Im Juli 2025 verkauften die HNV-Abo-Center insgesamt 59.426 Deutschlandtickets, darunter 12.723 Deutschlandtickets, 7.444 Deutschlandtickets Job und 39.259 Jugendtickets. Der Preis des Deutschlandtickets Jugend BW liegt aktuell bei 39,42 Euro. Vor der Erhöhung lag der Preis bei 30,42 Euro. Die Nachfrage steigt. Beim Kreis-Verkehr Schwäbisch Hall etwa lag der Zuwachs des Deutschlandtickets zum Abo zuletzt bei 12,5 Prozent.
Deutschlandticket-Preis steigt: So reagieren HNV und Fahrgastvertreter aus der Region
Die Reaktion beim HNV auf die Verteuerung des Deutschlandtickets auf 63 Euro ist verhalten. Ein Pro-Bahn-Sprecher zeigt sich aber zufrieden.
Martin Mäule, Geschäftsführer des Tarifverbunds Heilbronner Hohenloher Haller Nahverkehr (HNV) hat die Diskussion um die Finanzierung des Deutschlandtickets berufsbedingt genau verfolgt. Nach der Sonderkonferenz der Verkehrsminister der Länder in München steht fest: Von 58 Euro derzeit steigt der Preis im kommenden Jahr auf 63 Euro.
Mäule hatte dringend auf eine Entscheidung gehofft. „Wir waren in der Situation, dass wir für 2025 keine gesicherte Finanzierung haben.“ Jetzt wertet er die Entscheidung als Schritt in die richtige Richtung. Doch einiges ist noch unklar. „Die Erhöhung allein reicht zur Finanzierung nicht aus. Da ist noch eine Lücke. Bund und Länder müssten noch einiges drauflegen.“ Dass sich die Steigerungen ab 2027 am Kostenindex orientierten, sei gut und entspreche einer Forderung des HNV.
Oliver Paul von Pro Bahn über neuen Preis des D-Tickets: Für Nutzer ist das top
Oliver Paul vom Fahrgastverband Pro Bahn Region Schwäbisch Hall Hohenlohe hatte sich keine Illusionen gemacht. „Die Vorstellung, dass der Preis gleich bleibt, war illusorisch.“ Mit dem aktuellen Ergebnis ist er zufrieden. „Für Nutzer ist das top. Die Erhöhung ist im Rahmen.“ Treibstoff, Löhne, Anschaffungskosten für Fahrzeuge stiegen eben. Auch die Sicherung des Tickets bis 2030 begrüßt er.

1,5 Milliarden Euro zahlt der Bund fürs Deutschlandticket, 1,5 Milliarden die Länder. Wie die Finanzierungslücke, die vor der Entscheidung auf zwischen 0,7 und 1,4 Milliarden Euro geschätzt wurde, geschlossen wird, ist noch offen. HNV-Chef Mäule befürchtet: Bis man mehr wisse, „das dauert länger“. Doch die Umsetzung der neuen Vorgabe braucht Zeit. „Bis Ende des Monats sollten wir Klarheit haben, um alles bis Januar organisieren zu können,“ so Mäule. Das wird knapp.
Gleichwohl sei eine Erhöhung des Preises schade für die Kunden, hatte er im Vorfeld der Entscheidung klargemacht. Trotzdem: Einen Fortbestand des Angebots findet er begrüßenswert. Es sei gut am Markt eingeführt, der Kunde habe sich daran gewöhnt.
D-Ticket: HNV-Leiter befürchtet Rückgang der Nachfrage durch Preiserhöhung
Mäule rechnet damit, dass die Erhöhung einen Rückgang der Nachfrage mit sich bringt. „Den hatten wir auch, als der Preis zuletzt von 49 auf 58 Euro gestiegen ist.“ Leute, die im Homeoffice arbeiteten und nicht täglich Bahn und Bus nutzten, prüften genau, welche Lösung für sie die kostengünstigste sei.
Rund 60.000 Deutschlandtickets hat der HNV im Juli 2025 verkauft. Mit 58 Euro im Monat autofrei mobil sein, das ist für viele ein Argument. Kostet ein Abo-Ticket für das gesamt HNV-Netz doch 121 Euro. Für die Zone A, also für Heilbronn, liegt es bei 67 Euro.
Manche Bahnstrecken wie die von Stuttgart nach Würzburg sind völlig überlastet
Dieter Albrecht, Planer beim Kreis-Verkehr Schwäbisch Hall, weist auf ein weiteres Problem hin. „Die Nachfrage hat zugenommen. Aber die Finanzierung des Deutschlandtickets gibt es nicht her, dass die Kapazitäten erhöht werden.“ Die Folge: Strecken wie die von Stuttgart nach Nürnberg oder von Stuttgart nach Würzburg werden sehr stark in Anspruch genommen. Auch solche in die bayerische Alpenregion seien betroffen. „Am Wochenende etwa Fahrräder mitzunehmen, ist ausgeschlossen. Besonders wenn Züge ausfallen, sind die verbleibenden völlig überfüllt, die Menschen sitzen auf dem Boden.“
Deutschlandticket läuft jetzt bis 2030
Deutschlandticket und die seitherige Tarifstruktur existieren derzeit parallel. „Alle Abos abzuschaffen, den Schritt wagt derzeit keiner. Weil bislang niemand wusste, ob irgendwann Schluss ist mit dem Deutschlandticket.“ Jetzt läuft es bis 2030. In Schwäbisch Hall gibt es vereinzelt Kunden, die ein Abo nutzen, selbst wenn es teurer ist. Sie schätzen, dass sie damit mehrere Personen mitnehmen können und eine Mobilitätsgarantie haben. Heißt: Wer mit dem Zug strandet, bekommt die Taxifahrt finanziert. „Wobei wir das aus Kulanz auch beim Deutschlandticket machen.“
Petra Schulz vom VCD Landesverband Baden-Württemberg spricht für die Bus- und Bahnfahrer. Sie sieht die Verteuerung des Deutschlandtickets kritisch. „Das führt doch zu weniger Nutzern.“ Im Sinne der Finanzierbarkeit sei es besser, Preise stabil zu halten oder zu senken, um mehr Menschen für den ÖPNV zu gewinnen. Auch die Kommunen würden durch weniger Flächenverbrauch und mehr Mobilitätsteilhabe ihrer Bürger profitieren. „Mobilität sollte viel stärker über den öffentlichen Verkehr organisiert werden. Wir plädieren für den Ausbau, gerade in Ballungsgebieten aber auch im ländlichen Raum.“
Deutschlandticket für Mitarbeiter: Noch unklar, wie Stadt Heilbronn verfährt
Wie die Stadt Heilbronn bei einer potenziellen Preiserhöhung verfährt, ist noch offen. Nach der Erhöhung müssten entsprechende Beschlüsse gefasst werden. Derzeit sponsert die Stadt das Deutschlandticket für ihre Mitarbeiter so, dass diese nur einen Eigenanteil von fünf Euro tragen. „Mit 1900 Nutzern ist das Angebot beliebt“, sagt Tilo Schilling, Leiter des Personal- und Organisationsamtes der Stadt Heilbronn.