Frauenwirtschaftstag in Heilbronn: Was Frauen über ihre Finanzsituation und Altersvorsorge wissen sollten
Mit Workshops zu Geldanlage, moderner Elternschaft und künstlicher Intelligenz wartet der diesjährige Frauenwirtschaftstag Baden-Württemberg auf dem Heilbronner Bildungscampus auf. Marlene Haupt, Expertin für Altersvorsorge, klärt die Teilnehmerinnen auf.

Insbesondere Frauen sollten in Fragen der Altersvorsorge nicht auf Lösungen der Politik warten, sondern ihre finanzielle Absicherung im Alter jetzt bereits selbst in die Hand nehmen. Den eindringlichen Appell formulierte Dr. Marlene Haupt, Expertin für Altersvorsorge, Gender Gaps und Finanzbildung, zum Auftakt des Frauenwirtschaftstages Baden-Württemberg, zu dem die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) am Samstag auf dem Bildungscampus Heilbronn geladen hatte.

Haupt, die an der Hochschule München Volkswirtschaftslehre und Sozialpolitik lehrt, zeigte in ihrer Eröffnungsrede zum Wirtschaftstag der Frauen auf, dass es in Finanzangelegenheiten nach wie vor einen Geschlechterunterschied gebe. Frauen starteten in der Regel den Aufbau ihrer Altersvorsorge später und verfügten dabei über weniger Kapital. „Das liegt auch daran, dass sie weniger verdienen und häufiger nur teilzeitbeschäftigt sind“, meinte Haupt.
Sichtbarkeit für berufliche und finanzielle Belange der Frauen schaffen
Der Frauenwirtschaftstag – mit dem Motto „stark, fair, gemeinsam“, zum 21. Mal organisiert und wieder vom Wirtschaftsministerium des Landes gefördert – ist nach Angaben von Dr. Yvonne Zajontz weiterhin wichtig, um Sichtbarkeit für die beruflichen und finanziellen Belange der Frauen zu schaffen. Zajontz lehrt an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg und ist deren Gleichstellungsbeauftragte. Sie verwies auf weiter bestehende Ungleichheiten: Der Anteil der Frauen in Führungspositionen der Wirtschaft in Baden-Württemberg liege erst bei 29,1 Prozent, sagte Zajontz. Auch kritisierte sie, dass deutlich mehr Frauen in Teilzeit arbeiteten als männliche Kollegen. In Heilbronn etwa sei der Anteil der Männer in Teilzeitbeschäftigung innerhalb von zehn Jahren lediglich von 8 auf 10 Prozent gestiegen.
Nach Angaben von Zajontz bleibt es das vorrangige Ziel, die wirtschaftliche und finanzielle Situation der Frauen zu stärken, damit sie ihre Zukunft unabhängig gestalten könnten. Der Frauenwirtschaftstag bot hierfür ein halbes Dutzend Workshops, die sich mit Finanzwissen, moderner Elternschaft, Rollenklischees und Geschlechterkampf sowie Selbsttraining und Selbstfürsorge beschäftigten. Große Nachfrage fand vor allem der Workshop zu künstlicher Intelligenz, der Tipps zum „cleveren prompten für die berufliche Weiterentwicklung“ lieferte.
„Ich gehe hier informiert und gestärkt wieder heraus“
Der Wirtschaftstag war nach Angaben der DHBW mit 100 Teilnehmerinnen wieder ausgebucht. Viele der angereisten Frauen begrüßten den gebotenen „geschützten Raum“ für einen thematischen Austausch unter Gleichgesinnten. „Ich gehe hier informiert und gestärkt wieder heraus“, bestätigte Martina Rack, die aus Ilsfeld gekommen war.

Praktischen Nutzen lieferte Referentin Marlene Haupt in ihrer Eröffnungsrede, in der sie dafür warb, dass Frauen sich frühzeitig einen Überblick über den Stand ihrer Altersvorsorge verschaffen sollten. Dazu empfahl sie das neu geschaffene und von der Rentenversicherung verwaltete digitale Portal www.rentenuebersicht.de, in dem sowohl männliche als auch weibliche Nutzer mit wenigen Eintragungen und Klicks konkrete Werte zu ihrer gesetzlichen, betrieblichen und privaten Vorsorge erfahren könnten. Neben der Kontrolle der eigenen Finanzen empfahl Haupt zudem, die persönliche Finanzanlage möglichst zu automatisieren, etwa durch Sparpläne.
Zwielichtige „rosa Finanztipps“ auf Social Media-Kanälen
„Investieren Sie breit gestreut, langfristig, und informieren Sie sich bei neutralen Stellen“, sagte Haupt, die hier auch vor zwielichtigen „rosa Finanztipps“ auf Social Media-Plattformen warnte. Vor allem aber riet sie den Teilnehmerinnen des Wirtschaftstages: „Sprechen sie ungezwungen über ihre Finanzen.“