Im Juli 2025 verkauften die HNV-Abo-Center insgesamt 59.426 Deutschlandtickets, darunter 12.723 Deutschlandtickets, 7.444 Deutschlandtickets Job und 39.259 Jugendtickets. Der Preis des Deutschlandtickets Jugend BW liegt aktuell bei 39,42 Euro. Vor der Erhöhung lag der Preis bei 30,42 Euro. Die Nachfrage steigt. Beim Kreis-Verkehr Schwäbisch Hall etwa lag der Zuwachs des Deutschlandtickets zum Abo zuletzt bei 12,5 Prozent.
Unklarheit über die Zukunft des Deutschlandtickets bereitet in Heilbronn Probleme
Verkehrsexperten in der Region Heilbronn und Hohenlohe plädieren für die Zukunft des Deutschlandtickets. Derzeit beraten die Verkehrsminister in München über eine mögliche Verteuerung des Angebots.
Martin Mäule, Geschäftsführer des Tarifverbunds Heilbronner Hohenloher Haller Nahverkehr (HNV) verfolgt die Diskussion um die Finanzierung des Deutschlandtickets berufsbedingt genau. Derzeit beraten die Verkehrsminister der Länder dazu in München, für 14.30 Uhr ist eine Pressekonferenz anberaumt. Die Zeichen stehen auf Preiserhöhung: von 58 Euro derzeit auf potenzielle 62 oder 64 Euro.
Mäule hofft dringend auf eine baldige Entscheidung. „Wir sind in der Situation, dass wir für 2025 bislang keine gesicherte Finanzierung haben“, sagt er.
Zukunft des Deutschlandtickets ungewiss: HNV weißt auf Probleme hin
1,5 Milliarden Euro zahlt der Bund, 1,5 Milliarden die Länder. Wie die Finanzierungslücke, die zwischen 0,7 und 1,4 Milliarden Euro geschätzt wird, geschlossen wird, ist derzeit offen. Die Unklarheit darüber wie es weitergeht, bereitet nicht nur in Heilbronn erhebliche Probleme. Schließlich brauche auch die Umsetzung Zeit. „Bis Ende des Monats sollten wir Bescheid wissen, um alles bis Januar organisieren zu können,“ so Mäule. „Wir freuen uns über jede Lösung.“
Gleichwohl sei eine Erhöhung des Preises schade für die Kunden. Doch ein Fortbestand des Angebots findet er begrüßenswert. Es sei gut am Markt eingeführt, der Kunde habe sich daran gewöhnt.
HNV-Geschäftsführer: Erhöhung würde Rückgang der Nachfrage mit sich bringen
Mäule rechnet damit, dass eine Erhöhung einen Rückgang der Nachfrage mit sich bringt. „Den hatten wir auch, als der Preis zuletzt von 49 auf 58 Euro gestiegen ist.“ Leute, die im Homeoffice arbeiteten und nicht täglich Bahn und Bus nutzten, prüften genau, welche Lösung für sie die kostengünstigste sei.

Rund 60.000 Deutschlandtickets hat der HNV im Juli 2025 verkauft. Mit 58 Euro im Monat autofrei mobil sein, das ist für viele ein Argument. Kostet ein Abo-Ticket für das gesamt HNV-Netz doch 121 Euro. Für die Zone A, also für Heilbronn, liegt es bei 67 Euro.
Manche Züge sind wegen des Deutschlandtickets extrem überfüllt
Dieter Albrecht, Planer beim Kreis-Verkehr Schwäbisch Hall, weist auf ein weiteres Problem hin. „Die Nachfrage hat zugenommen. Aber die Finanzierung des Deutschlandtickets gibt es nicht her, dass die Kapazitäten erhöht werden“, sagt er. Die Folge: Strecken wie die von Stuttgart nach Nürnberg oder von Stuttgart nach Würzburg werden sehr stark in Anspruch genommen. Auch solche in die bayerische Alpenregion seien betroffen.
„Am Wochenende etwa Fahrräder mitzunehmen, ist ausgeschlossen. Besonders wenn Züge ausfallen, sind die verbleibenden völlig überfüllt, die Menschen sitzen auf dem Boden.“
Den Schritt, die alte Tarifstruktur im ÖPNV abzuschaffen, wagt derzeit keiner
Die aktuelle Planungsunsicherheit führt dazu, dass das Deutschlandticket und die seitherige Tarifstruktur parallel nebeneinanderher existieren. „Alle Abos abzuschaffen, den Schritt wagt derzeit keiner. Weil niemand weiß, ob 2027 Schluss ist mit dem Deutschlandticket.“ In Schwäbisch Hall gibt es vereinzelt Kunden, die ein Abo nutzen, selbst wenn es teurer ist. Sie schätzen, dass sie damit mehrere Personen mitnehmen können und eine Mobilitätsgarantie haben. Heißt: Wer mit dem Zug strandet, bekommt die Taxifahrt finanziert. „Wobei wir das aus Kulanz auch beim Deutschlandticket machen.“
Petra Schulz vom VCD Landesverband Baden-Württemberg spricht für die Bus- und Bahnfahrer. Sie sieht eine potenzielle Verteuerung des Deutschlandtickets kritisch. „Das führt doch zu weniger Nutzern.“ Im Sinne der Finanzierbarkeit sei es besser, die Preise stabil zu halten oder zu senken, um mehr Menschen für den ÖPNV zu gewinnen. Auch die Kommunen würden durch weniger Flächenverbrauch und mehr Mobilitätsteilhabe ihrer Bürger profitieren. „Mobilität sollte viel stärker über den öffentlichen Verkehr organisiert werden. Wir plädieren für den Ausbau, gerade in Ballungsgebieten aber auch im ländlichen Raum.“
Wie die Stadt Heilbronn bei einer Preiserhöhung des Deutschlandtickets verfährt
Wie die Stadt Heilbronn bei einer potenziellen Preiserhöhung verfährt, ist noch offen. Derzeit sponsert sie das Deutschlandticket für ihre Mitarbeiter so, dass diese nur einen Eigenanteil von fünf Euro tragen. „Mit 1900 Nutzern ist das Angebot beliebt“, sagt Tilo Schilling, Leiter des Personal- und Organisationsamtes der Stadt Heilbronn. „Sofern sich die Kosten erhöhen, wird sich die Stadt dann damit beschäftigten, wenn Betrag feststeht. Danach können die entsprechenden Beschlüsse herbeigeführt werden,“ so Schilling.