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Landgericht Heilbronn
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Kochendorfer Doppelmord-Prozess: Verletztes Opfer bleibt für immer blind

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Im Kochendorfer Doppelmord-Prozess berichtete ein Chirurg des Heilbronner SLK-Klinikums über den Zustand des Mannes, dem der Angeklagte in den Kopf geschossen haben soll. Wie es dem Betroffenen jetzt geht.


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Wie oft das verletzte Opfer inzwischen operiert worden ist, konnte der Oberarzt für Neurochirurgie am Heilbronner SLK-Klinikum im Zeugenstand der ersten Schwurgerichtskammer gar nicht sagen. An drei großen Eingriffen sei er selbst beteiligt gewesen. Neben einer Verletzung am rechten Unterarm habe der Geschädigte eine schwere Kopfverletzung gehabt. „Der rechte Augapfel war zerstört“, sagte der Arzt. Hirnblutungen seien aufgetreten. Im Hirngewebe hätten sich Entzündungen entwickelt. Nervenwasser im Kopf musste abgelenkt werden, so der Oberarzt.

Doppelmord-Prozess in Heilbronn: zwei Menschen erschossen und einen schwer verletzt?

Ob die Hypophyse langfristig geschädigt ist, sei noch nicht sicher. Nach Rücksprache mit dem Chef der Augenklinik sei aber klar, dass er mit dem verbleibenden Auge nicht wieder sehen werde. Die Verbindung zwischen Netzhaut und Sehnerv sei zerstört. „Wir müssen hier von einer Blindheit sprechen“, sagte der Oberarzt.

Zwei Menschen soll der Angeklagte in der Bad Friedrichshaller Zahnradfabrik Hänel erschossen haben. Einen weiteren soll er schwer verletzt haben. Die Anklage wirft ihm unter anderem zweifachen Mord vor.
Zwei Menschen soll der Angeklagte in der Bad Friedrichshaller Zahnradfabrik Hänel erschossen haben. Einen weiteren soll er schwer verletzt haben. Die Anklage wirft ihm unter anderem zweifachen Mord vor.  Foto: Seidel, Ralf

Der 53 Jahre alte Angeklagte B. im Bad Friedrichshaller Doppelmord-Prozess soll dem Geschädigten das angetan haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, am 7. Januar um 17.43 Uhr zwei seiner Kollegen im Pausenraum der Bad Friedrichshaller Zahnradfabrik Hänel erschossen und einen weiter Mann schwer verletzt zu haben.

Angeklagter im Doppelmord-Prozess nimmt Schilderungen regungslos auf

Der Beschuldigte hatte bereits an einem vorangegangenen Verhandlungstag über seine Anwälte ausrichten lassen, er könne sich weder an den Zeitraum rund um die Tat noch an die Tat selbst erinnern. Ein Waffenexperte des Landeskriminalamts (LKA) stellte am selben Verhandlungstag seine ballistische Auswertung vor. Dabei kam er zu dem Ergebnis, dass die Schüsse im Pausenraum mit der Waffe des Angeklagten abgegeben wurden.

Die Schilderungen des Oberarztes nahm der Angeklagte am Donnerstag regungslos auf. Ebenso wie die Aussagen eines Tierarztes, den der Beschuldigte vor rund zehn Jahren in seinem Wohnort Seckach (Neckar-Odenwald-Kreis) offenbar völlig unverhofft angegriffen und geschlagen haben soll. Zuvor soll B. den Rückspiegel am Fahrzeug der Ehefrau des Tierarztes kaputtgeschlagen haben.

Doppelmord-Prozess in Heilbronn: Tierarzt berichtet von gewalttätigem Angriff des Angeklagten

Für den Seckacher Tierarzt und dessen damaliger Ehefrau gibt es für diese Eskalation nur eine Erklärung. „Er dachte wohl, ich hätte ihn angezeigt“, so der Tiermediziner. Der Veterinär hatte den Verdacht, dass B. seinen Hund schlage. Die Dogge sei überängstlich gewesen und habe Hämatome aufgewiesen, so der Fachmann. Als er den Angeklagten darauf angesprochen habe, sei dieser nicht wieder in die Tierarztpraxis gekommen.

„Seckach ist ein Kuhdorf“, sagte der Tierarzt. So hätten die Leute darüber geredet, dass der Angeklagte seinen Hund misshandle. Immer wieder soll der Hund geheult haben, habe man im Ort gesprochen, so der Tierarzt vor der Schwurgerichtskammer. Mutmaßlich hat ihn jemand angezeigt. „Ich war das aber nicht“, so der Zeuge.

Bei Täter-Opfer-Ausgleich wegen Schlägen sagt der Angeklagte kein Wort

Bei der Ehefrau des Tierarztes habe sich B. wegen des zerstörten Spiegels entschuldigt. Beim geschlagenen Tiermediziner dagegen nicht. Zwar habe es im Rahmen eines Täter-Opfer-Ausgleichs ein Zusammentreffen gegeben. Gesprochen habe aber nur eine Sozialarbeiterin. „Sie sagte, dass es ihm leid tut.“ Der Angeklagte selbst habe kein Wort gesagt. „Ich dachte, ich bin im falschen Film“, sagte der Tierarzt.

Der Angeklagte ist offenbar mehrfach gewalttätig geworden. So soll er im Laufe der Jahre bei unterschiedlichen Arbeitgebern bereits mehrere Kollegen geschlagen haben.

Seit Ende Juli muss sich ein 53 Jahre alter Mann aus Seckach vor der Schwurgerichtskammer des Heilbronner Landgerichts verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, am 7. Januar in der Bad Friedrichshaller Zahnradfabrik Hänel zwei seiner Kollegen erschossen und einen weiteren schwer verletzt zu haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm deshalb unter anderem Mord in zwei Fällen und versuchten Mord vor. Die Kammer hat vorerst 18 Verhandlungstage angesetzt. Der Prozess dauert voraussichtlich mindestens bis Mitte Dezember. 

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