Der Heilbronner Robert Wunderlich gründete mit Vanessa Velte 2006 den gemeinnützigen Verein „Schenke eine Ziege“. Seitdem kümmert dieser sich um die Entwicklungszusammenarbeit mit Uganda. Der Partner vor Ort ist die Nichtregierungsorganisation Give A Goat Africa. Im Projekt in Uganda arbeiten 44 Einheimische. „Schenke eine Ziege“ hat inzwischen 471 Mitglieder. 2024 zum Beispiel kamen 155.000 Euro an Mitgliedsbeiträgen und Spenden zusammen. Letztere fließen ohne Abzüge nach Uganda. Auch dieses Jahr verkauft der Verein wieder den Ziegenkalender über die Website www.schenke-eine-ziege.de, die weitere Infos zum Projekt enthält.
Fleiner Mädchen und ihr Abenteuer in Afrika
Vor 18 Jahren hat sich ihre Mutter Tina Nikomanis aus Flein als erste Freiwillige im Hilfsprojekt des Heilbronner Vereins in Uganda engagiert. Für ihre Kinder war der zweimonatige Aufenthalt Lernen fürs Leben.

„Ja, es war ein Abenteuer“, sagt Mia. Was die Zwölfjährige mit ihrer vier Jahre jüngeren Schwester in Afrika erfahren durfte, das wird sie wohl ihr ganzes Leben nicht vergessen. Die Eltern haben sie mitgenommen zu einem zweimonatigen Aufenthalt in der Abgeschiedenheit des ländlichen Uganda, wo der Heilbronner Verein „Schenke eine Ziege“ seit knapp 20 Jahren dafür sorgt, dass arme Familien aus dem Kasese-Distrikt in der Nähe der Grenze zum Kongo sich eine Lebensgrundlage schaffen können und Zugang zu Bildung bekommen. Die Mutter der beiden Mädchen, Tina Nikomanis, war vor 18 Jahren als 25-Jährige die erste Freiwillige aus Deutschland vor Ort. Was dort an Entwicklungsarbeit geleistet wird, das wollte die Lehrerin ihren Kindern zeigen.
Mia und Leila bekamen Homeschooling in Uganda
Dass sie dabei fürs Leben lernen, sei auch ein Argument für die Schulleiter der Kinder gewesen, Mia und Leila vom Unterricht freizustellen mit der Maßgabe, dass ihre Mutter Homeschooling in Uganda macht.
Nikomanis, die Vize-Vorsitzende des Vereins ist, und ihr Mann Peri haben die Kinder von klein auf mit an ferne Urlaubsziele genommen. Aber der Aufenthalt in Uganda war etwas anderes. Zumal der Projektstandort in einem Malaria-Hochrisikogebiet liegt. Deshalb waren Prophylaxe sowie tropenmedizinische Impfungen erforderlich. Letztendlich gab für Tina Nikomanis den Ausschlag, dass ihr Mann Arzt ist.

Bescheidene Unterkunft nur mit kaltem Wasser
„Die Hütte war ziemlich klein, nicht mal so groß wie unser Wohnzimmer“, erzählt Mia von der Unterkunft, die sich als Ziegelbau von den Lehmhütten mit Strohdach der Einheimischen unterschied. „Es gab kein warmes Wasser“, berichtet die Gymnasiastin weiter über die Lebensverhältnisse. Mit ihrer Schwester teilte sie sich eine Einzelmatratze. „Ich fand es nicht so gemütlich“, sagt die Zwölfjährige.
Leila hat jedoch gut geschlafen und mochte sogar die Bohnen, die sie sonst nicht isst. Die Tiere auf dem 27 Hektar großen Gelände des Hilfsprojekts haben es den Mädchen angetan, vor allem die jungen Zicklein der Farm.
Die weißen Mädchen waren eine Attraktion
„Manchmal war es für die Kinder anstrengend, weil sie so im Mittelpunkt standen“, erzählt Tina Nikomanis. Denn die weißen Kinder – Leila ist zudem blond – waren eine Attraktion für die Einheimischen. Das erging vor 18 Jahren ihrer Mutter, die damals in Dörfern Aufklärungsarbeit in Sachen Hygiene und Ernährung leistete, genauso.
„Es ist gut, dass man aus seiner Komfortzone herauskommt“, meint Mia. Man kann auch anders leben, hat sie Uganda gelehrt. „Viele Kinder haben gar keine Schuhe“, ist Leila aufgefallen. Dass ihre Mädchen die eigenen Möglichkeiten zu schätzen wissen, das war Tina Nikomanis wichtig. „Man merkt, um glücklich zu sein, braucht es nicht viel.“ Die Leuten strahlten, seien freundlich und hilfsbereit.
In 18 Jahren ist viel aufgebaut worden
Nikomanis freut sich über die Entwicklung des Projekts. 2007 habe es noch keinen Strom gegeben, Wasser nur aus dem Brunnen, die Infrastruktur sei rudimentär gewesen. Inzwischen haben 820 bedürftige Familien eine Ziege von der damals aufgebauten Ziegenfarm erhalten, um eine Zucht zu starten, die ihnen Einkommen bringt.
Die Fleiner haben einen Tag der Ziegenübergabe miterlebt. 53 trächtige Tiere wechselten zu den Projektfamilien, die zuvor 52 Workshops zu Landwirtschaft, Hygiene, Ernährung und Gesundheit absolviert hatten. „Da wurde gebetet, getanzt und gelacht. Das ist wie ein Feiertag“, so Nikomanis.

Schule wird erweitert
Überwältigend war für sie auch, dass die Sekundar- und Handwerksschule, die bei ihrem letzten Aufenthalt 2012 noch im Aufbau war, jetzt von fast 400 Jugendlichen besucht und gerade um ein Labor und eine Bibliothek erweitert wird. Mit den gespendeten 15 Laptops und vier Beamern bildete Nikomanis das Lehrerkollegium in Sachen digitaler Unterricht fort. Ihr Mann evaluierte den Betrieb in der Gesundheitsstation mit 18 Betten.
Der Verkauf der Bohnen von der Kaffeeplantage sowie die Hühnerzucht sollen das Projekt finanziell unabhängiger machen. „Wir wollen Hilfe zur Selbsthilfe“, nennt Nikomanis das Ziel von „Schenke eine Ziege“. Das Projekt solle sich irgendwann selber tragen.