bis zu 30. „Wir stocken von allein auf.“ Krämer spricht von einer Win-Win-Situation: Dann übernachten die Rettungskräfte gemeinsam in der Wachstation am See – und stärken dabei den Teamgeist.

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