Stimme+
Mehrere Festnahmen
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Brutale Gewalt in Drogenszene: Polizei Heilbronn deckt "erschreckenden Tatplan" auf

   | 
Lesezeit  3 Min
Erfolgreich kopiert!

Zwischen zwei Drogendealer-Banden ist offenbar ein Streit eskaliert, der in zum Teil brutaler Gewalt ausartete. Die Polizei Heilbronn hat sieben mutmaßliche Täter festgenommen. 

Jeweils am frühen Montag- und Dienstagmorgen nimmt die Polizei die Tatverdächtigen im Raum Bad Friedrichshall und im Zabergäu fest.
Jeweils am frühen Montag- und Dienstagmorgen nimmt die Polizei die Tatverdächtigen im Raum Bad Friedrichshall und im Zabergäu fest.  Foto: Polizeipräsidium Heilbronn

Ein Streit zwischen Dealer-Banden im Landkreis Heilbronn eskaliert. "Ein erschreckender Tatplan konnte nur zum Teil umgesetzt werden", heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung von Polizeipräsidium und Staatsanwaltschaft Heilbronn. Offenbar kam es bereits am Mittwoch und Donnerstag, 26. und 27. Juni, zu Auseinandersetzungen zwischen zwei rivalisierenden Gruppierungen im Rauschgiftmilieu. Das zog intensive Ermittlungen der Polizei nach sich.

Bei einem groß angelegten Einsatz am Montag und Dienstag dieser Woche durchsuchten Polizisten im Landkreis Heilbronn Wohnungen im Raum Bad Friedrichshall und im Raum Brackenheim und nahmen Tatverdächtige fest.

Drogendealer im Heilbronner Landkreis: Täter sollen in Bad Friedrichshall Marihuana geklaut haben

Nach Angaben der Ermittler sollen bereits am 26. Juni mehrere maskierte und bewaffnete Personen gewaltsam in eine Wohnung in Bad Friedrichshall-Kochendorf eingedrungen sein. Beim Eintreffen der von Zeugen alarmierten Polizei seien die Tatverdächtigen nicht mehr vor Ort gewesen. Es habe zu diesem Zeitpunkt erste Hinweise auf deren mögliche Identität gegeben. Die Kriminalpolizei Heilbronn nahm daraufhin die Ermittlungen auf.

Das vermutlich bei der Tat benutzte Fahrzeug wurde einen Tag später in Brackenheim entdeckt. Der Pkw hatte erhebliche Beschädigungen, unter anderem an der Frontscheibe und an den Reifen. Die Polizei stellte den Wagen sicher und durchsuchte ihn. Die Ermittler stießen auf Maskierungsmittel sowie ein Pfefferspray, eine Axt und ein Messer.

Mit Machete und Schlagstock bewaffnet auf Schulgelände in Güglingen unterwegs 

Noch am selben Abend im Juni wurden der Polizei mehrere Fahrzeuge auf dem Gelände einer Schule in Güglingen gemeldet. Aus einem Fahrzeug sollen mehrere mit Machete und Schlagstock bewaffnete Personen ausgestiegen und gezielt auf eine Person zugegangen sein, die sich dort aufhielt. Zeugen verständigten die Polizei. Die nahm die Fahndung auf und hielt ein flüchtendes Auto an.

Im Fahrzeug befand sich neben anderen Insassen auch ein mutmaßliches Opfer des Raubüberfalls am Vortag in Bad Friedrichshall. Die Polizei fand außerdem ein Mobiltelefon, Kleinmengen diverser Betäubungsmittel sowie Waffen, darunter einen Elektroschocker, einen Schlagring, Messer, einen Schreckschussrevolver und einen Baseballschläger.

Eingerichtete Ermittlergruppe rekonstruierte den Tatablauf

"Durch umfangreiche verdeckt geführte Maßnahmen durch eine eigens eingerichtete Ermittlungsgruppe konnte nun ein möglicher Tatablauf rekonstruiert und ein Zusammenhang zwischen den beiden Taten hergestellt werden", heißt es in der Pressemitteilung. Demnach soll eine im Bereich Brackenheim agierende Personengruppe, bestehend aus mindestens vier Männern im Alter von 19 bis 30 Jahren, am Abend des 26. Juni nach Bad Friedrichshall gefahren sein. Dort sollen sie maskiert und bewaffnet aus einer Wohnung mehrere, dort gelagerte Kilogramm Marihuana im Wert von rund 25.000 Euro unter Androhung von Gewalt und möglicherweise Einsatz von Pfefferspray geraubt haben. Die Betäubungsmittel sollen durch die Tatverdächtigen im Anschluss an einen bislang nicht bekannten Ort im Raum Brackenheim/Güglingen gebracht worden sein.

