Ein Ort der Gemeinschaft und Gemütlichkeit soll in Flein entstehen
Die Wünsche der Einwohner und die Ergebnisse des Workshops der Beteiligten sind in den Konzeptentwurf für die geplante neue Bibliothek in Flein eingeflossen. Das „öffentliche Wohnzimmer“ soll wertig ausgestattet werden.

Vor knapp einem Jahr war die Fleiner Gemeindebücherei noch versteckt im Untergeschoss des Musiksaals auf dem Schulgelände untergebracht, in bescheidenen Verhältnissen. Mit dem Umzug in die Erlachstraße wurde die Einrichtung sichtbarer. Und siehe da: Die Zahl der Nutzer von rund 1500 hat sich inzwischen um ein Drittel erhöht. Wenn dann in drei Jahren die neue Bibliothek als Herzstück der Neugestaltung des Rathausumfelds steht, dann ist ein weiterer Boom zu erwarten. Zumal beim Konzept groß gedacht wird: ein öffentliches Wohnzimmer als Ort der Begegnung und der Gemeinschaft wird geschaffen. Jetzt präsentierte das niederländische Büro includi den Entwurf. Dieser basiert auf der Einwohner-Umfrage und den Ergebnissen des viertägigen Workshop mit Verwaltung, Gemeindebücherei, VHS und dem Leiter des Gemeindearchivs, Peter Wanner.
„Wir sind alle bestrebt, aus dem Projekt etwas Gewinnbringendes zu machen“, machte Bürgermeister Alexander Krüger den Anspruch deutlich, den der Gemeinderat mitträgt. Einstimmig fiel im Februar das Votum aus, 6,85 Millionen Euro in die Bebauung des Rathausumfelds zu investieren, 4,84 Millionen entfallen auf die Bibliothek. „Bildung soll in den Mittelpunkt der Menschen gerückt werden“, betonte Krüger im Gespräch mit der Heilbronner Stimme. Und Bildung wird zentral, im Kern der neuen Ortsmitte.
Das soziale Miteinander steht in der neuen Ortsmitte in Flein im Fokus
Aat Vos, Kreativdirektor von includi mit jahrzehntelanger Erfahrung in der Konzeptentwicklung für Bibliotheken, nannte die Zielsetzung: einen Ort der Gemeinschaft zu schaffen, die in Flein gelebt wird, einen Ort der Gemütlichkeit mit einzigartiger Atmosphäre, wo sich Menschen zu Hause fühlen, „wo jeder willkommen ist und auch alleine hingehen kann“. Ein Ort der Zugehörigkeit, an dem man gerne Zeit verbringt, nicht nur mit Lesen und Bücher ausleihen. Es geht um das soziale Miteinander, so Vos. „Wir schaffen einen Ort in Flein, zum Ankommen und Entdecken.“
Welche Innenarchitektur es dafür braucht, das stellte Vos in seiner eineinhalbstündigen, hochkomplexen und spannenden Präsentation vor. Die Räte waren davon begeistert. Das Entwurfskonzept, das nun weiter verfeinert wird, beinhaltet die Raumaufteilung bis hin zu Aussagen zu Möblierung, Farben, Materialien und Licht. Selbst die Deckengestaltung ist Teil der Ästhetik.
Keine Trennung, sondern Vermischung von Bücherei und Familientreff
Wichtig ist Vos ein gut zugängliches und sichtbares Gebäude. Der städtebauliche Entwurf der KTH-Architekten sah bisher den Haupteingang zur Bibliothek im Erdgeschoss in der Schulstraße vor. Der Familientreff unter Regie der VHS im Sockelgeschoss sollte vom künftigen Festplatz erreicht werden. Das soll sich ändern – darüber wird weiter mit KTH gesprochen, das sich laut Gerd Krummlauf offen für diese Impulse zeigt.
Einer davon ist die Vermischung beider Bereiche statt klarer Trennung. „Das ist eine Riesenchance für die Bibliothek, die Gemeinschaft und den Platz“, betonte Vos. Und so soll im Eingangsbereich an der Kellergasse eine Selbstbedienungs-Caféteria mit Glasfront platziert werden. Die breite Treppe als gestalterisches Element beginnt mit einer Plattform zum Bespielen – für Vorträge, Lesungen, Musikdarbietungen.
Vielfältige Sitzmöglichkeiten für unterschiedliche Zwecke
Die weitere Änderung ist ein Multifunktionsraum im Erdgeschoss, mit ein Teil des Familientreffs. Die Innenarchitektur ist geprägt von deckenhohen Regalen mit Medien in Greifhöhe und Dekoration, die Fleins Weinbau, Geschichte und Natur widerspiegelt. Auf beiden Ebenen gibt es Aufenthaltsbereiche zur Kommunikation, zum Lesen, Lernen, Arbeiten und Spielen mit vielfältigen Sitzmöglichkeiten. Kinder und Jugendliche haben ihre eigenen Areale. All das ermögliche Identifizierung, so Vos. „Qualität bedeutet, dass man sich ernst genommen fühlt“, sprach er die Wertigkeit der Einrichtung an. Das führe dazu, dass die Nutzer die Verantwortlichkeit für die Umgebung spürten und damit sorgsam umgingen.