Drei Jahrzehnte für die Heilbronner Stimme im Bottwartal unterwegs
Wolfgang Seybold hört nach 30 Jahren als freier Mitarbeiter der Heilbronner Stimme auf. Dieses Hobby hat dem Beilsteiner eine ganz neue Welt eröffnet.

Wie viele Artikel er im Laufe von knapp 30 Jahren für die Heilbronner Stimme geschrieben hat, kann Wolfgang Seybold gar nicht sagen. Auf der Festplatte seines PC hat „sey“ alle Texte seit 2008 gespeichert. Das ist nur ein Bruchteil seines Gesamtwerks. Die Laufbahn des Beilsteiners als freier Mitarbeiter begann 1996. Schleichend hat der 78-Jährige jetzt seine Tätigkeit, die er immer zuverlässig und mit viel Freude erfüllt hat, auslaufen lassen. Der pensionierte Lehrer wird bei den Veranstaltungen und Gemeinderatssitzungen im Oberen Bottwartal als Berichterstatter fehlen, ebenso wie als örtlicher Ansprechpartner in allen Belangen der Zeitung.
„Es hat sich mir eine neue Welt eröffnet“, blickt Seybold zurück. Andere malten, für ihn sei das Schreiben für die Zeitung ein kreatives Hobby gewesen. „Ich habe viele Menschen kennengelernt, die Situation in der Stadt, ich habe hinter die Kulissen schauen und Hintergründe recherchieren können“, zählt er auf, was ihm diese Tätigkeit gegeben hat. „Sie hat uns wirklich bereichert, auch als Paar“, blickt er zu seiner Frau Ingrid, die ihn gerne zu Festen und kulturellen Veranstaltungen begleitete.
Aus dem TGV-Schriftführer wurde der Lokalreporter
Der dreifache Vater und fünffache Opa empfahl sich quasi selbst für den „Job“. Weil 1996 niemand zur TGV-Jahresfeier kommen konnte, verfasste er als Schriftführer einen Text und schickte ihn an die Zeitung. Was er schrieb, gefiel dem für Beilstein und Oberstenfeld jahrzehntelang zuständigen Redakteur Joachim Kinzinger. Er wollte Seybold anheuern, und der sagte kurzentschlossen ja. „Das können Sie“, habe Kinzinger ihn ermuntert. Seybold spricht sehr wertschätzend von seinem Mentor, der leider viel zu früh starb. Kinzinger habe ihn immer motiviert, Rückmeldung und Tipps gegeben. Die Verbindung war eine besondere.
Seybold hat seinen ersten Einsatz nicht vergessen: Es war eine Feuerwehrübung in Farnersberg. Dort traf er erstmals auf Werner Kuhnle. Ein Dream-Team war geboren. Seybold lieferte die Texte, Kuhnle die passenden Fotos von hoher Qualität. „Wir pflegen heute noch eine gute Freundschaft“, sagt der Beilsteiner über den freien Fotografen.
Die Begegnung mit Menschen war Wolfgang Seybold wichtig
„Porträts und Ortsspaziergänge habe ich besonders gerne gemacht“, erzählt Seybold, der im Frohsinn Billensbach singt, Mitglied in der TGV-Abteilung Gesang und in der Stadtkapelle ist. Durch den Job lernte er viele Menschen kennen, diese Begegnungen waren ihm wichtig. Er selbst wurde zum bekannten Gesicht. „Bis heute bin ich noch gerne gesehen“, freut sich der Lokalreporter über die Akzeptanz und Wertschätzung. Auch in Oberstfeld hätten sich Beziehungen entwickelt. Erst vor kurzem rief ihn Mundartdichter Hanns-Otto Oechsle wieder einmal an.
Über die freie Mitarbeit gelangte der Grund- und Hauptschullehrer, der in Beilstein und Ilsfeld unterrichtete, zum Gemeinderat seiner Heimatsstadt. Bei der Berichterstattung kam er auf den Geschmack. „Da muss ich mitreden“, sagte er sich. Zehn Jahre, bis 2009, war er FDP-Stadtrat.
Eine Weihnachtsgans mit Knödel und Rotkraut als Dankeschön
„Wir haben die Hochzeit der Zeitung und des Lokaljournalismus erlebt“, meint Seybold angesichts der Veränderungen in der Medienwelt. Es gebe nicht das eine Highlight, das er herausstellen will, aber eine Anekdote hat er doch parat. Neujahrsbrezelbacken bei der Bäckerei Nestel in Oberstenfeld lautete der Auftrag für Seybold/Kuhnle. Werner Nestel schenkte den beiden nach getaner Arbeit eine Weihnachtsgans in einer Warmhalteverpackung mit Soße, Knödel und Rotkraut. Das ließen sich die Ehepaare Seybold und Kuhnle schmecken.

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