Auf einem Mobiltelefon sollen die brutalen Pläne dokumentiert sein 

Die bisherigen Ermittlungen ergaben, dass die ursprünglichen Besitzer des Marihuanas einer Gruppe von mindestens neun Männern im Alter von 18 bis 21 Jahren angehören. Die Gruppierung steht im Verdacht, zumindest seit Juni im Raum Bad Friedrichshall gewerbsmäßig mit Cannabisprodukten zu handeln.

Zudem soll die Gruppierung geplant haben, am 27. Juni zumindest einen der mutmaßlich aus ihrer Sicht Verantwortlichen des Raubüberfalls vom 26. Juni an einer Schule in Güglingen zu entführen und in einer Scheune im Raum Bad Friedrichshall unter Anwendung körperlicher Gewalt, beispielsweise dem Brechen eines Fingers und Bedrohungen mit Waffen, dazu zu bringen, weitere Beteiligte des Raubüberfalls und den Lagerort des entwendeten Marihuanas zu benennen. So wollten die ursprünglichen Besitzer wieder an ihre Drogen kommen.

Kriminalpolizei Heilbronn spricht von erschreckender Brutalität

Diese Pläne seien ausführlich und in einer für die Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei Heilbronn erschreckenden Brutalität abgesprochen worden, heißt es in der Pressemitteilung. In einer Gruppenkommunikation auf dem sichergestellten Mobiltelefon seien die Pläne detailliert beschrieben worden.

Mehrere Personen der genannten Gruppierung soll deshalb am 27. Juni maskiert und mit Hieb- und Stichwaffen wie Machete und Schlagstock bewaffnet in Fahrzeugen zum Gelände einer Schule in Güglingen gefahren sein, wohin sie ihr ausgewähltes Opfer gelockt haben sollen. Da sich entgegen des Plans vor Ort nicht die Zielperson, sondern jemand anderes befand und Anwohnern den Vorgang beobachteten, flüchteten die Tatverdächtigen vor den zwischenzeitlich alarmierten Polizeikräften.

Tatvorwürfe: bandenmäßiger und bewaffneter Handel mit Cannabis, Raub und Geiselnahme

Die Staatsanwaltschaft Heilbronn erwirkte auf Grund der Ermittlungsergebnisse beim Amtsgericht Heilbronn Durchsuchungsbeschlüsse und zahlreiche Haftbefehle gegen Mitglieder beider Gruppierungen. Es besteht der Verdacht des bandenmäßigen und bewaffneten Handeltreibens mit Cannabis in nicht geringer Menge sowie des besonders schweren Raubes und versuchte Geiselnahme.

In dieser Woche am Montag und Dienstag, 5. und 6. August, nahm die Polizei insgesamt sechs Männer im Alter von 18 bis 30 Jahren fest. Bei den Durchsuchungen der Wohnungen stellten sie umfangreiches Beweismaterial sicher. Ein Haftrichter des Amtsgerichts Heilbronn erließ Haftbefehl. Die Tatverdächtigen wurden in verschiedene Justizvollzugsanstalten gebracht. Ein weiterer Beschuldigte wurde gestern festgenommen, nachdem er aus dem Urlaub zurückkehrte. 

Nach Angaben von Polizeisprecher Frank Belz besitzen die mutmaßlichen Täter im Alter von 18 bis 30 Jahren die deutsche, türkische, syrische, tschechische und kosovarische Nationalität sowie die deutsch-russische und deutsch-italienische.

Wie Ermittlungsbehörden sich zum Fall äußern

Fred Söhner, Leiter der Kriminalpolizeidirektion Heilbronn, sagte: „Wir gehen gegen solche gruppenbezogenen Straftaten im Zusammenhang mit illegalem Rauschgifthandel und Gewalttaten konsequent vor.“ Oberstaatsanwalt Martin Renninger ergänzte, dass dieser Fall zudem eindrücklich zeige, dass der Schwarzmarkt für Cannabis nach wie vor floriert.

Laut Polizeisprecher Belz zeigen die Vorkommnisse, dass trotz der Teillegalisierung des Haschischkonsums der illegale Schwarzmarkt weiter vorhanden ist. Daran würden auch legale Anbaumöglichkeiten für Cannabis nichts ändern.

Kommentare öffnen
Nach oben  Nach oben