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Vom Seestüble in die Staaten: Wirtin verlässt nach 30 Jahren Lokal an der Ehmetsklinge

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Nach Jahrzehnten verändert sich etwas am Seestüble in Zaberfeld. Für viele Gäste kommt der Abschied unerwartet – doch die Entscheidung der Betreiberin hat persönliche Gründe.

Mit einem Lächeln reicht Silvia Sloboda Stammgast Alexander Thom am Tresen des Seestüble einen Aperol Spritz.
Mit einem Lächeln reicht Silvia Sloboda Stammgast Alexander Thom am Tresen des Seestüble einen Aperol Spritz.  Foto: Ferdinand, Ben

Fast wie in einer dramatischen Abschiedsszene in einem Kinofilm schreitet Alexander Thom an der Außentheke des Seestüble in Zaberfeld an der Ehmentsklinge entlang, streicht mit der Hand über den Tresen. „Schade“, sagt der Zaberfelder. „Ich kam immer gerne hierher.“

Grund für seine Enttäuschung ist der bevorstehende Abschied der Seestüble-Betreiberin Silvia Sloboda, die in die Vereinigten Staaten auswandert. Nach 30 Jahren unter ihrer Leitung steht die Kultkneipe, wie Stammgast Thom sie nennt, vor einem Neuanfang.

Seestüble-Wirtin verlässt nach 30 Jahren Zaberfeld in Richtung Amerika

„Es tut mir schon weh, das hier hinter mir zu lassen“, sagt Silvia Sloboda. „Wenn du etwas 30 Jahre lang machst und plötzlich aufhörst, ist es, als würdest du dein Kind weggeben.“ Besonders im Sommer sei das Seestüble ein beliebter Treffpunkt gewesen. „Viele Motorradfahrer, Familien, Wohnmobilreisende und natürlich Stammgäste aus den umliegenden Ortschaften“, seien regelmäßig eingekehrt, erzählt Sloboda. Gerade ihre langjährigen Gäste, wie Thom, reagieren mit Bedauern – verstehen ihren Entschluss jedoch.

Doch warum der Schritt ins Ausland? „Meine Mutter“, sagt Sloboda knapp. „Sie ist 82, hat Demenz und ist gesundheitlich angeschlagen“, erklärt die gebürtige Slowakin. Ihre Schwester lebt bereits seit Langem bei der Mutter in den USA – doch nun wird zusätzliche Unterstützung benötigt. „Sie arbeitet Vollzeit, hat zwei Kinder, und unsere Mutter wird zunehmend pflegebedürftiger. Sie braucht mich“, so Sloboda.

Seestüble-Wirtin wünscht sich „fließenden Übergang mit Betreiberwechsel“

Bis Sloboda in das Flugzeug steigt, wird allerdings noch etwas Zeit vergehen. Es gibt noch einiges zu regeln, wie sie erzählt. Letzte Zahlungen und Papierkram stehen an. „Ich habe Gäste, die vor Kurzem ihr Geschäft abmelden wollten – das hat Monate gedauert“, berichtet sie mit einem gequälten Lächeln. Auch das Grundstück muss noch verkauft werden. Dafür wird erst ein Käufer gesucht. Am liebsten wäre ihr ein „fließender Übergang mit Betreiberwechsel“.

Und drüben in Amerika? Wird es ein amerikanisches Seestüble geben – ein „Searoomle“ vielleicht? Sloboda lacht, wird dann aber ernst. „Erst mal nein“, sagt sie. „Meine Energie ist gerade aufgebraucht.“ Drei Jahrzehnte lang stand die heute 50-Jährige teils täglich von 10 Uhr morgens bis nachts um zwei hinter der Theke. „Das zehrt mit der Zeit“, sagt sie. In Hochzeiten hatte sie drei Angestellte, heute arbeitet sie nur noch zu zweit.

Sloboda steht in der Küche, bereitet internationale Gerichte zu – von Ćevapčići bis Wiener Schnitzel. Bis alles geregelt ist, soll das auch so bleiben. Vier Monate, schätzt sie. Solange kann Alexander Thom noch seinen Aperol Spritz genießen – der endgültige Abschied ist erstmal vertagt.

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