Die Oberlinger-Orgel ist 5,3 Tonnen schwer, sie ist fünf Meter hoch, 3,60 Meter und 3,51 Meter breit. Optisch passe sie in die Mariä-Himmelfahrt-Kirche, sonst wäre die denkmalschutzrechtliche Genehmigung nicht erteilt worden, sagt Kirchenmusiker Peter Hawighorst. Das Instrument verfüge über eine moderne Spieltechnik. Registermischungen könnten vorprogrammiert und auf Knopfdruck abgerufen werden, nennt er einen weiteren Vorteil. "Der Klangfarbenreichtum ist deutlich vielfältiger", ergänzt er. So genannte Streicherstimmen, die das bisherige Instrument nicht hatte, seien besonders für romantische Musik gut geeignet.
Die Orgel in der katholischen Kirche in Talheim hat ausgedient
Das Instrument ist reparaturanfällig und hat inzwischen technische Mängel. Jetzt ist der Abbau erfolgt. Das Gotteshaus bekommt eine gebrauchte, modernere Orgel in sehr gutem Zustand. Die Kirchengemeinde sammelt Spenden.

Etwa ein Dutzend Ehrenamtliche aus der katholischen Kirchengemeinde haben die Empore geräumt, die Bestuhlung abgebaut und die Orgelbänke demontiert. Zusammen mit der Orgelbaufirma Rensch haben die Helfer die Königin der Instrumente in der Mariä-Himmelfahrt-Kirche in Talheim auseinandergenommen und die Pfeifen abtransportiert. Die großen Teile gehen in die Altmetallverwertung, die kleineren Pfeifen sind separiert worden. Sie sollen verkauft werden. Die Einnahmen, wie auch die des Recyclings, dienen als Finanzbausteine für die neue Orgel. Es ist eine gebrauchte, die ab Oktober ins Gotteshaus eingebaut wird.
Diejenigen Pfeifen, die für die Erweiterung des künftigen Instruments benötigt werden, gelangen in die Rensch-Werkstatt nach Lauffen. Da Bauteile im hinteren Teil der Kirche gelagert werden, ist diese bis kurz vor Weihnachten tagsüber geschlossen. Die Vorabendmessen samstags und der Sonntagsgottesdienst finden jedoch weiterhin statt.
Orgel hatte Hänger und produzierte Heuler
Sowohl Michael Donnerbauer, Pfarrer der Seelsorgeeinheit St. Franziskus Lauffen, als auch Organist Peter Hawighorst sind mit der Lösung zufrieden. "Ich freue mich", sagt Hawighorst, der 45 Jahre lang auf dem alten Instrument gespielt hat. Immer mehr hat es nachgelassen. "Die Technik war teilweise noch von der Vorgängerorgel", so der Organist. Und die habe Probleme bereitet. Die Luftführung sei undicht geworden, die Elektronik und die Windversorgung hätten nicht mehr richtig funktioniert. In trockenen Sommern habe die Orgel Hänger gehabt und Heuler produziert, Pfeifen, die er gar nicht spielen wollte, sind ertönt.
Die Orgel sei wartungsbedürftig gewesen, so Pfarrer Donnerbauer. Auch das Material des Instruments von 1965 sei nicht sehr hochwertig gewesen. Es auseinanderzunehmen und komplett zu sanieren, dafür hätte man eine neue Orgel kaufen könnten. "Und dann hat man immer noch das alte Instrument", gibt der Seelsorger zu bedenken. Eine Neuanschaffung könne sich die Kirchengemeinde, die aufs Geld schauen müsse, nicht leisten. Donnerbauer nennt eine Summe von 575.000 bis 600.000 Euro. "Es war klar, das geht nicht." Die in der Seelsorgeeinheit zentral gelegene Talheimer Kirche, die historisch wichtig sei, sei ein wichtiger Ort für die Kirchenmusik.
Suche im Internet erfolgreich
Deshalb hat die Kirchengemeinde im Internet bei Gebrauchtorgelhändlern recherchiert, schlussendlich ist Peter Hawighorst fündig geworden in einer evangelischen Kirche in Kaiserslautern, die aufgegeben worden ist. Er, die Firma Rensch und der Orgelsachverständige, der Heilbronner Kirchenmusikdirektor Michael Saum, haben sich das Instrument von 1993 angeschaut. "Sie waren begeistert vom Zustand und der Qualität", erzählt der Pfarrer. Und auch vom Preis: 89.000 Euro. Das Votum des Kirchengemeinderats ist einstimmig getroffen worden. Donnerbauer ist bei einem gebrauchten Instrument auch der Nachhaltigkeitsaspekt wichtig. Zwei Register der alten Orgel werden in die gebrauchte eingebaut, die zudem ein weiteres Register erhält. Da die Empore statisch mit T-Trägern aus Stahl aufgerüstet werden muss, summieren sich die Kosten mit Ab-, Um- und Aufbau laut Donnerbauer auf rund 330.000 Euro. Ein Drittel müsse über Spenden finanziert werden.
Bisher sind durch die Spendenaufrufe schon 25.000 Euro aus der gesamten Seelsorgeeinheit zusammengekommen. "Das ist ein Gemeinschaftsprojekt", betont Donnerbauer. Zudem kommt eine monatliche Sonderkollekte in den sieben Kirchen der Anschaffung zugute. Nachgedacht wird über Patenschaften für ein Register, über den Verkauf ausgedienter kleiner Pfeifen, über Schlüsselanhänger, Glückwunschkarten und Mikrofasertücher mit Aufdruck, zählt Donnerbauer auf.
Investition in die Zukunft
Die Oberlinger-Orgel aus der Versöhnungskirche Kaiserslautern ist für Donnerbauer und Hawighorst eine Investition in die Zukunft. "Sie wird wahrscheinlich noch 80 Jahre ihren Dienst tun", sagt der Pfarrer. Die Orgelweihe sei fest geplant für die Adventszeit.